Frank Eisenhauer

Frank Eisenhauer

Frank Eisenhauer (* 9. Juni 1968 in Augsburg) ist ein deutscher Astronom und Astrophysiker, Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik[1] und Professor an der Technische Universität München. Bekannt ist er vor allem für seine Beiträge zur Interferometrie und Spektroskopie sowie der Erforschung des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße.

Leben und Studium

Frank Eisenhauer wurde 1968 in Augsburg geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters zog seine Mutter ihn und seinen Bruder allein groß. Die beiden Brüder waren die ersten aus ihrer Familie, die eine Hochschulausbildung erhielten.[2]

Frank Eisenhauer studierte Physik an der Technischen Universität München und schloss das Studium 1995 mit dem Diplom ab. Im Anschluss begann er sein Doktorat bei Reinhard Genzel an der Ludwig-Maximilian-Universität München, wo er 1998 promoviert wurde, und am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik (MPE), dem er bis heute angehört.[2]

Lehrtätigkeit

Frank Eisenhauer lehrt als außerplanmäßiger Professor[3] an der Technischen Universität München Astrophysik und hochauflösende Astronomie.

Wissenschaft und Forschung

Als Direktor des Max-Planck-Instituts für extraterrestrische Physik (MPE) leitet Eisenhauer die Entwicklung und wissenschaftliche Auswertung von astronomischen Großgeräten. Eisenhauer hat maßgeblich die Entwicklung der Astronomie mit höchster räumlicher Auflösung und der abbildenden Spektroskopie vorangetrieben, und damit insbesondere zur Entdeckung und Erforschung des Schwarzen Loch im Zentrum der Milchstraße[4] beigetragen. Am MPE leitet er heute die Entwicklung und wissenschaftliche Auswertung großer astronomischer Instrumente und Experimente.

Bereits in seiner Doktorarbeit hat sich Eisenhauer der Infrarotastronomie zugewandt und für die adaptive Optik am 3.6m Teleskop der Europäischen Südsternwarte (ESO) in La Silla (Chile) eine Infrarotkamera mit Fabry-Pérot-Spektrometer entwickelt. Anschließend hat er als Principal Investigator die Entwicklung des SPIFFI/SINFONI Spektrometers am ESO Very Large Telescope in Paranal (Chile) geleitet, das mit einer damals einzigartigen Kombination aus adaptiver Optik und abbildender Spektroskopie[5] nicht nur die Störung durch die Erdatmosphäre korrigiert, sondern gleichzeitig für jeden Bildpunkt der Aufnahme ein Spektrum aufzeichnet. Damit konnten Eisenhauer und Kollegen 2003 erstmals mit geometrischen Methoden aus der Umlaufbahn des Sterns S2 die Entfernung zum Zentrum der Milchstraße messen,[6] und mit der Vermessung der Radialgeschwindigkeiten mehrerer Sterne die Vermutung bekräftigen, dass sich dort ein supermassives Schwarzes Loch befindet.[7]

Seit 2005 ist Frank Eisenhauer Principal Investigator des GRAVITY Experiments,[8] mit dem die vier Very Large Telescope in Paranal (Chile) der Europäischen Südsternwarte als Stern-Interferometer zusammengeschaltet werden und damit eine Winkelauflösung erreichen, die dem eines Teleskopes mit 130 Meter Durchmesser entspricht. Ähnlich wie bei einer adaptiven Optik werden bei GRAVITY die störenden Einflüsse der Erdatmosphäre und die Störungen im Lichtweg zwischen Teleskop und Labor aktiv korrigiert, wodurch die Empfindlichkeit um mehrere Größenordnungen im Vergleich zu früheren Experimenten verbessert wurde. Damit konnten Frank Eisenhauer und Kollegen 2018 insbesondere die aus der Allgemeinen Relativitätstheorie von Albert Einstein vorausgesagte Rotverschiebung im Schwerefeld eines schwarzen Loches nachweisen.[9] Dem gleichen Team gelang im Jahr 2020 auch der Nachweis der Schwarzschild-Präzession (Orbit-Vergleich Newton und Einstein) im Orbit des Sterns S2.[10] Die geometrische Messung der Entfernung zum Galaktischen Zentrum und der Nachweis der Gravitationsrotverschiebung im Schwerefeld des schwarzen Loches wurden von Andrea Ghez und Kollegen mit Beobachtungen am Keck-Observatorium auf Hawaii bestätigt[11].[12]

SINFONI und GRAVITY gehören zu den Instrumenten, die bei der Entdeckung und Charakterisierung des Schwarzen Lochs im Galaktischen Zentrum eingesetzt wurden[13], wofür Reinhard Genzel und Andrea Ghez den Nobelpreis für Physik 2020 erhalten haben.[14]

Weitere Forschungsfelder, zu denen Frank Eisenhauer mit seinen Beobachtungen unter anderem beigetragen hat, sind die Galaxiendynamik im frühen Universum,[15] Aktive Galaxienkerne,[16] und die Sternentstehung in massereichen Sternhaufen.

Ehrungen und Auszeichnungen

Mitgliedschaften

Einzelnachweise

  1. Frank Eisenhauer wird neuer Direktor am MPI für extraterrestrische Physik. In: mpe.mpg.de. 31. Mai 2023, abgerufen am 5. Juli 2025.
  2. a b Frank Eisenhauer. In: gruber.yale.edu. Abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).
  3. Visitenkarte von Eisenhauer, Frank; Apl. Prof. Dr. rer. nat. habil. - TUMonline - Technische Universität München. Abgerufen am 2. Februar 2023.
  4. R. Genzel, F. Eisenhauer, S. Gillessen: The Galactic Center massive black hole and nuclear star cluster. In: Reviews of Modern Physics. Band 82, 2010, S. 3121–3195, doi:10.1103/RevModPhys.82.3121, arxiv:1006.0064.
  5. F. Eisenhauer, W. Raab: Visible/Infrared Imaging Spectroscopy and Energy-Resolving Detectors. In: Annual Review of Astronomy and Astrophysics. Band 53, 2015, S. 155–197, doi:10.1146/annurev-astro-082214-122442.
  6. F. Eisenhauer et al.: A Geometric Determination of the Distance to the Galactic Center. In: The Astrophysical Journal. Band 597, Nr. 2, 2003, S. L121, doi:10.1086/380188, arxiv:astro-ph/0306220.
  7. F. Eisenhauer et al.: SINFONI in the Galactic Center: Young Stars and Infrared Flares in the Central Light-Month. In: The Astrophysical Journal. Band 628, 2005, S. 246, doi:10.1086/430667, arxiv:astro-ph/0502129.
  8. GRAVITY Collaboration R. Abuter et al.: First light for GRAVITY: Phase referencing optical interferometry for the Very Large Telescope Interferometer. In: Astronomy and Astrophysics. Band 602, 2017, S. A94, doi:10.1051/0004-6361/201730838, arxiv:1705.02345.
  9. GRAVITY Collaboration R. Abuter et al.: Detection of the gravitational redshift in the orbit of the star S2 near the Galactic centre massive black hole. In: Astronomy and Astrophysics. Band 615, 2018, S. L15, doi:10.1051/0004-6361/201833718, arxiv:1807.09409.
  10. GRAVITY Collaboration R. Abuter et al.: Detection of the Schwarzschild precession in the orbit of the star S2 near the Galactic centre massive black hole. In: Astronomy and Astrophysics. Band 636, 2020, S. L5, doi:10.1051/0004-6361/202037813 (aanda.org).
  11. A. Ghez et al.: Stellar Orbits Around the Galactic Center Black Hole. In: Astrophysical Journal. Band 620, 2005, S. 744, doi:10.1086/427175, arxiv:astro-ph/0306130.
  12. T. Do et al.: Relativistic redshift of the star S0-2 orbiting the Galactic Center supermassive black hole. In: Science. Band 365, 2019, S. 664–668, doi:10.1126/science.aav8137, arxiv:1907.10731.
  13. Reinhard Genzel erhält den Physik-Nobelpreis. Abgerufen am 17. Februar 2021.
  14. The Nobel Prize in Physics 2020. Abgerufen am 17. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  15. R. Genzel, L. J. Tacconi, F. Eisenhauer et al.: The rapid formation of a large rotating disk galaxy three billion years after the Big Bang. In: Nature. Band 442, 2006, S. 786, doi:10.1038/nature05052, arxiv:astro-ph/0608344.
  16. Gravity Collaboration E. Sturm et al.: Spatially resolved rotation of the broad-line region of a quasar at sub-parsec scale. In: Nature. Band 563, 2018, S. 657, doi:10.1038/s41586-018-0731-9, arxiv:1811.11195.
  17. Frank Eisenhauer zum Ehrenprofessor der TUM ernannt. Abgerufen am 4. Juli 2025.
  18. Herausragende Forschung von der Astronomischen Gesellschaft preisgekrönt. Abgerufen am 30. August 2023.
  19. Gruber Prize in Cosmology 2022. In: yale.edu. Abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).
  20. Preisträgerinnen und Preisträger.
  21. Jackson-Gwilt Medal 2022. (pdf) In: ras.ac.uk. Abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).
  22. Frank Eisenhauer. In: academie-sciences.fr. (französisch).
  23. European Astronomical Society: 2021 Prizes. (pdf) In: eas.unige.ch. Abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).
  24. Frank Eisenhauer receives 2020 Michelson Investigator Achievement Award. In: mpe.mpg.de. 22. Juli 2022, abgerufen am 5. Juli 2025 (englisch).