Francis Allotey
Francis Kofi Ampenyin Allotey (9. August 1932 in Saltpond – 2. November 2017 in Accra) war ein ghanaischer mathematischer Physiker, der insbesondere durch seine Arbeiten zur Soft-Röntgen-Spektroskopie internationale Bekanntheit erlangte, in deren Rahmen er den sogenannte Allotey-Formalismus entwickelte.[1][2] Er war der erste ghanaische Professor für Mathematik und ein bedeutender Wissenschaftsorganisator, der sich für die Förderung der mathematisch-naturwissenschaftlichen Bildung in Afrika einsetzte.[1][3]
Leben
Francis Allotey wurde 1932 in Saltpond als zweites von sieben Kindern von Alice Esi Nyena, einer Schneiderin, und Joseph Kofi Allotey, einem Händler für Bücher, Musikinstrumente und Fischereizubehör, geboren.[1][4] Seine frühe Schulbildung begann er im Alter von neun Jahren an der St. John the Baptist Catholic School in Saltpond.[1] Bereits als Kind entwickelte er beim Sortieren der Bücher im Laden seines Vaters eine Leidenschaft für Mathematik und Naturwissenschaften.[1][4] Besonders prägten ihn dabei Biografien von Wissenschaftlern wie Einstein, Newton, Maxwell und E.T. Bells Men of Mathematics, die ihn zu einer eigenen Laufbahn in der Wissenschaft inspirierten.[1][4]
Im Jahr 1948 wurde er als erster und einziger Schüler der Anfangsklasse am neugegründeten Ghana National College aufgenommen, das vom späteren Präsidenten Kwame Nkrumah gegründet worden war.[2][4] Noch während seiner Schulzeit gründete er in seiner Heimatstadt Saltpond das Fante State College, wo er als Rektor unterrichtete.[1][4]
1953 reiste er ins Vereinigte Königreich, wo er zunächst am Borough Polytechnic (heute London South Bank University) studierte und später ans Imperial College London wechselte.[2][3] Dort wurde er unter anderem von den Nobelpreisträgern Abdus Salam und Patrick Blackett unterrichtet.[1] 1960 schloss er sein Studium am Imperial College ab.[1][2]
Nach zweijähriger Lehrtätigkeit an der Kwame Nkrumah University of Science and Technology (KNUST) in Kumasi ging Allotey 1962 zur Promotion nach Princeton in die Vereinigten Staaten.[2][3] Dort promovierte er 1966 in Mathematischer Physik über Elektron-Loch-Streuung bei der Röntgenemission von Lithium und Natrium.[1][2]
Allotey war zweimal verheiratet: zuerst mit Enid Edoris Chandler aus Barbados, mit der er zwei Söhne hatte, und später mit Ruby Asie Mirekuwa Akuamoah, mit der er zwei Stiefkinder großzog.[1][4] Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit unterstützte er Kinder in seiner Umgebung und war gläubiger Katholik.[1][4]
Er starb am 2. November 2017 wenige Tage vor einer geplanten Ehrung durch die UNESCO.[1][5]
Wirken
Nach seiner Rückkehr nach Ghana 1966 nahm Allotey seine Lehrtätigkeit an der KNUST wieder auf.[1][2] Er erkannte früh die Bedeutung der Informatik und gründete gegen den Widerstand seiner Kollegen Afrikas erste Computerabteilung an einer Universität.[1][2]
Im Jahr 1973 wurde er zum ersten ghanaischen Professor für Mathematik ernannt.[2][3] Zwischen 1971 und 1980 war er mehrfach Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät und Pro-Vizekanzler der KNUST.[1][2]
International wurde Allotey durch den nach ihm benannten Allotey-Formalismus bekannt, der neue Erkenntnisse in der Soft-Röntgen-Spektroskopie ermöglichte.[1][2][5] Für diese Arbeit erhielt er 1973 die Prince Philip Gold Medal der Ghana Academy of Sciences.[1][4] Insgesamt veröffentlichte er über 65 Arbeiten in internationalen Fachzeitschriften.[3]
Er war Gründungsmitglied der African Academy of Sciences (1985) und des African Institute for Mathematical Sciences (AIMS), das er 2012 nach Ghana brachte.[2][4] Sein Engagement für den Aufbau mathematisch-naturwissenschaftlicher Forschungseinrichtungen führte zur Entstehung von sechs AIMS-Instituten in Afrika.[1][4]
Allotey war als Berater für bedeutende internationale Organisationen tätig, darunter die UN, UNESCO, IAEA und UNIDO.[3][4] Er war zudem Mitglied oder Ehrenmitglied in wissenschaftlichen Gesellschaften wie der Royal Astronomical Society, dem Institute of Physics und dem Ghana Institute of Information Technology.[3][5]
Zu seinen zahlreichen Auszeichnungen gehören der Order of the Volta (2009), der Millennium Excellence Award (2005), drei Ehrendoktorwürden (1998, 2003, 2006) und posthum der Osagyefo Kwame Nkrumah African Genius Award (2017).[3][4]
Er war zudem Gründungspräsident der African Physical Society und Präsident der Ghana Academy of Arts and Sciences.[2][5]
Sein Lebenswerk ist von einem Glauben an die transformative Kraft der Wissenschaft für Afrika geprägt, insbesondere durch Ausbildung in Mathematik und Naturwissenschaften.[4] Wie es in einem Nachruf heißt, war Allotey ein berühmter Mann, der trotz bescheidener Herkunft ein außergewöhnliches Leben führte.[1][2]
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t Francis Allotey - Biography. Abgerufen am 20. April 2025 (englisch).
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Kojo Akoto Boateng: State funeral held for Prof. Allotey [Photos]. In: Citi 97.3 FM - Relevant Radio. Always. 23. Februar 2018, abgerufen am 20. April 2025 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b c d e f g h Hall of Fame | Department of Publishing and Web Development. 3. November 2017, abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Professor Allotey: The great mathematician and scientist - Graphic Online. 23. Februar 2018, abgerufen am 20. April 2025.
- ↑ a b c d Renowned Ghanaian mathematician Prof Francis Allotey dies at 85. 3. November 2017, abgerufen am 20. April 2025 (britisches Englisch).