Franz Xaver Vollenweider

Franz Xaver Vollenweider (* 1954 in Zürich) ist ein Schweizer Psychiater und pensionierter Professor der Universität Zürich.[1]

Leben

Vollenweider wuchs im Hinterland von Zürich und in Luzern auf, wo die Familie seiner Mutter eine Bäckerei besass. Sein Vater war Geschäftsmann und arbeitete für ein amerikanisches Unternehmen, interessierte sich aber auch für Philosophie, Geisteswissenschaften und Naturwissenschaften. Die Familie Vollenweider hatte zu Hause ein Chemielabor, in dem der Vater in seiner Freizeit experimentierte. Als Jugendlicher begann Vollenweider gegen die christliche Religiosität seiner Mutter zu rebellieren. Das Spielen in einer erfolgreichen Jazzrockband nahm einen Grossteil seiner Zeit in Anspruch, und ein Jahr vor der Matura brach er die Schule ab, brach mit seinen Eltern und zog nach Zürich. Während seiner dortigen Ausbildung zum Labortechniker schloss er die Matura im Fernunterricht ab. Danach begann er ein Chemiestudium, wechselte aber nach zwei Jahren zur Medizin. Seit seinem siebzehnten Lebensjahr war er ein Leser von Sigmund Freud und begann eine Psychoanalyse bei einem neo-freudianischen Analytiker. Nach seinem Diplom in Chemielabortechnik im Jahr 1978 studierte er Biochemie und Medizin an der ETH Zürich und der Universität Zürich. Er schloss seine Doktorarbeit in experimenteller Medizin am Institut für Toxikologie der Universität und der ETH Zürich ab, absolvierte eine Ausbildung in Neurochemie am Hirnforschungsinstitut der Universität Zürich und in Neuroimaging am PET-Zentrum des PSI-ETH.

Nach einigen Jahren in neurowissenschaftlichen Labors begann Vollenweider 1990 als Psychiater an der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich («Burghölzli») zu arbeiten. Hier herrschte zwar schon immer eine starke psychodynamische Tradition, aber er kam in die Abteilung von Jules Angst, der eine bedeutende Anzahl psychopharmakologischer Forschungen durchgeführt hatte und der auch an einigen Forschungsprojekten zu psychedelischen Drogen beteiligt gewesen war, die nach Albert Hofmanns Entdeckung des LSD in den 1940er Jahren am Burghölzli durchgeführt worden waren.[2] 1994 bewarb er sich um die Facharztzulassung für Psychiatrie, und Psychotherapie und 1995 wurde ihm die Zulassung erteilt. Danach war er bis Mai 2019 Co-Direktor des Zentrums für Psychiatrieforschung in dem Department für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (DPPP), Gruppe Neuropsychopharmacology and Brain Imaging, am Universitätsspital Zürich sowie Professor für Psychiatrie an der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich. Er war ausserdem Direktor des Heffter Research Center Zürich für Bewusstseinsforschung, das er 1998 gegründet hatte, sowie der Schweizerischen Neuromatrix-Stiftung.

Werk

Seine Arbeiten beziehen sich auf die neuronalen Grundlagen affektiver und psychotischer Störungen sowie auf die Grundlagen psychedelisch und nichtpsychedelisch induzierter veränderter Bewusstseinszustände unter Verwendung von Konzepten der kognitiven Neurowissenschaft und der Systembiologie. Seine Forschungsgruppe arbeitet mit Methoden der Positronen-Emissions-Tomographie (PET), der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT), der Magnetresonanzspektroskopie (MRS), mit Event-related potentials (ERP) und mit transkranieller Magnetstimulation (TMS-EEG). Seine Forschung konzentriert sich auf die akuten und anhaltenden Auswirkungen von Psilocybin und LSD auf das Selbstbewusstsein, die Emotionsregulation und die soziale Interaktion bei gesunden Probanden, bei Depressiven und bei Substanzgebrauchsstörungen; dabei sollen auch neue Behandlungsmethoden für psychotische und affektive Störungen entwickelt werden. Seine Studien bezogen sich auch auf die Pathophysiologie der Schizophrenie und die Wirkmechanismen von Psychostimulanzien, Halluzinogenen und Entaktogenen. Er ist bei der Entwicklung neuer translationaler Modelle beteiligt, mit denen klinisch relevante Arzneimittelwirkungen bei gesunden Probanden statt bei Patienten untersucht werden können.

Seine Forschungsarbeiten wurden mehrfach vom Schweizerischen Nationalfonds finanziell gefördert.[3]

Ehrungen/Positionen

Publikationen (Auswahl)

Monografien
  • mit Reinhard Breuer, Ulrich Kraft, Manfred Kössl: Gehirn & Geist. Das Magazin für Hirnforschung und Psychologie. Spektrum der Wissenschaft, Heidelberg 2002, ISBN 978-3-936278-26-2.
CD
  • mit Rudolf Brenneisen, Jakob Tanner: Schwerpunkt Cannabis – Aktuelle drogenpolitische Diskussion von Schweizer Radio DRS 2: Bekifftes Lernen – Biologische Wirkungen und die moderne Forschung – Verbot mit beschränkter Wirkung. Solothurn 2003, ISBN 978-3-03788-117-0.
Herausgeberschaften
  • mit Adam L. Halberstadt, David E. Nichols: Behavioral Neurobiology of Psychedelic Drugs (= Current Topics in Behavioral Neurosciences. Book 36). Springer, New York 2018, ISBN 978-3-03788-117-0.
Zeitschriftenartikel/Buchbeiträge
  • mit Eva Maria Schindowski: Fallbeispiele zur Therapie der rezidivierenden Depression mit Psilocybin. In: Nervenheilkunde. 2024, 43 (5), S. 260–269.
  • mit Christopher Timmermann, Prisca R. Bauer, Olivia Gosseries, Audrey Vanhaudenhuyse, Steven Laureys, Tania Singer, Elena Antonova, Antoine Lutz: A neurophenomenological approach to non-ordinary states of consciousness: hypnosis, meditation, and psychedelics. In: Trends in Cognitive Sciences. 2023, 27 (2), S. 139–159.
  • mit Nathalie M. Rieser, Ladina P. Gubser, Flora Moujaes, Patricia Duerler, Candace R. Lewis, Lars Michels, Katrin H. Preller: Psilocybin-induced changes in cerebral blood flow are associated with acute and baseline inter-individual differences. In: Scientific Reports. 2023, 13 (1), S. 1–12.
  • mit Michael Kometer: The neurobiology of psychedelic drugs: implications for the treatment of mood disorders. In: Nature Reviews Neuroscience. 2010.
  • mit Mark A. Geyer: Serotonin research: contributions to understanding psychoses. In: Trends in Pharmacological Sciences. 2008, 29 (9), S. 445–453.
  • mit Matthias E. Liechti, Alex Gamma: Gender differences in the subjective effects of MDMA. In: Psychopharmacology. 2001, 154 (2), S. 161–168.
  • mit Daniel Umbricht, Liselotte Schmid, Rene Koller, Daniel Hell, Daniel C. Javitt: Ketamine-induced deficits in auditory and visual context-dependent processing in healthy volunteers: implications for models of cognitive deficits in schizophrenia. In: Archives of General Psychiatry. 2000, 12 (1), S. 1139–1147.
  • mit Erich Studerus, Michael Kometer, Felix Hasler: Acute, subacute and long-term subjective effects of psilocybin in healthy humans: a pooled analysis of experimental studies. In: Journal of Psychopharmacology. 2011, 25 (11), S. 1434–1452.
  • mit Margreet F. Vollenweider-Scherpenhuyzen, Andreas Bäbler, Helen Vogel, Daniel Hell: Psilocybin induces schizophrenia-like psychosis in humans via a serotonin-2 agonist action. In: Neuroreport. 1998, 12 (1), S. 3897–3902.

Literatur

  • Nicolas Langlitz: Neuropsychedelia: The Revival of Hallucinogen Research since the Decade of the Brain. University of California Press, Los Angeles 2012, ISBN 978-0-520-95490-8.

Einzelnachweise

  1. Franz X. Vollenweider, Prof. Dr. med. Universität Zürich, abgerufen am 2. September 2025.
  2. Nicolas Langlitz: Neuropsychedelia: The Revival of Hallucinogen Research since the Decade of the Brain. University of California Press, Los Angeles 2012, abgerufen am 3. September 2025.
  3. Franz Xaver Vollenweider. Schweizerischer Nationalfonds, abgerufen am 3. September 2025.