Feston



Das Feston (IPA: [][1][2], ; Plural: die Festons; deutsch für „Blütengehänge“, früher auch Gehänke[3]) ist ein Ornament, bei dem an einer feinen Schnur aufgereihte Blätter entweder senkrecht herabhängen oder in leicht durchgeschwungenen Bögen wie Girlanden angebracht sind.[4] Der aus dem Französischen stammende Begriff geht auf das Lateinische festum zurück, was Feierlichkeit, Feier oder Fest bedeutet und auf den ursprünglichen Sinn als dekoratives Element verweist.[5]
Vorkommen
Festons treten im 4. Jahrhundert v. Chr. in der hellenistischen Baukunst auf. Sie können als Versuch gedeutet werden, vergänglichen Fruchtgebinden, die als Opfergaben gereicht wurden, eine festere Form zu geben, wie der Ara Pacis des Augustus zeigt, wo ein Fruchtgebinde zwischen Stierschädeln aufgehängt ist.[6] Stark verbreitet sind sie in der römischen Villenarchitektur als Mosaik, Stuck oder Wandmalerei. Als Verzierung an repräsentativen Vasen oder Grabmalen wird dieses Element auch in der Neuzeit vielfach verwendet. Im 18. (Zopfstil) und 19. Jahrhundert gehörte es zum ornamentalen Repertoire repräsentativer Wohnraumgestaltung überhaupt. Im Klassizismus besteht es offenbar in Anspielung auf die Bekränzung antiker Helden oft aus Lorbeerblättern, in der Gründerzeit erscheint es an vielen Hausfassaden.
Festons sind ein in nahezu allen Kunstgattungen der bildenden und der angewandten Kunst verbreitetes Ornament, insbesondere in der Architektur und Raumausstattung. Als Feston wird auch eine arkadenförmige Bordüre zur Verzierung von Textilien bezeichnet.
Charakteristik
Dieses rein dekorative Element nimmt in der Architektur, der Wand- und Dekorationsmalerei, als Tapetenmotiv und an Möbeln und Goldschmiedearbeiten zumeist die Form einer als Relief gestalteten oder einer gemalten Girlande (zum Beispiel in Trompe-l’œil-Manier) mit einem oder mehreren locker durchhängenden Bögen an, deren Enden herunterhängen können. Oft werden sie auch als Fruchtgehänge gestaltet.[7] In der Regel ruht diese Girlande auf zwei oder mehreren nur vermeintlich stützenden Elementen, in der Antike beispielsweise auf den Schädeln von Löwen, Widdern oder Stieren, in der Neuzeit auf Kapitellen. Seltener sind freihängende Festons.[8]
Die das Feston bildende Girlande wird in vielen Motiven ausgeführt, nach denen Band-, Blumen-, Blüten-, Blatt- und Früchtefestons unterschieden werden können. Beliebte Blattmotive sind Lorbeer-, Eichenlaub- und Weinranken.
Textilien
Außer in der vorstehenden, an architektonischen Elementen und Mobiliar verbreiteten Form tritt das Feston auch als arkadenförmige Bordüre zur Verzierung von Textilien wie Tisch-, Bett- und Nachtwäsche, Taschentüchern, Gardinen, Kleidungsstücken usw. auf. Dabei handelt es sich um handgearbeitete oder mechanisch gefertigte Posamente, die in den unterschiedlichsten Techniken ausgeführt werden. So gibt es beispielsweise geklöppelte, gehäkelte, gestrickte und im Festonstich gestickte Festonbordüren.
Gartenkunst

In der barocken Gartenkunst wurden Bäume als Formgehölz so geschnitten und gebunden, dass sie zu eine Girlande bildeten. Ein erhaltenes Beispiel ist die 270 Meter lange Festonallee aus fast 70 holländischen Linden, die zum Schloss Bothmer bei Klütz führt.[6][9]
Begriffliche Unterscheidung
Das Wort Feston hat sich fälschlicherweise auch für die Umkränzung eines runden Bildes eingebürgert, deren korrekte Bezeichnung Ringgirlande lautet. Solche Umkränzungen wurden im 17. Jahrhundert vielfach in einer wahrscheinlich durch Daniel Seghers eingeführten Sonderform des Girlandenbildes verwendet.
Siehe auch
- Bukranion
- Girlandenbild
- Zopfstil
- Die Früchtegirlande (Gemälde von Rubens)
Literatur
- Beatrice Härig: Was ist eigentlich ein Feston? In: Monumente Heft 5/2023, S. 29.
- Adolf Ernst Napp: Bukranion und Guirlande. Beiträge zur Entwicklungsgeschichte der hellenistischen und römischen Dekorationskunst. Bechstein, Wertheim am Main 1933, DNB 570946492 (Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde einer Hohen Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls Universität zu Heidelberg 1930, 49 Seiten).
- Herbert Rudolph: Blütengehänge. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. II, 1942, Sp. 959–961. (Online auf rdklabor.de, abgerufen am 4. Januar 2024)
Weblinks
- BauNetz Wissen – Beschreibung, Sammlung von Bildern, Prof. Dr.-Ing. Susanne Junker, Berlin
Einzelnachweise
- ↑ Stefan Kleiner et al.: Duden Aussprachewörterbuch. Der Duden in zwölf Bänden, Band 6. 7. Auflage. Dudenverlag, Berlin 2015, ISBN 978-3-411-04067-4, S. 367.
- ↑ Eva-Maria Krech, Eberhard Stock, Ursula Hirschfeld, Lutz Christian Anders: Deutsches Aussprachewörterbuch. 1. Auflage. Walter de Gruyter, Berlin, New York 2009, ISBN 978-3-11-018202-6, S. 507.
- ↑ Leonhard Christoph Sturm: Kurtze Vorstellung der gantzen Civil-Bau-Kunst. Worinnen erstlich die vornehmsten Kunst-Wörter (…). Wolff, Augspurg 1718, S. 24, Nr. 237. (Digitalisat auf gdz.sub.uni-goettingen.de, abgerufen am 23. Februar 2025)
- ↑ Herbert Rudolph: Blütengehänge. In: Reallexikon zur Deutschen Kunstgeschichte, Bd. II, 1942, Sp. 959–961. (Online auf rdklabor.de, abgerufen am 4. Januar 2024)
- ↑ BauNetz: Feston | Fenster und Türen | Zubehör | Baunetz_Wissen. Abgerufen am 25. Juli 2025.
- ↑ a b Beatrice Härig: Was ist eigentlich ein Feston? In: Monumente Heft 5/2023, S. 29.
- ↑ Vgl. etwa Lueger: Lexikon der gesamten Technik.
- ↑ Freihängende Stuckfestons weist z. B. der barocke Saal im Schloss Inching auf, der 1715 von dem Hofbaumeister Gabriel de Gabriel ausgestaltet wurde.
- ↑ Festonallee Schloss Bothmer bei Historische Kulturlandschaften. Abgerufen am 15. September 2025.