François Bœspflug

François Bœspflug in 2016

François Bœspflug (* 30. Mai 1945) ist ein französischer Historiker, der sich mit dem Christentum und der christlichen Kunst, insbesondere des Mittelalters, befasst. Er ist auf die Ikonografie der Bible moralisée spezialisiert.

Leben

Als Enkel des Historikers Albert Dufourcq begann François Bœspflug ein wissenschaftliches Studium,[1] das ihn an die École nationale supérieure des mines de Saint-Étienne führte, wo er von 1964 bis 1965 studierte.[2] Anschließend absolvierte er ein fünfjähriges Noviziat bei den Dominikanern, bevor er dem Orden beitrat. In dieser Zeit entdeckte er die Kraft christlicher Bilder – „zunächst rhetorischer Art, um die Aufmerksamkeit eines Publikums während meiner Predigten zu gewinnen“, erinnert er sich, um seinen Werdegang zu erklären.[2]

Von 1969 bis 1975 erwarb er einen Bachelor in scholastischer Philosophie sowie einen Master in Theologie am Institut catholique de Paris. Zwischen 1980 und 1982 studierte er Religionswissenschaften an der Sorbonne. 1983 verteidigte er eine sogenannte „gemischte Dissertation“ (ein Doktorat in Theologie und Religionsgeschichte), die 1984 veröffentlicht wurde und sich mit der Darstellung Gottes in der Kunst befasste. Damit erlangte er zwei postgraduale Doktortitel.[2][3]

Nach seiner Doktorarbeit veröffentlichte er zahlreiche Werke zur christlichen Ikonografie und setzte seine Forschungen zur Darstellungsgeschichte Gottes und der Dreifaltigkeit im mittelalterlichen Abendland fort.[4] Besonders spezialisiert ist er auf die Ikonografie der Bible moralisée.

Er war zunächst Dozent am Institut catholique de Paris (1984–1987), anschließend an der École des hautes études en sciences sociales (1987–1990) sowie Professor für Religionsgeschichte an der Fakultät für katholische Theologie in Straßburg (1990–2013). Darüber hinaus war er als Gastprofessor oder Dozent in Brüssel, Genf und Paris (Centre Sèvres) tätig. Seit September 2013 ist er emeritierter Professor für Religionsgeschichte an der Universität Straßburg.[1][2]

Im Jahr 2010 war er Inhaber des Louvre-Lehrstuhls und 2013 des Benedikt XVI.-Lehrstuhls in Regensburg. Von 1982 bis 1999 gehörte er zudem der literarischen Leitung des Verlags Éditions du Cerf an.[2]

Er trat aus dem Dominikanerorden und dem Priesteramt aus, um 2015 standesamtlich zu heiraten. Auf seinen Antrag hin wurde er 2018 aus dem Klerikerstand entlassen.[1]

François Bœspflug, der das Zölibat für Geistliche kritisiert, äußert sich regelmäßig in den Medien zu Fragen der katholischen Kirche – ebenso wie zur Darstellung des Göttlichen in den Religionen allgemein.[1]

Schriften (Auswahl)

Bücher

  • mit Eberhard König: Les "Très belles heures" de Jean de France, duc de Berry: un chef-d’oeuvre au sortir du Moyen âge. Éditions du Cerf, Paris 1998, ISBN 978-2-204-05416-4 (französisch).
  • La caricatura e il sacro: Islam, ebraismo e cristianisimo a confronto (= Transizioni (Vita e pensiero (Firm)). Band 21). Vita e Pensiero, 2007, ISBN 978-88-343-1382-4 (italienisch).
  • mit Bérénice Levet: La pensée des images: entretiens sur Dieu dans l’art, avec Bérénice Levet. Bayard, Montrouge 2011, ISBN 978-2-227-48285-2 (französisch).
  • mit Évelyne Martini: Franc-Parler: Du christianisme dans la société d’aujourd’hui. Bayard, Montrouge 2012, ISBN 978-2-227-48509-9 (französisch).
  • Pourquoi j’ai quitté l’Ordre... et comment il m’a quitté. J. C. Béhar, Paris 2016, ISBN 978-2-915543-51-3 (französisch).
  • mit Emanuela Fogliadini: Cruxifixion - la crucifixion dans l’art, un sujet planétaire. Bayard, Montrouge 2019, ISBN 978-2-227-49502-9 (französisch).
  • mit Emanuela Fogliadini: La risurrezione di Cristo nell’arte d’Oriente e d’Occidente. Jaca Book, Mailand 2020, ISBN 978-88-16-60591-6 (italienisch).
  • mit Emanuela Fogliadini: Il battesimo di Cristo. Jaca Book, Mailand 2021, ISBN 978-88-16-60656-2 (italienisch).

Einzelnachweise

  1. a b c d Soizic Bour: Le célibat des prêtres aboutit à des déviations et des tendances perverses” affirme un ancien curé. In: francebleu.fr. Abgerufen am 13. September 2025.
  2. a b c d e Benoît de Sagazan: Dieu en ses images, un univers enfin cartographié. In: mondedelabible.com. 18. Juli 2012, abgerufen am 13. September 2025.
  3. BOESPFLUG François. In: theocatho.unistra.fr. Abgerufen am 13. September 2025.
  4. Julien Ries, Charles-Marie Ternes, Samīr Arbash: Symbolisme et expérience de la lumière dans les grandes religions. Brepols, 2002, S. 271 (französisch).