Friedrich Philipp Ritterich

Friedrich Philipp Ritterich, 1845

Friedrich Philipp Ritterich (* 4. Juni 1782 in Leipzig; † 12. Februar 1866 ebenda) war ein deutscher Augenarzt und Hochschullehrer.

Leben

Friedrich Philipp Ritterich wurde als Sohn von Sophie, geb. Vockel, und August Wilhelm Ritterich (1748/49–1822) geboren, sein Vater war städtischer Steuer- und Finanzbeamter.[1][2] Er besuchte das Gymnasium Klosterschule Roßleben und studierte anschließend ab 1802 Medizin an den Universitäten Jena (bis 1806) und Leipzig. 1808 erlangte er die philosophische (Thema: De sthenia et asthenia) und die medizinische Doktorwürde (Thema: De Amputatione Femoris). Anschließend ging er nach Wien, wo er sich bei Georg Joseph Beer und Johann Adam Schmidt in der Augenheilkunde ausbilden ließ.

1810 kehrte er nach Leipzig zurück[3] und ließ sich als Augenarzt nieder. Nachdem er bereits 1806 bei der Schlacht bei Jena und Auerstedt unterstützend als Lazarettarzt gearbeitet hatte, wiederholte er dies 1813 bei der Schlacht bei Großgörschen und bei der Völkerschlacht. 1820 eröffnete Ritterich eine eigene Privatklinik in der Fleischergasse, die Heilanstalt für arme Augenkranke, die 1825 an den Hallischen Zwinger und 1835 in die Rosentalgasse zog. In den ersten vier Jahren stand er der Augenklinik allein vor, dann gründete er mit anderen Leipziger Bürgern, zu denen u. a. Wilhelm Crusius gehörte, den Verein zur Erhaltung der Heilanstalt für arme Augenkranke mit dem Ziel der Unterhaltung der Institution. Dessen Vorstand bildete ab dann zusammen mit Ritterich das Direktorat.

Ab 1814 richtete er als Privatdozent Lehrveranstaltungen (später mit Praxisteil in der Heilanstalt) für Studenten der Universität Leipzig aus, 1828 wurde er zum außerordentlichen Professor für Augenheilkunde ernannt. Die Professur war zu dem Zeitpunkt die zweite überhaupt auf diesem Fachgebiet innerhalb des Deutschen Bundes.

Heilanstalt für Augenkranke in der Rosentalgasse, 1845

1847 wurde Ritterich Königlich-Sächsischer Hofrat, 1848 gab er seinen Posten als Direktor der Heilanstalt aufgrund eines bei ihm selbst aufgetretenen Augenleidens auf. Er arbeitete aber noch bis 1852 unter seinem Nachfolger Christian Georg Theodor Ruete in der Augenklinik weiter. Dann setzte er sich beruflich zur Ruhe, blieb aber bis zu seinem Tod Mitglied im Vorstand der Augenklinik. 25 Jahre nach seinem Tod wurde die Heilanstalt 1891 an die Universität Leipzig übergeben.[4]

Ritterich verfasste zahlreiche Schriften zur Augenheilkunde, zudem war er einer der Wegbereiter der Herstellung und Verbreitung von Augenprothesen auf deutschem Gebiet.[5]

Er war mit Friederike Ritterich (1792–1872[6]), geb. Eggert, verheiratet und besaß eine umfangreiche Gemäldesammlung.[7]

Friedrich Philipp Ritterich, um 1860
Friedrich Philipp Ritterich, vor 1866

Auszeichnungen (Auswahl)

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • De Amputatione Femoris: Dissertatio Inaguralis. Dürr, Leipzig 1808 (Leipzig, Univ., Diss., 1808).
  • Jährliche Beiträge der Augenheilkunst. Erster Band. Voss, Leipzig 1827 (Digitalisat).
  • Das Schielen und seine Heilung. Barth, Leipzig 1843 (Digitalisat).
  • Die Heilanstalt für arme Augenkranke zu Leipzig zur Zeit ihres 25jährigen Bestehens. Mit einem Rückblicke auf ihre Entstehung und Fortbildung und mit Bemerkungen über Augenklinik. Vogel, Leipzig 1845.[9]
  • Anweisung zur Erhaltung des Sehvermögens an sich und in die Ferne. In Auftrag eines Königl. Sächs. hohen Ministeriums des Cultus und öffentlichen Unterrichts für höhere Schulen verfaßt. Barth, Leipzig 1847 (Digitalisat der 2. Auflage, 1852).
  • Das künstliche Auge. Wigand, Leipzig 1852 (Digitalisat).
  • Zur Lehre vom Schielen und über das Anpassungsvermögen der Augen. Voss, Leipzig 1856 (Digitalisat).
  • Die blutigen Augenoperationen am menschlichen Körper (= Lehre von den blutigen Operationen am menschlichen Körper. Band 6). Winter, Leipzig u. a. 1858 (Digitalisat).
  • Die Hornhautbeere. Staphylom der Hornhaut. Voss, Leipzig 1859.[10]
  • Weitere Beiträge zur Vervollkommnung der Augenheilkunst. [Fortsetzung von Jährliche Beiträge der Augenheilkunst 1827]. Winter, Leipzig und Heidelberg 1861.[11]

Literatur

  • Hr. Friedr. Philipp Ritterich. In: Dresdner Anzeigen 17 (1811), Nr. 76 vom 3. April, Sp. 944–945 (Digitalisat).
  • Adolf Carl Peter Callisen: Medicinisches Schriftsteller-Lexicon der jetzt lebenden Aerzte, Wundärzte, Geburtshelfer, Apotheker und Naturforscher aller gebildeten Völker. Band 16: Reuss–Sam. Copenhagen 1833, S. 161–162 (Digitalisat).
  • Das 50jährige Jubiläum der Augenheilanstalt in Leipzig. In: Illustrirte Zeitung 54 (1870), Nr. 1405 vom 4. Juni, S. 431–432 (Digitalisat).
  • Ernst Adolf Coccius, Theodor Wilhelmi: Die Heilanstalt für arme Augenkranke zu Leipzig zur Zeit des fünfzigjährigen Bestehens. Eine Erinnerungsschrift. Vogel, Leipzig 1870, S. 1–15 (Digitalisat).
  • Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder Neuestes encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe. Band 14: Reif – Saugeschacht. 5., verb. Aufl. Pierer, Altenburg 1871, S. 193 (Digitalisat).
  • August RothmundRitterich, Friedrich Philipp. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 28, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 44.
  • Julius Hirschberg: Geschichte der Augenheilkunde. Band 3: Die Augenheilkunde der Neuzeit. Abschnitt 8: Deutschlands Augenärzte von 1800–1850 (= Handbuch der gesamten Augenheilkunde. Band 14, Abt. 2). 2., neubearb. Aufl. Springer, Berlin 1911, S. 324–331 (Digitalisat).
  • August Hirsch (Hrsg.): Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker. Band 4: Maack – Salzmann. 2. Aufl. Urban & Schwarzenberg, Wien und Leipzig 1932, DNB 366665855, S. 517.
  • Sabine Fahrenbach, Peter Wiedemann: Augenheilkunde in Leipzig. Von der "Heilanstalt für arme Augenkranke" zur modernen Universitätsklinik. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 1996, ISBN 978-3-931922-38-2, S. 15–39.

Einzelnachweise

  1. Sophie Ritterich. In: Jean Paul – Sämtliche Briefe digital. Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 29. August 2025.
  2. Ritterich, August Wilhelm. In: Carl-Maria-von-Weber-Gesamtausgabe. Digitale Edition. Abgerufen am 29. August 2025.
  3. Leipziger Adreß-Post- und Reise-Kalender auf das Jahr 1810. Neubert, Leipzig 1810, S. 44 (slub-dresden.de).
  4. Ortun Riha: Medizinische Fakultät. In: Ulrich von Hehl, Uwe John, Manfred Rudersdorf (Hrsg.): Geschichte der Universität Leipzig 1409–2009. Band 4,2: Fakultäten, Institute, Zentrale Einrichtungen. Leipziger Universitätsverlag, Leipzig 2009, ISBN 978-3-86583-304-4, S. 1018.
  5. Günter Schlüter, Antje Vanhoefen (Hrsg.): Kunstaugen – Augenkunst. Museum für Glaskunst Lauscha, Lauscha 2010, ISBN 978-3-9803951-4-4, S. 37 (kunstauge.ch [PDF; 6,3 MB]).
  6. Jens Martin Rohrbach: Leipzig. 200 Jahre Brennpunkt der deutschen Augenheilkunde. In: Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde 238 (2021), ISSN 0023-2165, S. 605.
  7. Katalog der Hofrath Ritterich'schen Gemäldesammlung in Leipzig. Kreysing, Leipzig 1860 (hathitrust.org).
  8. I. HA Rep. 89, Nr. 1996. In: Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Stiftung Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 29. August 2025.
  9. Die Heilanstalt für arme Augenkranke zu Leipzig zur Zeit ihres 25jährigen Bestehens : mit einem Rückblicke auf ihre Entstehung und Fortbildung und mit Bemerkungen über Augenklinik / von F. P. Ritterich. In: Stabikat. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 28. August 2025.
  10. Die Hornhautbeere : Staphylom der Hornhaut ; mit 6 Taf. / Friedrich Philipp Ritterich. In: Stabikat. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 28. August 2025.
  11. Weitere Beiträge zur Vervollkommnung der Augenheilkunst : Mit 2 kolorirerten Tafeln / Friedrich Philipp Ritterich. In: Stabikat. Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, abgerufen am 28. August 2025.