Gérard Jaquet

Gérard Jean Charles Jaquet (* 12. Januar 1916 in Malakoff, Département Hauts-de-Seine; † 13. April 2013 im 13. Arrondissement (Arrondissement des Gobelins), Paris) war ein französischer Politiker der Section française de l’Internationale ouvrière (SFIO), der unter anderem zwischen 1957 und 1958 Minister für die Überseegebiete sowie zuletzt von 1979 bis 1984 Vizepräsident des Europäischen Parlaments war.

Gérard Jean Charles Jaquet, Sohn eines Postinspektors und einer Lehrerin, begann nach dem Besuch des Lycée Lakanal und des Lycée Buffon ein Studium der Medizin an der Universität von Paris und nahm nach dessen Abschluss eine Tätigkeit als Arzt auf. Während des Studiums engagierte er sich im Verband sozialistischen Studenten und war 1939 deren Sekretär und Vertreter im Nationalen Komitee der Sozialistischen Jugend (Les Jeunes Socialistes). Als Arzt wurde er 1940 demobilisiert, schloss sich der Résistance an und beteiligte sich nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Zweiten Weltkrieg an der Gründung der Sektion der Arbeiter-Internationale SFIO (Section française de l’Internationale ouvrière) im Untergrund. 1942 fungierte er neben Daniel Mayer^[1] als stellvertretender Generalsekretär der Untergrund-SFIO. 1944 wurde er Mitglied des Pariser Befreiungskomitees und 1945 Mitglied des Exekutivkomitees der SFIO.

Am 21. Oktober 1945 wurde er für die SFIO im Département Seine zum Mitglied der Verfassunggebenden Versammlung (Assemblée constituante) gewählt und gehörte dieser beziehungsweise ab November 1946 der Nationalversammlung (Assemblée nationale) nach seinen Wiederwahlen am 2. Juni 1946, am 10. November 1946, am 17. Juni 1951 und am 2. Januar 1956 bis zum 5. Dezember 1958 an, wobei er sich der Fraktion der Sozialisten SOC (Groupe socialiste) anschloss und seit 1946 für den sechsten Wahlkreis des Département Seine gewählt wurde. Zugleich war er zwischen 1952 und 1956 als Vertreter des Parlaments Mitglied der Gemeinsamen Versammlung der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), eine Vorläuferinstitution des Europäischen Parlaments, sowie einer der Autoren der Zeitschrift Gauche Européenne („Europäische Linke“), die seit 1953 von der Sozialistischen Bewegung für die Vereinigten Staaten von Europa MSEUE (Mouvement Socialiste pour les États-Unis d’Europe) herausgegeben wurde.

Im Kabinett Mollet fungierte er vom 1. Februar 1956 bis zum 21. Mai 1957 als Staatssekretär für Information beim Premierminister (Secrétaire d’État à la Présidence du Conseil, chargé de l’Information) und gehörte zum engen Mitarbeiterstab von Premierminister Guy Mollet.^[2] Am 13. Juni 1957 wurde er als Minister für die Überseegebiete (Ministre de la France d’Outre-Mer) in das Kabinett Bourgès-Maunoury berufen und bekleidete dieses Ministeramt zwischen dem 6. November 1957 und dem 14. Mai 1958 auch im darauf folgenden Kabinett Gaillard.^[3] 1963 wurde er als Nachfolger von Pierre Herbaut Leiter der sozialistischen Zeitung Le Populaire und bekleidete diese Funktion bis zu seiner Ablösung durch seinen bisherigen Stellvertreter Claude Fuzier^[4] 1965.

Bei der Europawahl in Frankreich am 10. Juni 1979 wurde Gérard Jaquet für die aus der SFIO hervorgegangenen Sozialistischen Partei PS (Parti socialiste) zum Mitglied des 1. Europäischen Parlamentes gewählt und gehörte diesem in der ersten Legislaturperiode (1979–1984) als Mitglied der Sozialdemokratischen Fraktion an. Während dieser Zeit war er vom 18. Juli 1979 bis zum 13. Juli 1984 Vizepräsident des Europäischen Parlaments und des Präsidiums des Europäischen Parlaments sowie des Weiteren vom 20. Juli 1979 bis zum 15. Oktober 1981 Mitglied des Ausschusses für Entwicklung und Zusammenarbeit, zwischen dem 26. September 1979 und dem 17. September 1981 des Ausschusses für Geschäftsordnung und Petitionen sowie zuletzt vom 1. September 1981 bis zum 23. Juli 1984 Mitglied des Politischen Ausschusses.^[5]

Nach seinem Tode im Alter von 97 Jahren wurde er auf dem Friedhof des Pariser Quartier du Petit-Montrouge beigesetzt.

• Gérard Jaquet. Homepage der Nationalversammlung, abgerufen am 27. August 2025 (französisch).