Friedrich von Moltke (Politiker)

Friedrich Ludwig Elisa von Moltke (* 1. Mai 1852 auf Schloss Rantzau bei Barmstedt; † 10. Dezember 1927 auf Gut Klein Bresa, Kreis Strehlen, Provinz Niederschlesien) war ein deutscher Verwaltungsjurist, preußischer Beamter und Politiker. Er war Oberpräsident der Provinzen Ostpreußen (1903–1907) und Schleswig-Holstein (1914–1918), von 1907 bis 1910 preußischer Innenminister sowie von 1913 bis zum Ende der Monarchie 1918 Mitglied des Herrenhauses.
Familie
Friedrich von Moltke entstammte altem mecklenburgischen Adel. Sein Vater Adolf von Moltke war der letzte königlich-dänische Administrator der Grafschaft Rantzau und nach dem Deutsch-Dänischen Krieg sowie der Annexion Schleswig-Holsteins durch Preußen der erste Landrat des preußischen Kreises Pinneberg. Seine Mutter war Adolfine Doris Auguste von Krohn (* 1813). Sein Bruder war der königlich preußische Generaloberst und Chef des Generalstabs Helmuth Johannes Ludwig von Moltke (1848–1916).
Friedrich von Moltke heiratete am 27. März 1883 Julie Zuckschwerdt (* 26. September 1862 in Magdeburg; † 14. Januar 1943 in Breslau), die Tochter des Bankiers Hermann Zuckschwerdt und der Ernestine Koch. Aus dieser Ehe stammt als Sohn der spätere deutsche Botschafter Hans-Adolf von Moltke (1884–1943).
Leben
Bis zum Abitur Ostern 1873 besuchte er das Katharineum zu Lübeck.[1] Er studierte Rechtswissenschaft an der Kaiser-Wilhelms-Universität Straßburg und wurde 1874 Mitglied des Corps Rhenania Straßburg.[2] 1877 ging er als Referendar zum Kammergericht nach Berlin. Seit 1882 Regierungsassessor im oberschlesischen Oppeln, wurde er 1885 Landrat des Kreises Tost-Gleiwitz. 1890 kam er als Regierungsrat in das Preußische Kultusministerium, wo er 1893 Geheimer Regierungsrat und Vortragender Rat sowie Justitiar wurde.
Seit 1897 Geheimer Oberregierungsrat, wurde Moltke 1898 Regierungspräsident im Regierungsbezirk Oppeln. Auf seinem Gut Klein Bresa bei Strehlen beherbergte er in dieser Zeit den jungen Bronisław Huberman, der damals bereits als musikalisches Wunderkind galt und später als Violinist internationalen Rang hatte.[3] Moltke wechselte 1900 als Regierungspräsident nach Potsdam. 1903 wurde er Oberpräsident der Provinz Ostpreußen.
Von Juni 1907 bis Juni 1910 war Moltke preußischer Innenminister. Er trat nach dem Scheitern der vom Ministerpräsidenten Theobald von Bethmann Hollweg initiierten Reform des preußischen Wahlrechts von diesem Amt zurück. Alle Landtagsfraktionen hatten den Entwurf – aus verschiedenen Gründen – abgelehnt, Moltke weigerte sich aber, mit den Parlamentariern darüber zu verhandeln. Bei der Reichstagswahl 1911 kandidierte er im ostpreußischen Wahlkreis Tilsit[4] für die Konservativen, verlor aber in der Stichwahl gegen den Kandidaten der Fortschrittlichen Volkspartei.
Von 1913 bis zum Ende des Königreichs Preußen 1918 gehörte er dem Preußischen Herrenhaus an. Von August 1914 bis 1918, über den ganzen Ersten Weltkrieg, war er Oberpräsident der Provinz Schleswig-Holstein. Friedrich von Moltke saß im Senat der Preußischen Akademie der Künste und war Rechtsritter des Johanniterordens. Nach der Novemberrevolution 1918 verbrachte er seine letzten Lebensjahre auf seinem schlesischen Gut Klein Bresa.
Namensgeber
Wilhelm Filchner benannte 1912 während der Zweiten Deutschen Antarktisexpedition eine Gruppe von eisfreien Felskliffs in der Antarktis Moltke-Nunataks zu Ehren von Friedrich und seinem Bruder Helmuth Johannes Ludwig von Moltke.
Siehe auch
Literatur
- Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A Band XXV, S. 338, Band 117 der Gesamtreihe. C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1998, ISSN 0435-2408
- Acta Borussica Band 8/I (1890–1900) (PDF; 2,72 MB)
- Acta Borussica Band 8/II (1890–1900) (PDF; 2,19 MB)
- Acta Borussica Band 9 (1900–1909) (PDF; 2,74 MB)
- Acta Borussica Band 10 (1909–1918) (PDF; 2,74 MB)
- Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. C. H. Beck, München 2010, ISBN 978-3-406-60499-7
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Genzken: Die Abiturienten des Katharineums zu Lübeck (Gymnasium und Realgymnasium) von Ostern 1807 bis 1907. Borchers, Lübeck 1907. (Beilage zum Schulprogramm 1907) urn:nbn:de:hbz:061:1-305545, Nr. 702
- ↑ Kösener Corpslisten 1930, 102/17
- ↑ Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. 2. Auflage, C.H. Beck, München 2011, S. 282.
- ↑ Olaf Jessen: Die Moltkes. Biographie einer Familie. 2. Auflage, C.H. Beck, München 2011, S. 281–282.

