Günterfürst

Günterfürst
Stadt Erbach
Koordinaten: 49° 38′ N, 8° 59′ O
Höhe: 320 (310–345) m ü. NHN
Fläche: 4,08 km²[1]
Einwohner: 767 (30. Juni 2014)[2]
Bevölkerungsdichte: 188 Einwohner/km²
Eingemeindung: 31. Dezember 1971
Postleitzahl: 64711
Vorwahl: 06062

Günterfürst ist ein Stadtteil von Erbach im südhessischen Odenwaldkreis.

Geografie

Das offenes Dorf Günterfürst mit unregelmäßigem Grundriss liegt bei doppelseitiger Gehängelage im Buntsandstein-Odenwald, ca. 2,5 km südöstlich von Erbach. Es ist umgeben von einer hochgelegenen Rodungsinsel zwischen Mümling und Mossaubach auf 320 m ü. NHN.[1] Das Gebiet des Stadtteils besteht aus der Gemarkung Günterfürst mit einer Fläche von 408 Hektar,[3], davon sind 170 Hektar Wald.[1] Die Ortslage befindet sich auf 310 bis 345 m ü. NHN und der höchste Punkt der Gemarkung ist der 441 m hohe Geisberg.

An den Stadtteil Günterfürst grenzen, von Norden beginnend, im Uhrzeigersinn, die Erbacher Stadtteile Elsbach, Lauerbach, Schönnen, Haisterbach, die Mossautaler Ortsteilw Hüttenthal und Unter-Mossau. Der Ort ist über die Kreisstraße 46 erreichbar. Diese zweigt von der Bundesstraße 45 zwischen Schönnen und Lauerbach in westlicher Richtung ab.

Geschichte

Ortsgeschichte

Das Bestehen des Ortes ist unter dem Namen Gundersfirst seit 1347 urkundlich bezeugt. Der Name ist zurückzuführen auf einen Eigennamen und das Wort „First“, was Bergrücken bedeutet.

Günterfürst gehörte zum Amt Erbach der Grafschaft Erbach, die mit der Mediatisierung 1806 Teil des Großherzogtums Hessen wurde. Ab 1822 gehörte Günterfürst zum Landratsbezirk Erbach, ab 1852 zum Kreis Erbach (ab 1939: „Landkreis Erbach“), der – mit leichten Grenzberichtigungen – seit 1972 Odenwaldkreis heißt. Nach Auflösung des Amtes Erbach 1822 nahm die erstinstanzliche Rechtsprechung für Günterfürst das Landgericht Michelstadt wahr, ab 1879 das Amtsgericht Michelstadt.

Günterfürst wurde im Zuge der Gebietsreform in Hessen zum 31. Dezember 1971 auf freiwilliger Basis in die Stadt Erbach eingemeindet.[4][5] Für Günterfürst wurde ein Ortsbezirk errichtet.[6]

Verwaltungsgeschichte im Überblick

Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Günterfürst angehört(e):[1][7][8]

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Günterfürst: Einwohnerzahlen von 1829 bis 2023
Jahr  Einwohner
1829
  
153
1834
  
156
1840
  
222
1846
  
287
1852
  
266
1858
  
217
1864
  
252
1871
  
250
1875
  
260
1885
  
287
1895
  
302
1905
  
327
1910
  
330
1925
  
373
1939
  
361
1946
  
521
1950
  
438
1956
  
340
1961
  
374
1967
  
422
1970
  
462
1980
  
?
1990
  
?
2000
  
?
2011
  
750
2014
  
737
2023
  
735
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; Zensus 2011[10]; Stadt Erbach

Einwohnerstruktur 2011

Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag, dem 9. Mai 2011, in Günterfürst 750 Einwohner. Darunter waren 27 (3,6 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 99 Einwohner unter 18 Jahren, 273 zwischen 18 und 49, 177 zwischen 50 und 64 und 201 Einwohner waren älter.[10] Die Einwohner lebten in 240 Haushalten. Davon waren 54 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 96 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 48 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 165 Haushaltungen lebten keine Senioren.[10]

Politik

Ortsbeirat

Für Günterfürst besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Günterfürst) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82 HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung gebildet. Der Ortsbeirat besteht aus fünf Mitgliedern.[6] Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat Günterfürst 43,24 %. Alle Kandidaten gehörten der Bürgerliste Günterfürst an.[11] Der Ortsbeirat wählte Christopher Walther zum Ortsvorsteher.[12]

Bräuche

Jedes Jahr in der Weihnachtszeit vom 1. bis 24. Dezember gibt es das traditionelle Adventsfenster. An den 24 Adventstagen schmückt immer eine Familie ein Fenster des Hauses weihnachtlich aus. Die Bürger treffen sich dann in den Abendstunden mit Kind und Kegel. Es gibt Glühwein und Gebäck und es werden Weihnachtslieder gesungen und Gedichte vorgetragen.

Verkehr

Günterfürst wird für den überörtlichen Verkehr durch die Kreisstraße K 46 erschlossen, die von der Bundesstraße 45 im Mümlingtal zu diesem Ort hinaufführt und nach der Ortsdurchfahrt in dem südlich benachbarten Haisterbach endet. Die Buslinie 34 der Odenwald-Regional-Gesellschaft (OREG) stellt den öffentlichen Personennahverkehr sicher.

  • Stadtteil Günterfürst. In: Webauftritt. Stadt Erbach;
  • Günterfürst. Ortsgeschichte, Infos. In: www.guenterfuerst-odw.de. Private Website, archiviert vom Original;.
  • Günterfürst, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).

Anmerkungen und Einzelnachweise

Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Mediatisierung infolge der Rheinbundakte.
  3. Das Großherzogtum Hessen war von 1815 bis 1866 Mitglied des Deutschen Bundes. Ein Staatenbund ehemaliger Territorien des Heiligen Römischen Reichs. Er gilt als gescheiterter Versuch einer erneuten Reichsgründung.
  4. Trennung zwischen Justiz (Landgericht Michelstadt) und Verwaltung.
  5. Infolge Bismarcks Politik.
  6. Infolge des Ersten Weltkriegs.
  7. Im Zuge der Gebietsreform 1938 wurde die Provinz Starkenburg aufgelöst.
  8. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Günterfürst, Odenwaldkreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 8. Juli 2014). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Einwohnerstatistik. In: Webauftritt. Stadt Erbach, archiviert vom Original am 24. September 2015; abgerufen im Mai 2016.
  3. Gemarkung Günterfürst. In: GEOindex. Abgerufen im Februar 2025.
  4. Gemeindegebietsreform Hessen; Zusammenschlüsse und Eingliederung von Gemeinden vom 29. Dezember 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1972 Nr. 3, S. 84 ff., Punkt 94, Abs. 75 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 6,0 MB]).
  5. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 358 (Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF; 41,1 MB]).
  6. a b Hauptsatzung. (PDF; 16 kB) § 4. In: Webauftritt. Kreisstadt Erbach, abgerufen im Januar 2025.
  7. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  8. Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 1. Großherzoglicher Staatsverlag, Darmstadt 1862, OCLC 894925483, S. 43 ff. (Google Buch).
  9. Gesetz über die Aufhebung der Provinzen Starkenburg, Oberhessen und Rheinhessen vom 1. April 1937. In: Der Reichsstatthalter in Hessen Sprengler (Hrsg.): Hessisches Regierungsblatt. 1937 Nr. 8, S. 121 ff. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 11,2 MB]).
  10. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 36 und 90, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 11. Juli 2021;.
  11. Ortsbeiratswahl Ortsbezirk Günterfürst. In: Votemanager. Kreisstadt Erbach, abgerufen im Januar 2025.
  12. Ortsbeirat Günterfürst. In: Ratsinfosystem. Kreisstadt Erbach, abgerufen im Januar 2025.