Franz Schwimmer

Franz Schwimmer (Siska), um 1949

Franz Schwimmer (ab 1948 Künstlername Franz Siska, * 4. April 1907 in Leipzig; † 27. Januar 1976 ebenda) war ein deutscher Maler und Grafiker.

Leben

Franz Schwimmer war der Sohn des Bahnbeamten Reinhold Schwimmer. Von 1923 bis 1925 absolvierte er eine Buchbinderlehre und ließ sich anschließend als Gebrauchsgrafiker ausbilden. Nebenher näherte er sich autodidaktisch dem bildkünstlerischen Schaffen. Ab 1925 verband ihn ein enger Kontakt mit seinem zwölf Jahre älteren Cousin, dem Maler Max Schwimmer (1895–1960), der ihn anleitete und künstlerisch förderte, aber den inzwischen Arbeitslosen auch einfache Hilfsarbeiten und Botendienste für sich ausführen ließ.[1] In dieser Zeit erprobte sich Franz in verschiedenen Maltechniken, ergaben sich freundschaftliche und anregende Kontakte zum Kreis der Künstler um Max Schwimmer. Es entstanden auch erste Werke, die nach dem Untergang des NS-Staats in Ausstellungen und Publikationen an die Öffentlichkeit gelangten.

In der Zeit des Nationalsozialismus war Schwimmer obligatorisch Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. 1940 wurde er zur Wehrmacht einberufen, und er nahm ab 1941 als Wachsoldat in Polen und der Ukraine am Zweiten Weltkrieg teil. Auch in dieser Zeit war er künstlerisch tätig, wie Grafiken mit Motiven polnischer Dörfer belegen.[2] Die Verfügbarkeit von Farben, Drucktechnik und anderem legt Kontakte zu einer Propagandakompanie der Wehrmacht nahe. Schwimmer geriet in Kriegsgefangenschaft und kam 1947 wieder nach Leipzig.

Hier war er ab 1948 freischaffend tätig. Im gleichen Jahr erschien eine Kunstmappe „Zwölf Leipziger Maler“, in der auch er als Franz Siska vertreten war.[3] Der ehemals gute Kontakt zu Max Schwimmer kühlte ab, da dieser stark kulturpolitisch engagiert war und auch die Kunstauffassungen beider zunehmend divergierten. 1952 wurde Siska Mitglied im Verband Bildender Künstler der DDR. Aber er schwenkte nicht auf die ideologisch geforderte kulturpolitische Linie ein. Nach einer Ausstellung bildender Künstler des Bezirks Leipzig 1953 wurde ihm zusammen mit einigen anderen Künstlern „fragliche Verwendbarkeit“ bescheinigt, aber „Franz Siska unterscheidet sich von ihnen durch außer jedem Zweifel stehendes Können“.[4] Trotz fleißigen Schaffens führte das zur Abkopplung vom offiziellen Kunstbetrieb und zu finanziellen Schwierigkeiten. 1954 heiratete er die Verkäuferin Kläre Richter, die ihn in Notlagen ideell und materiell unterstützte.

Eine zu seinem 70. Geburtstag 1977 vom Museum der bildenden Künste Leipzig veranstaltete Kabinettausstellung konnte Schwimmer nicht mehr erleben.

Zitat

Sein Nachbar, Franz Siska, ist die jüngste und künstlerisch reifste Erscheinung der hier benannten zwölf Maler. Er zeigt eine an großen Vorbildern – vor allem Sisly – geschulte Kultur der farblichen Mittel und ein Bemühen um den beziehungsvollen Ausgleich der Massen und der Tonwerte, die bewundernswert sind. Mit sicherem Gefühl und Instinkt betont er die spezifischen Stimmungswerte der Landschaft und führt mit scheuer Gebärde, als wage er, nicht fest zuzugreifen, ja als fürchte er, das Wunder der Erscheinungswelt könne unberührt vergehen, den geschmeidigen Pinsel über die Leinwand. Ueber allem liegt ein zarter, nuancenreicher Schmelz und die Systemlosigkeit des bescheidenen, ganz der Natur verbundenen „schönen Handwerks“.
Hans Kinkel zur Weihnachtsausstellung Leipziger Künstler 1949

Ausstellungen (unvollständig)

Einzelausstellung

  • 1977: Leipzig, Studiensaal der Graphischen Sammlung des Museums der bildenden Künste (zum 70. Geburtstag)

Teilnahme an Gruppenausstellungen

  • 1936 und 1940: Leipzig, Museum der bildenden Künste („Leipziger Kunstausstellung“)
  • 1943: Krakau, Tuchhallen („Deutsche Künstler sehen das Generalgouvernement“)
  • 1948: Leipzig, Kunsthandlung Elisabeth Bellak („Ausstellung zeitgenössischer Kunst“)
  • 1948/1949: Kunsthandlung Elisabeth Bellak („Leipziger Gegenwartskunst“)
  • 1949: Leipzig, Museum der bildenden Künste (Weihnachtsausstellung Leipziger Künstler)
  • 1950: Leipzig, Museum der bildenden Künste („Leipziger Kunstausstellung“)
  • 1953: Leipzig, Grassimuseum (Ausstellung bildender Künstler des Bezirkes Leipzig)
  • 1972: Leipzig, Museum der bildenden Künste (8. Kunstausstellung Bezirk Leipzig)

Bildbeispiele

Literatur

  • Briefe an Franz. Max Schwimmer schreibt Franz Siska. S. 81 ff. in: Max Schwimmer und der heitere Eros, Ausstellungskatalog, 25. Juli – 10. Oktober, Galerie Himmel, Dresden
  • Hans Kinkel (Hrsg.): Zwölf Leipziger Maler. Verlag Volk und Buch Leipzig, 1948
Commons: Franz Schwimmer – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Briefe an Franz, S. 81, 84 und 96
  2. Siska, Franz (Schwimmer). - „Polnisches Land mit Wolke (Petrikau)“. Abgerufen am 14. November 2020.
  3. Zwölf Leipziger Maler. In: booklooker.de. Abgerufen am 15. November 2020.
  4. Leipziger Volkszeitung vom 22. September 1953