Friedrich Markowitsch Ermler

Friedrich Ermler (vor 1940)

Friedrich Markowitsch Ermler ( russisch Фридрих Маркович Эрмлер; geboren als Wulf Mowschewitsch Breslaw; russisch zeitweise auch Wladimir Markowitsch Breslaw russisch Владимир Маркович Бреслав, * 1. Maijul. / 13. Mai 1898greg. in Reschiza, Gouvernement Witebsk, Russisches Kaiserreich, heute Rēzekne, Lettland; † 12. Juli 1967 in Leningrad) war ein sowjetischer Schauspieler, Regisseur und Drehbuchautor.

Leben

Jugend und frühe Erwachsenenjahre

Wulf Breslaw stammte aus einer armen jüdischen Familie in der Kreisstadt Reschiza, in der vor allem jiddisch gesprochen wurde.[1] Er war das älteste von fünf Kindern. Sein Vater Mowscha Breslaw (Mojsche Breslaw) war Möbeltischler, er emigrierte 1905 in die USA, wo er vier Jahre später starb. Die Mutter zog seitdem die fünf Kinder alleine groß, Wulf arbeitete seit 1910 in einer Apotheke als Hilfskraft. Seit dieser Zeit interessierte er sich für Filme. Er ging oft ins Kino, bewunderte die berühmte Schauspielerin Asta Nielsen und ließ sich in Filmkostümen in einem Fotostudio fotografieren.[2]

1916 wurde er in die zaristische Armee eingezogen, desertierte aber 1917 in der Nähe von Riga. In Petrograd versuchte er danach vergeblich, eine Tätigkeit in einem Filmstudio zu erhalten, da er keine Ausbildung hatte. Später trat er in die Rote Armee ein und kämpfte im Bürgerkrieges auf Seiten der Bolschewiki. Er wurde 1919 Mitglied der Kommunistischen Partei und war zeitweise auch für die Geheimpolizei Tscheka tätig.

Filmregisseur

1923 begann er ein Schauspiel- und Drehbuchstudium an der Filmhochschule in Petrograd. Seit dieser Zeit verwendete er den Künstlernamen Friedrich Ermler. 1924 gründete er zusammen mit Eduard Johanson das experimentelle Filmstudio KEM, wo er seinen ersten Kurzfilm als Regisseur realisierte. 1929 wurde Der Mann, der das Gedächtnis verlor sein erster bekannterer Spielfilm.

Im selben Jahr 1929 reiste Friedrich Ermler durch Europa, um für die sowjetische Filmkunst zu werben. 1932 drehte er mit Der Gegenplan seinen ersten Tonfilm, blieb aber dem Sozialrealismus seiner Stummfilme treu. Ermler nutzte nun die Musik als ein weiteres Element seiner Filmarbeit und arbeitete sowohl in diesem Film als auch für Der große Patriot (1938), einem sowjetischen Heldenfilm im Stile Tschapajews, mit Dmitri Schostakowitsch zusammen, um dessen Musik zu popularisieren.

1935 unternahm Friedrich Ermler eine Reise nach Hollywood, um auch in der US-amerikanischen Filmmetropole die sowjetische Filmkunst vorzustellen. 1939 wurde er zum künstlerischen Leiter der sowjetischen Filmproduktionsfirma Lenfilm ernannt. Diese Funktion hielt er bis 1943 inne. Während des Zweiten Weltkriegs drehte er den Propagandafilm Sie verteidigt das Vaterland. Der Krieg sollte in den folgenden Jahren zu einem zentralen Thema seiner Filme werden. Sein Film Die große Wende enthielt 1945 neben dem Schauspiel originale Dokumentaraufnahmen der Schlacht von Stalingrad. 1946 wurde der Film mit dem Grand Prix der Filmfestspiele von Cannes ausgezeichnet. Das Einfügen von Dokumentaraufnahmen sollte er auch noch in weiteren Filmen verwenden.

Friedrich Markowitsch Ermler starb im Alter von 69 Jahren und wurde auf dem Bogoslowskoje-Friedhof (russisch Богословское кладбище) in Sankt Petersburg beigesetzt.[3]

Filmografie

Als Schauspieler
  • 1924 Чай, Kurzfilm
  • 1924 Скарлатина
  • 1924 Красные партизаны
  • 1932 Встречный Встречный
Als Regisseur
  • 1924 Скарлатина, Kurzfilm
  • 1926 Катька — бумажный ранет, zusammen mit Eduard Johanson
  • 1926 Дети бури, mut Eduard Johanson
  • 1927 Парижский сапожник
  • 1928 Дом в сугробах
  • 1929 Обломок империи (Der Mann, der sein Gedächtnis verlor)
  • 1932 Встречный (Der große Patriot), zusammen mit Sergej Jutkewitsch und Leo Arntschtam
  • 1934 Крестьяне
  • 1939 Великий гражданин (Der Gegenplan)
  • 1940 Бальзак в России, unvollendet
  • 1940 Осень, Kurzfilm, mit Isaak Menaker
  • 1943 Она защищает Родину
  • 1945 Великий перелом (Die große Wende)
  • 1949 Великая сила (Die große Kraft)
  • 1952 Победители, nicht in den Kinos gezeigt
  • 1953 Званый ужин, Kurzfilm
  • 1955 Неоконченная повесть
  • 1958 День первый
  • 1962 Из Нью-Йорка в Ясную Поляну, Kurzfilm über Lew Tolstoi
  • 1965 Перед судом истории, Dokumentarfilm, mit Wassili Schulgin
Kino Babylon, Uraufführung Der große Patriot am 30. Dezember 1949 in Berlin

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Fridrikh Markovich Ermler Große Russischen Enzyklopädie (russisch), mit ausführlichen biographischen Angaben
  2. Nikita M. Lary, Dostoevsky and Soviet Films, Ithaka/London 2019, p. 60; mit detaillierten Angaben über seine Jugendjahre, vor allem nach Aufzeichnungen von Sergej Eisenstein
  3. Klaus Nerger: Das Grab von Friedrich Markowitsch Ermler. In: knerger.de. Abgerufen am 25. Mai 2021.