Friedrich Amann

Friedrich Amann (latinisiert Fridericus; † 1465 in Regensburg) war ein deutscher Benediktiner, Mathematiker und Astronom des 15. Jahrhunderts.

Über Amanns Herkunft war bis vor Kurzem wenig bekannt. Er ist nicht, wie vermutet wurde, mit einem Fridericus Ammon de Wysenfelt (vielleicht Waischenfeld in Oberfranken) identisch, der 1427 an der Universität Leipzig immatrikulierte, sondern stammt, wie von Scharf urkundlich nachgewiesen werden konnte, aus dem Ort Hohengebraching (Gemeinde Pentling) bei Regensburg.[1]

Amann verfasste in den Jahren zwischen 1445 und 1465 in der Benediktinerabtei St. Emmeram in Regensburg eine Reihe von Schriften, die sich zum Teil mit Fragen der Mathematik, Astronomie und Geographie befassten. Inwiefern er als Autor oder eher als Kompilator zu sehen ist, bleibt allerdings unklar.

Eine dieser Schriften ist der Codex latinus Monacensis (Clm) 14908 von 1461. Diese Sammelhandschrift enthält einen Text, der als das erste Lehrbuch der Algebra in deutscher Sprache gilt. Amann beschreibt darin die Auflösung der sechs auf Al-Chwarizmi zurückgehenden Typen linearer und quadratischer Gleichungen. Die Schrift beginnt mit den Worten „Machmet [Al-Chwarizmi] in dem puech algebra vnd almalcobula[2] hat gespruchet diese wort: Census, radix, numerus.“ Amann geht also davon aus, dass Al-Chwarizmi diese Begriffe eingeführt hätte.[3]

Amanns Schriften wurden versehentlich dem gleichzeitig in St. Emmeram lebenden Mönch Friedrich Gerhart zugeschrieben, da beide Religiosen meist nur als frater fridericus in den Manuskripten und Urkunden erscheinen. Da Amann in einigen Handschriften mit vollem Autorennamen in Kolophonen aufscheint,[4] konnten durch Vergleich der Handschrift die mathematisch-astronomischen Texte jedoch sämtlich ihm zugeordnet werden. Er ist der Verfasser der mathematisch-astronomischen Texte in Clm 14111, 14504, 14583, 14622, 14783, 14908. Auch die theologischen Texte in Clm 14670, 14786, 14808, 14940, 14952 und 14969 stammen von ihm. Die Handschriften befinden sich heute in der Bayerischen Staatsbibliothek in München.[1]

Literatur

  • Dana Bennett Durand: The Vienna-Klosterneuburg Map Corpus of the fifteenth century : A study in the transition from medieval to modern science. Brill, Leiden 1952, S. 71–76.
  • Dana Bennett Durand: The earliest modern maps of Germany and Central Europe. In: Isis 19, Cambridge 1933, S. 486–502.
  • Menso Folkerts: Friedrich Amann und seine Bedeutung für die mathematischen Wissenschaften im 15. Jahrhundert. In: Peter Schmid, Rainer Scharf (Hg.): Gelehrtes Leben im Kloster. Sankt Emmeram als Bildungszentrum im Spätmittelalter. Meidenbauer, München 2012, ISBN 978-3-89975-285-4, S. 187–211.
  • Menso Folkerts, Karin Reich: Rechenmeister. In: Menso Folkerts, Eberhard Knobloch, Karin Reich (Hg.): Maß, Zahl und Gewicht. Mathematik als Schlüssel zu Weltverständnis und Weltbeherrschung. Harrassowitz, Weinheim 2001, S. 188–215.
  • Armin Gerl: Fridericus Amann. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Rechenbücher und mathematische Texte der frühen Neuzeit (= Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 11). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 1999, ISBN 3-930430-31-2, S. 1–12.
  • Armin Gerl: Fridericus Amann und die Mathematik seiner Zeit. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Verfasser und Herausgeber mathematischer Texte der frühen Neuzeit (= Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 14) Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2002, ISBN 3-930430-50-9, S. 265–280.
  • Armin Gerl: Astronomisches Rechnen bei Fridericus Amann. In: Rainer Gebhardt (Hg.): Visier- und Rechenbücher der frühen Neuzeit (= Schriften des Adam-Ries-Bundes, Bd. 19). Adam-Ries-Bund, Annaberg-Buchholz 2008, ISBN 978-3-930430-78-9, S. 371–378.
  • Alfred Holl: Fridericus Amann. In: Edith Feistner, Alfred Holl (Hg.): Erzählen und Rechnen in der frühen Neuzeit. Interdisziplinäre Blicke auf Regensburger Rechenbücher (= Regensburger Studien zur Literatur und Kultur des Mittelalters, Bd. 1). Lit-Verlag, Berlin/Münster 2016, ISBN 978-3-643-13172-0, S. 199–206.
  • Rainer Scharf: Gelehrte in St. Emmeram im Zeichen von Adelsdominanz und Reforminitiativen. In: Peter Schmid, Rainer Scharf (Hg.): Gelehrtes Leben im Kloster. Sankt Emmeram als Bildungszentrum im Spätmittelalter. Meidenbauer, München 2012, ISBN 978-3-89975-285-4, S. 37–56, hier S. 47–49.
  • Kurt Vogel: Fridericus (eigentlich Gerhart, Friedrich). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 439 (Digitalisat).
  • Kurt Vogel: Die Practica des Algorismus Ratisbonensis. Ein Rechenbuch des Benediktinerklosters St. Emmeram aus der Mitte des 15. Jahrhunderts nach den Handschriften der Münchner Staatsbibliothek und der Stiftsbibliothek St. Florian (= Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte, Bd. 50). Beck, München 1954.
  • Elisabeth Wunderle: Katalog der lateinischen Handschriften der Bayerischen Staatsbibliothek München. Ps. 2: Die Handschriften aus St. Emmeram in Regensburg. Bd. 1: Clm 14000 – 14130. Harrassowitz, Wiesbaden 1995, ISBN 3-447-03474-2, S. XIVf.

Einzelnachweise

  1. a b Wunderle: Die Handschriften aus St. Emmeram in Regensburg. Wiesbaden 1995, S. XIVf
  2. Umschrift von al-ğabr wa-ʾl-muqābala („Ergänzen und Ausgleichen“), Teil des Titels von Al-Chwarizmis berühmten „Lehrbuch über die Rechenverfahren durch Ergänzen und Ausgleichen“.
  3. Heinz-Wilhelm Alten: 4000 Jahre Algebra : Geschichte, Kulturen, Menschen. Springer, Berlin 2003, ISBN 3-540-43554-9, S. 230
  4. Fridericus Amann in Clm 14504, Bl. 106v