Gülpe

Gülpe
Gemeinde Havelaue
Koordinaten: 52° 44′ N, 12° 13′ O
Postleitzahl: 14715
Vorwahl: 033872
Gülpe (Brandenburg)
Gülpe (Brandenburg)
Lage von Gülpe in Brandenburg
Dorfkirche

Gülpe ist ein Ortsteil der Gemeinde Havelaue im Landkreis Havelland in Brandenburg. Er liegt direkt am Gülper See und grenzt an einen Havelarm. Es leben dort rund 160 Menschen.[1]

Bauten und Geschichte

Im Westen der Gemarkung Gülpe, unmittelbar an der Havel, befindet sich ein slawischer Burgwall, der Pilatsch, der Burgstall einer vormaligen hölzernen Niederungsburg aus dem Frühmittelalter.

1441 wurde Gülpe erstmals urkundlich erwähnt. Um 1725 war es im Besitz der Adelsfamilie von der Hagen.[2] Das Dorf brannte am 27. August 1767 infolge von Unachtsamkeit vollständig ab. Die Backstein-Dorfkirche des wiederaufgebauten Fischerdorfes stammt aus dem Jahr 1885.[3] In der Kirche befindet sich eine vollständig erhaltene Orgel des Wittstocker Orgelbauers Friedrich Hermann Lütkemüller, die aber nicht mehr spielbar ist.[4]

Im Zweiten Weltkrieg wurden 33 Männer als Soldaten eingezogen, davon sind 17 Soldaten gefallen. Vor dem Krieg lebten in Gülpe etwas über 100 Menschen. Im Mai 1945 lebten in Gülpe über 400 Menschen. Neben Gülpern lebten im Dorf Ausgebombte, Flüchtlinge aus den deutschen Ostprovinzen, Schwarzmeerdeutsche, jeweils etwa 20 Fremdarbeiter und Kriegsgefangene. Anfang Mai 1945 zogen deutsche Soldaten einzeln oder in Gruppen durch den Ort, um auf einer in den letzten Apriltagen gebauten Behelfsbrücke die Havel zu überqueren, um die Elbe zu erreichen und bei den Amerikanern in Kriegsgefangenschaft zu kommen. Vor dem Übergang über die Havel warfen viele Soldaten ihre Waffen und Munition weg. Ein zurückgelassener Verpflegungswagen wurde von Gülpern geplündert. Gülpe besetzte eine polnische Einheit. Es kam zu massiven Verbrechen. Mehrere Männer, darunter der Ortsgruppenführer der NSDAP, starben. Zwei Frauen erhängten sich. Es kam zu Einzel- und Gruppenvergewaltigungen. Im Sommer 1945 übernahm eine sowjetische Einheit den Ort. Es kam zu weiteren Vergewaltigungen.[5]

Siehe auch Liste der Baudenkmale in Havelaue.

Bis zum 31. Dezember 2001 war Gülpe eine eigenständige Gemeinde.[6]

Sonstiges

Gülpe gilt als einer der Orte in Deutschland mit der geringsten nächtlichen Lichtverschmutzung,[7] so dass der Ort mit dem Naturpark Westhavelland 2014 als erster deutscher Sternenpark ausgewiesen wurde.[8]

In Gülpe besteht eine ökologische Station der Universität Potsdam, die insbesondere der Vogelbeobachtung am Gülper See dient.[9]

Commons: Gülpe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Süddeutsche Zeitung. 22. Juni 2013, S. V2/7.
  2. So dokumentiert im Kirchenbuch von Möthlitz
  3. Dorfkirche Gülpe - Urlaub im Havelland - Naturpark und Sternenpark Westhavelland. Abgerufen am 15. Februar 2024.
  4. Kirche Gülpe auf www.rhinow.de, abgerufen am 29. April 2015
  5. Tod und Terror im Havelland: Das Ende des Zweiten Weltkrieges am dunkelsten Ort Deutschlands. In: ZDF heute. 9. Mai 2025, abgerufen am 10. Mai 2025.
  6. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2001
  7. Bericht bei n-tv, abgerufen am 19. September 2014
  8. Bericht im Generalanzeiger vom 10. Februar 2014, abgerufen am 22. März 2024
  9. www.blaues-band.de: Ortsinformation Gülpe, abgerufen am 28. April 2015