Franz zur Nedden

Franz K. Rudolph zur Nedden (* 2. Juli 1881 in Berlin;[1]23. Oktober 1954 ebenda[2][3]) war ein deutscher Ingenieur und Energiefachmann. Er leitete die Sachverständigenausschüsse des Reichskohlenrats[4] und wirkte zudem langjährig als Schriftleiter.

Leben

Franz zur Nedden war der Sohn eines Zivilngenieurs. Sein Vater starb früh, sodass er in der Fremdenpension seiner Mutter aufwuchs. Er studierte an der Technischen Hochschule Berlin Maschinenbau und an der Humboldt-Universität zu Berlin Volkswirtschaftslehre und war anschließend für kurze Zeit als Assistent an der Technischen Hochschule Aachen tätig.[5] Danach arbeitete er für Pumpenfabriken in England, Südafrika, Kanada und den Vereinigten Staaten. Im Jahr 1917 wurde er stellvertretender Direktor beim Reichskommissar für die Kohleverteilung in Berlin. Darauf folgend war er bis 1934 Geschäftsführer der technisch-wissenschaftlichen Sachverständigenausschüsse des Reichskohlenrats. Im Anschluss war zur Nedden von 1934 bis 1938 Direktor des Deutschen Vereins von Gas- und Wasserfachmännern (DVGW).[5] In den Folgejahren war er bis 1945 Leiter den Zentralbüros sowie der literarischen Abteilung der Auergesellschaft, da er von der NSDAP aus seiner Stellung beim DVGW gedrängt wurde.[5]

Im Jahr 1924 leitete Franz zur Nedden zusammen mit Georg Klingenberg und Conrad Matschoß die deutsche Delegation auf der ersten Weltkraftkonferenz.[4] Auch auf der Folgekonferenz 1930 in Berlin war er in verantwortlicher Position tätig. 1933 wurde er ehrenamtlicher Geschäftsführer des Deutschen Nationalen Komitees der Weltkraftkonferenz. Insgesamt war er fast drei Jahrzehnte lang im Namen der Weltkraftkonferenz tätig. Auch auf dem Internationalen Kohlekongress 1928 in Pittsburgh vertrat er die deutsche Energiewirtschaft. An der Weltkraftkonferenz 1950 nahm er als Privatperson teil, da Westdeutschland noch nicht zur Teilnahme zugelassen war.[3]

Franz zur Nedden war bei zahlreichen Fachzeitschriften eingebunden. Er leitete zehn Jahre das Archiv für Wärmewirtschaft und Dampfkesselwesen, nach dem Zweiten Weltkrieg dann Brennstoff, Wärme, Kraft, deren Herausgeber er zum Zeitpunkt seines Todes war. Weitere Zeitschriften, die er betreute oder bei denen er sich einbrachte, waren unter anderem Konstruktion, Der Deutsche Volkswirt, Das Gas- und Wasserfach,[6] Natur und Technik und Neues Kraftfahrzeugblatt. In den 1930er-Jahren wurde er zu einem energiewirtschaftlichen Thema promoviert.

Franz zur Nedden war Mitglied (Mitgliedsnummer: 07085)[1] des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI).[7] In diesem machte er sich für eine planmäßige Unterweisung von Praktikanten in der Ingenieurausbildung stark.[8] Er arbeitete auf literarisch-technischem Gebiet eng mit dem VDI-Direktor Conrad Matschoß zusammen.[3]

Ehrungen

Schriften (Auswahl)

  • Das praktische Jahr des Maschinenbau-Volontärs. Springer, Berlin/Heidelberg 1907.
  • Energiepolitik und Produktionskostenverminderung. Verlag Deutsche Kohlenzeitung, Berlin 1924.
  • Wie spare ich Kohle? VDI-Verlag, Berlin 1925.
  • Der Wert der Wärmeersparnis erläutert an der elektrowirtschaftlichen Gesamtstatistik Deutschlands und der Vereinigten Staaten von Amerika 1912–1934. Oldenbourg, München/Berlin 1936.

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis 1954. Hoppenstedts Wirtschaftsverlag, Essen 1954, S. 535.
  2. Unsere Toten. In: VDI nachrichten. Nr. 22, 30. Oktober 1954.
  3. a b c Dr.-Ing. Franz zur Nedden. In: The Engineer. 5. November 1954, S. 635–636.
  4. a b Rainer Stahlschmidt: Der Ausbau der technisch-wissenschaftlichen Gemeinschaftsarbeit 1918 bis 1933. In: Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft – Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 391.
  5. a b c Willy Möbus: Dr.-Ing. Franz zur Nedden †. In: Die Maschine. Nr. 21/22, 15. November 1954, S. 38.
  6. Julius Springer, Friedrich Sass: Dr.-Ing. Franz zur Nedden. In: Konstruktion. Band 6, Nr. 12, Dezember 1954.
  7. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitgliederverzeichnis 1914. Berlin 1914, S. 52.
  8. Wolfgang König: Die Ingenieure und der VDI als Großverein in der wilhelminischen Gesellschaft 1900 bis 1918. In: Karl-Heinz Ludwig (Hrsg.): Technik, Ingenieure und Gesellschaft – Geschichte des Vereins Deutscher Ingenieure 1856–1981. VDI-Verlag, Düsseldorf 1981, ISBN 3-18-400510-0, S. 237–238.
  9. VDI-Ehrenzeichen. In: Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure. Band 93, Nr. 27, 21. September 1951, S. 857.
  10. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): Mitglieder-Verzeichnis 1954. Hoppenstedts Wirtschaftsverlag, Essen 1954, S. 27*.
  11. Ehrenmitglieder. In: dvgw.de. DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V., abgerufen am 2. April 2025.
  12. a b Unsere Toten. In: VDI nachrichten. Nr. 23, 15. November 1954.