Flugzeugabsturz Maxdorf 1989

Die Flugzeugabsturz bei Maxdorf war der Zusammenstoß zweier General Dynamics F-16C am 18. Dezember 1989 über der rheinland-pfälzischen Gemeinde Gönnheim.
Beteiligte Luftfahrzeuge
Talon 1 war eine F-16C Block 25D mit der Seriennummer 84-1263 und war am 6. November 1985 an die US Air Force übergeben worden.[1] Das zweite beteiligte Luftfahrzeug, Rufzeichen Talon 2, war eine F-16C Block 25E mit der Seriennummer 84-1293 und stand seit dem 24. Januar 1986 im Dienst der US Air Force.[2][3] Beide Maschinen waren auf der Hahn Air Base (heute ziviler Flughafen Frankfurt-Hahn) stationiert und dem 496th Tactical Fighter Squadron, 50th Tactical Fighter Wing zugehörig.
Piloten
Geflogen wurde Talon 1 von dem als erfahren geltenden 36-jährigen Major Rodrick R. Kallmann, der zum Unfallzeitpunkt insgesamt 2024 Flugstunden auf verschiedenen Jagdflugzeugen absolviert hatte. Kallmann hatte 222 Flugstunden auf der F-16 vorzuweisen, 13,8 Stunden davon als Fluglehrer. Zudem war er Absolvent und ehemals Ausbilder an der United States Navy Fighter Weapons School gewesen.
Talon 2 wurde von dem 29-jährigen Oberleutnant Steven C. Sundstrom geflogen, der mit insgesamt 259,5 absolvierten Flugstunden, davon 219,9 Stunden auf der F-16, als noch unerfahrener Pilot galt.[4]
Hergang
Gegen 15:14 Uhr Ortszeit starteten Talon 1 und Talon 2 von der Hahn Air Base aus zu einer Dissimilar Air Combat Tactics (DACT) Übung in der Vorderpfalz, die ursprünlich zusammen mit zwei McDonnell Douglas F-15C des auf der Bitburg Air Base stationierten 36th Tactical Fighter Wing durchgeführt werden sollte; da zu diesem Zeitpunkt allerdings keine zweite Maschine verfügbar war, nahm nur eine F-15C (Rufzeichen Lobo 1) an der Übung teil.
Bei der Luftkampfübung simulierten die beiden F-16 ein Gefecht mit der F-15, das bis zum Zusammenstoß ohne Zwischenfälle verlief. Während des vierten Dogfights simulierte Talon 1 einen Angriff mit der Bordkanone, wobei Major Kallman Lobo 1 in einem realtiv steilen Winkel anflog und letztendlich die Flugbahn der F-15 überschoss, woraufhin er eine Rechtskurve einleitete. Talon 2 befand sich währenddessen hinter der F-15 und nährte sich ihr in einer Linkskurve an. Gegen 16:12 Uhr stießen die beiden F-16 auf einer Höhe von etwa 4500 Metern (14950 Fuß) über dem rheinland-pfälzischen Gönnheim zusammen. Zum Zeitpunkt des Zusammenstoßes verzeichnete der Flugdatenschreiber von Talon 2 eine Geschwindkeit von 683 km/h (369 kn) IAS. Die linke Tragfläche sowie das linke Höhenleitwerk wurden hierbei vom Rumpf abgetrennt, woraufhin die Maschine unkontrolliert Richtung Boden stürzte. Oberleutnant Sundstrom gelang es zwar mit dem Schleudersitz die Maschine zu verlassen, allerdings war diese zum Zeitpunkt des Ausstiegs ungünstig ausgerichtet, wodurch sich Komponenten des Rettungsfallschirms ineinander verfingen und dieser sich nicht öffnen konnte. Somit konnte er seinen Fall nicht abfangen und starb beim Aufprall auf einen Acker östlich von Maxdorf. Talon 1 erlitt durch den Zusammenstoß unter anderem schwere Schäden am Triebwerk, das hinter dem Cockpit durchtrennt wurde. Major Kallman betätigte drei bis fünf Sekunden nach der Kollision seinen Schleudersitz und konnte erfolgreich aussteigen, was durch die niedrige Fluggeschwindigkeiten von 287 km/h (155 kn) und das nur langsame Absinken der Flugzeugnase nach dem Zusammenprall begünstigt wurde. Durch starke Winde auf der Ausstiegshöhe landete er etwa 16 Kilometer (10 Meilen) östlich vom Unfallort nahe des Silbersees bei Bobenheim-Roxheim in einem Acker. Wenig später wurde Major Kallman von Hubschraubern der US Army ins US-Militärkrankenhaus in Heidelberg gebracht. Er überstand den Unfall unverletzt und konnte noch am Abend desselben Tages auf die Hahn Air Base zurückkehren.
Der Unfall wurde sowohl von Lobo 1, als auch von den Besatzungen zweier Bell UH-1 der US Army, die den Zusammenstoß beobachtet hatten, an die Flugsicherung in Frankfurt gemeldet. Zudem wurden von Augenzeugen die zuständigen deutschen Behörden informiert.[4][5]
Aufräumarbeiten
Ein großer Teil der Trümmer landete in und um Maxdorf. Eine abgerissene Tragfläche landete im Maxdorfer Großmarkt und setzte eine Kühlanlage in Brand, ebenso explodierte ein Teil der mitgeführten 20-mm-Übungsmunition auf dem Marktgelände. Durch weitere herabfallende Trümmerteile kam es zu einer Vielzahl an Sachschäden, Personen kamen hierbei nicht zu Schaden.
Die Amerikanische Militärpolizei sperrte das Absturzgebiet ab und errichtete auf dem Maxdorfer Großmarkt eine militärischen Sperrzone. Feuerwehren aus der Umgebung unterstützten die Maxdorfer Feuerwehr, zudem waren das Rote Kreuz und die Bundeswehr vor Ort. Die Disaster Control Groups (DCG) der US-Luftwaffenstützpunkte Sembach und Ramstein rückten ebenfalls an und entfernten unter anderem die Hydrazin-Behälter der verunglückten Luftfahrzeuge.
An den viertägigen Aufräumarbeiten waren sowohl das amerikanische Militär als auch deutsche Staatsangehörige und Behörden beteiligt. In diesem Zeitraum wurden jegliche Überreste der abgestürzten Jagdflugzeuge geborgen und auf die Hahn Air Base gebracht. Die militärische Sperrzone auf dem Maxdorfer Großmarkt wurde am 22. Dezember aufgehoben.[4][5]
Unfallursache
Im Januar 1990 wurde die Untersuchung des Unfalls angeordnet. Laut dem später veröffentlichen Untersuchungsberichts wurde der Zusammenstoß hauptsächlich durch unzureichende Kommunikation während des Luftkampfs und mangelhafte Situational Awareness der Piloten verursacht.[4]
Folgen
Am 7. Februar 1990 wurde aufgrund dieses Unfalls eine Bürgerinitiative gegen militärische Flugübungen gegründet. Diese Initiative schloss sich später als Ortsgruppe dem Verein Mittelhaardter gegen Fluglärm an. Bis zur Auflösung dieses Vereines sorgten sie für Demonstrationen, die auf den Unfall aufmerksam machten, sowie für Mahnwachen und ökumenische Gottesdienste.
Am 18. Dezember 1992 wurde in Maxdorf ein Mahnmal zu dem Unfall errichtet. Das Mahnmal wurde gegenüber des Maxdorfer Großmarkts gebaut und soll Trümmerteile der F-16 zeigen. Anlässlich des 25. Jahrestags wurde das Denkmal in Anwesenheit von Rodrick R. Kallmann um einen Gedenkstein erweitert.[5][6]
Trivia
1990 wurde beim pfälzischen Mundartwettbewerb Dannstädter Höhe das Gedicht Fluuchiewung (Flugübung) von Albert H. Keil, das sich mit dem Ereignis befasste, mit einem Preis ausgezeichnet.[7] Das Gedicht wurde in den Folgejahren mehrmals abgedruckt.
Einzelnachweise
- ↑ Zeittafel zu General Dynamics F-16C Block 25D 84-1263 auf F-16.net (englisch), abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ Zeittafel zu General Dynamics F-16C Block 25E 84-1293 auf planelogger (englisch), abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ Liste der US Air Force Seriennummern von 1984 in Joe Baugher's serial number list (englisch), abgerufen am 31. August 2025.
- ↑ a b c d Flugunfallbericht zur Kollision von F-16C Block 25D/E 84-1263 und 84-1293 (englisch), abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ a b c US-Kampfflugzeuge stürzen auf Maxdorf in Maxdorfer Geschichte (deutsch), abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Vor 25 Jahren: Flugzeugunglück über Maxdorf – Amerikanischer Pilot besucht die Unglücksstellen in Maxdorfer Geschichte (deutsch), abgerufen am 1. September 2025.
- ↑ Gedicht "Fluuchiewung" von Albert H. Keil auf der Website von PfalzMundArt (deutsch), abgerufen am 1. September 2025.