Freie Wahl (1587)


30. Juni 1587 – 19. August 1587

Wahl zum König von Polen und Großfürsten von Litauen
Wähler
Kandidat Sigismund III. Wasa Maximilian III.
Partei jagiellonische Fraktion habsburgische Fraktion
Stimmen
Prozent
Kandidat
Partei
Stimmen
Prozent

Vor der Wahl
Stephan Báthory und Anna Jagiellonica
Gewählt
Sigismund III. Wasa
Primas Poloniae Stanisław Karnkowski
Jan Zamoyski

Die Freie Wahl von 1587 war die dritte Wahl, bei der der König und Großfürst der Königlichen Republik der polnischen Krone und des Großfürstentums Litauen durch den anwesenden Adel in seiner Gesamtheit gewählt wurde. Sie fand zwischen dem 30. Juni und 19. August 1587 statt. Die Krönung Sigismunds III. Wasa erfolgte am 27. Dezember 1587 in der Wawel-Kathedrale in Krakau.

Hintergrund

Mit dem Tod Stephan Báthorys am 12. Dezember 1586 übernahm eine Übergangsregierung die Führung über Polen-Litauen. Damit verlor auch Stefans Frau und gleichberechtigte Herrscherin Anna Jagiellonica ihre Ansprüche auf die polnische Krone. Die Amtsgeschäfte übernahm der Interrex, Primas Poloniae und Erzbischof von Gnesen Stanisław Karnkowski. Karnkowski organisierte die Wahl und traf sich mit ausländischen Gesandten.

Währenddessen teilte sich der Staatenbund mit den einflussreichen Magnaten und der Szlachta in zwei Lager. Stephan Báthory war seinerzeit von den Adelsfamilien Radziwiłł, Zamoyski und Lubomirski unterstützt worden. Der polnische Klein- bzw. Landadel hatte ihm hingegen Tyrannei vorgeworfen. Auch territorial gab es Spannungen. Zum einen zwischen dem Königreich Polen und Großfürstentum Litauen selbst, wie auch unter den polnischen Provinzen (Kleinpolen, Masowien, Großpolen, Rotruthenien und dem Königlichen Preußen).

Der Konvokationssejm (pl. Sejm konwokacyjny) begann am 2. Februar 1587 und wurde unmittelbar durch eine Diskussion zwischen den Magnaten und der Szlachta geprägt.

Kandidaten

Im Sejm bildeten sich des Weiteren mit dem Haus Habsburg, dem schwedischen Königreich (und den Jagiellonen), dem russischen Zarentum sowie Befürwortern der Piasten beziehungsweise Ureinwohner vier unterschiedliche Fraktionen. Die Habsburger wurden von der Adelsfamilie Zborowski, dem Woiwoden Posens Stanislaus von Gorka, Jerzy Radziwiłł (Bischof von Vilnius) und Sejmmarschall Stanisław Sędziwój Czarnkowski unterstützt. Jeder von ihnen erhielt vom Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Rudolf II. hohe Geldbeträge. Ein streng katholischer Kandidat galt als Bedrohung für die religiöse Toleranz, welche sich seit der Konföderation von Warschau etabliert hatte. Auch Zar Fjodor I. war ein plausibler Kandidat, der die Zustimmung bei den Litauern genoss, die auf ein Ende der Kriege zwischen Russland und Litauen hofften. Die Piasten galten zwar bei den Polen als beliebt, wurden jedoch von den Litauern abgelehnt. Der jagiellonisch-schwedische Bewerber Herzog Sigismund III. Wasa war Sohn der Katharina Jagiellonica und des schwedischen Königs Johann III. Für Sigismund III. warben Anna Jagiellonica und der mächtige Magnat Jan Zamoyski. Ein schwedischer König sollte der Schifffahrt in der Ostsee Freizügigkeit garantieren. Auch könnte Polen-Litauen – im Rahmen einer gegen Russland gerichteten Polnisch-Schwedischen Allianz – Estland annektieren.

Wahl

Der Wahlsejm versammelte sich am 30. Juni 1587 in Wola. Magnaten polnischer und litauischer Herkunft erschienen mit eigenen Soldaten. Die Wahlberechtigten verteilten sich auf zwei Lager:

  • die „Pro-Konvokation“ („Pro-Habsburger“; von den Zborowski-Brüdern forciert) und
  • die „Anti-Konvokation“, die durch Jan Zamoyski gefördert wurde.

Der Sejm wurde in den ersten Wochen durch den Tod Samuel Zborowskis und die Auseinandersetzung zwischen der Familie Zborowski und Jan Zamoyski geprägt. Da Zamoyski zum Todesfall keine Aussagen machen wollte, führte dies zu einem Rokosz. Er sollte als Standgerichts über Zamoyski und die Würdenträger des verstorbenen Königs fungieren. Am 27. Juli 1587 entsandten beide Konfliktparteien Militärs mit dem Auftrag, eine Schlacht vorzubereiten. Letztlich kam es durch Vermittlung Stanisław Karnkowskis, des Woiwoden von Sandomierz Stanisław Szafraniec und des Bischofs Wawrzyniec Grzymała Goślicki aus Kamjanez-Podilskyj zur Beilegung der Auseinandersetzung.

Der schwedische Botschafter Erik Sparre überzeugte die Szlachta nach seiner Ankunft von den Vorzügen eines Königs aus Schweden. Zamoyski stand Sigismund III. zwar anfangs skeptisch gegenüber, änderte aber seine Meinung, als Primas Karnkowski, Marschall der Krone Andrzej Opaliński und Olbracht Łaski ihre Unterstützung für Sigismund bekundeten. Am 19. August 1587 nominierte ihn der Primas zum König. Drei Tage später rief die Habsburger-Fraktion („Pro-Konvokation“) Maximilian III. zum Kandidaten für die polnische Krone aus. Das Großfürstentum Litauen erkannte beide Nominationen nicht an. Sowohl Sigismund als auch Maximilian beanspruchten die Krone.

Nachwirkung

Die Kapitulation von Maximilian III., gemalt von Juliusz Kossak.

Am 27. September 1587 nahm Maximilian III. den Titel des Königs von Polen und Großfürsten von Litauen an und legte einen Eid auf die Pacta conventa ab. Daraufhin marschierte er mit seiner 5.000 Soldaten umfassenden Armee in den Staatenbund ein und wurde dabei von 1.500 polnischen Soldaten unterstützt. Die Einnahme der Hauptstadt Krakau scheiterte am Widerstand der Bürgerschaft. Als auch diplomatisches Handeln kein Erfolg brachte, rückte Maximilian am 30. November 1587 ab.

Die schwedischen Botschafter Erik Brahe und Erik Sparre beeidigten die Pacta conventa am 24. August 1587, ohne auf Sigismunds Anreise zu warten. Letzterer erschien erst am 29. September 1587 in Danzig. Er folgte dem Anraten seines Vaters, das Schiff erst zu verlassen, wenn die Annexion von Estland aus den Pacta conventa gestrichen werde. Am 7. Oktober 1587 legte Sigismund im Kloster Oliva seinen Eid auf die Pacta conventa ab und zog am 9. Dezember 1587 in Krakau ein. Maximilian und seine Armee befanden sich in Grenznähe zum Kaiserreich, leisteten aber keinen Widerstand. Am 27. Dezember 1587 wurde Sigismund III. Wasa gekrönt.

Am 24. Januar 1588 siegte Jan Zamoyski in der Schlacht bei Byczyna im polnisch-schlesischen Grenzgebiet über Maximilians Truppen; Maximilians Parteigänger aus Deutschland und Polen wurden in Krasnystaw interniert. Der Konflikt endete während des Pazifikationssejms am 6. März und 23. April 1589, auf dem die Anhänger des Habsburgers dem neuen König Sigismund III. die Treue schworen. Dies ermöglichte ihnen die Freiheit und die Rückkehr nach Polen-Litauen.

Quellen

  • Stanisław Grzybowski: Dzieje Polski i Litwy (1506-1648), in: Wielka Historia Polski, Kraków 2003
  • Urszula Augustyniak: Historia Polski 1572-1795, Warszawa 2008
  • Stanisław Cynarski: Zygmunt August, Wrocław 2004
  • Zbigniew Wójcik: Historia powszechna: wiek XVI-XVII, Warszawa 1988
  • Mariusz Markiewicz: Historia Polski 1494-1795, Kraków 2002