Friedrich Frisius (Pfarrer)
Bernhard Friedrich August Frisius (* 3. Februar 1845 in Berne; † 13. November 1930 in Lindau (Bodensee)[1]) war ein deutscher evangelischer Geistlicher. Als Pastor stand er den deutschen Gemeinden in Paris und London vor. Er gilt als Gründer der Zentrumsgemeinde in Paris und initiierte den Bau der dortigen Christuskirche.

Leben
Friedrich Frisius wurde am 3. Februar 1845 in Berne im Großherzogtum Oldenburg geboren. Sein Vater war ebenfalls Pastor; seine Familie gehört zu den ältesten Pastorenfamilien Deutschlands. Dies lässt sich bis zu Zeiten Martin Luthers zurückverfolgen. 1873 heiratete er Henriette Magda Agnes (* 1850 in Delmenhorst; † 1910 in Konstanz). Die Familie lebte in Paris in einer Mietwohnung im 4. Stock in 9, Rue de Bondy, heute Rue René Boulanger im 10. Arrondissement. Mit seiner Frau hatte Friedrich Frisius mehrere Kinder, von denen zwei früh starben, Sohn Erich mit 2 ¾ Jahren an Gehirnhautentzündung und Tochter Sophie mit 6 Jahren an Diphtherie.[2] Seine älteste Tochter Lina heiratete später Georg Streng, der von 1903 bis 1914 wie zuvor sein Schwiegervater als Pastor der Christuskirche tätig war.[3]
Ausbildung
Friedrich Frisius besuchte das Evangelische Gymnasium zu Gütersloh (Westfalen). Ostern 1865 erwarb er das Reifezeugnis. Er studierte Theologie an den Universitäten in Halle an der Saale und Berlin. Sein erstes theologisches Examen bestand er 1869.[4]
Paris
Im Jahr 1870 war er für einige Monate Hilfsprediger in Paris, musste die Stadt jedoch aufgrund des Deutsch-Französischen Kriegs wieder verlassen. Im Herbst 1872 kehrte er dorthin zurück und übernahm den deutschen Zweig der Gemeinde der Rédemptionskirche, aus dem später die sogenannte Zentrumsgemeinde hervorging. Die Gemeinde bestand hauptsächlich aus deutschen Arbeitern und deren Familien. Da zunächst keine eigene Kirche zur Verfügung stand, hielt Frisius den Gottesdienst in einem Konzertsaal in der Rue Clary ab, zum ersten Mal am 12. Januar 1873 (1. Sonntag nach Epiphanias). Weil dieser Zustand auf Dauer nicht tragbar war, begann die Gemeinde mit dem Bau einer eigenen Kirche. Die Christuskirche wurde 1894 mit Hilfe zahlreicher Spenden vollendet. Frisius rief mehrfach zu Spenden auf, sowohl in Paris als auch in Deutschland. Obwohl er bei der Fertigstellung bereits in London wirkte, nahm er bei der Einweihung der Christuskirche in Paris als Assistent teil.
In den 1880er Jahren gründete er eine höhere Mädchenschule in 175, Rue du Faubourg-Poissonnière, an der er auch selbst unterrichtete. Zu seinen Schülerinnen gehörte seine älteste Tochter Lina. Aufgrund mangelnder Nachfrage wurde diese Schule bereits zehn Jahre später wieder geschlossen. In den 1880er Jahren war er einer der Hauptbeteiligten an der Gründung eines Heims, das deutschen Dienstmädchen und Erzieherinnen in Paris Unterkunft und Hilfestellung bieten sollte. Ca. 1884 ging er in Deutschland auf Kollektenreise für die neue Institution. Dieses Heim wurde 1886 als Doppelheim für deutsche Dienstmädchen und deutsche Erzieherinnen in Paris eröffnet.[5]
London

1892 wurde Friedrich Frisius als Kirchenrat nach London berufen und war dort 21 Jahre lang bis 1913 tätig. In diesem Rahmen war er unter anderem für die Seelsorge im Deutschen Hospital in Dalton zuständig. Außerdem verwaltete er von 1899 bis 1902 die Deutsch-Lutherische Hofkapelle im St James’s Palace. Nach der Auflösung dieser Stelle weihte er 1904 am ersten Advent die Deutsche Evangelische Christuskirche in London ein. An der Einweihung nahmen zahlreiche prominente Gäste Teil, unter anderem Viktoria von Hessen-Darmstadt, Enkelin von Königin Victoria und Großmutter von Prinz Philip, mit ihrem Ehemann Ludwig von Battenberg. Das Abendmahlskreuz und die Altarleuchter wurden von Kaiser Wilhelm II. gestiftet. 1911 folgte die Einweihung der Markuskirche in Fulham, bei der es sich um eine neue Filialkirche der Christuskirche handelte.
Darüber hinaus beteiligte er sich an Aufbau und Betrieb des Deutschen Waisenhauses und dem Ausbau des Verbandes der Deutschen Evangelischen Gemeinden Großbritanniens. Letzterem gehörte er auch als Vorstandsmitglied an.[4]
Ruhestand
Im Herbst 1913 trat Friedrich Frisius seinen Ruhestand an und zog zurück nach Deutschland, wo er sich in München niederließ. Während des Ersten Weltkriegs betätigte er sich als Dolmetscher und Seelsorger für Verwundete und Kriegsgefangene.
Nach Ende des Krieges zog er 1919 zu seiner ältesten Tochter Lina Streng, die zu diesem Zeitpunkt in Schönbühl bei Lindau (Bodensee) wohnte. Während dieser Zeit predigte er in den Kirchen der Lindauer Stadtteile Reutin und Aeschach, zum letzten Mal im August 1929.
Friedrich Frisius verstarb am 13. November 1930 und wurde am 16. November auf dem Friedhof von Reutin neben dem Grab seines Schwiegersohnes und einstigen Nachfolgers in Paris, Pastor Streng, bestattet.[4]
Publikationen
Vierter Jahresbericht des Doppelheims für deutsche Erzieherinnen und deutsche Mädchen 1888–1889. Paris/Straßburg 1889.
Literatur
- Wilhelm von der Recke (Hrsg.): Fluctuat nec mergitur … : Deutsche Evangelische Christuskirche Paris 1894–1994; Beiträge zur Geschichte der lutherischen Gemeinden deutscher Sprache in Paris und in Frankreich. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0412-5.
- Der Nachbar. Gemeindebote für die Deutschen Evangelischen Gemeinden Großbritanniens, 22. Februar 1931, Hamburg 1931.
Weblinks
- https://lindau.fandom.com/de/wiki/Friedrich_Frisius
- https://web.archive.org/web/20240720220937/http:/g-streng.de/
Einzelnachweise
- ↑ https://web.archive.org/web/20240720220937/http:/g-streng.de
- ↑ Wilhelm von der Recke (Hrsg.): Fluctuat nec mergitur … : Deutsche Evangelische Christuskirche Paris 1894–1994; Beiträge zur Geschichte der lutherischen Gemeinden deutscher Sprache in Paris und in Frankreich. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0412-5, S. 324.
- ↑ Wilhelm von der Recke (Hrsg.): Fluctuat nec mergitur … : Deutsche Evangelische Christuskirche Paris 1894–1994; Beiträge zur Geschichte der lutherischen Gemeinden deutscher Sprache in Paris und in Frankreich. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0412-5, S. 410.
- ↑ a b c Der Nachbar. Gemeindebote für die Deutschen Evangelischen Gemeinden Großbritanniens, 22. Februar 1931.
- ↑ Wilhelm von der Recke (Hrsg.): Fluctuat nec mergitur … : Deutsche Evangelische Christuskirche Paris 1894–1994; Beiträge zur Geschichte der lutherischen Gemeinden deutscher Sprache in Paris und in Frankreich. Thorbecke, Sigmaringen 1994, ISBN 3-7995-0412-5, S. 324–326.