Florian Willet

Florian Willet (* 3. August 1977[1] in Heidelberg; † 5. Mai 2025 in Deutschland) war ein deutscher Buchautor und Aktivist.

Leben und Wirken

Florian Willets Vater nahm sich 1992, als Willet 14 Jahre alt war, das Leben, wie seine Familie angibt. Er hinterließ ihm ein Vermögen von vier Millionen D-Mark.[2]

Zunächst arbeitete er im Bereich der Vermögensverwaltung. Seit 2002 befasst er sich mit Neuropsychologie und Verhaltensökonomie sowie verzerrter Meinungsbildung. Willet wurde 2014 an der Universität Witten/Herdecke mit einer Arbeit über Verhaltensökonomik[3] promoviert.

Er beriet Juristen, Berufspolitiker, Familienunternehmer und Start-up-Unternehmen. Willet war Mitglied von Mensa International.[4]

Sein Buch Wie die Parteien uns über den Tisch ziehen wurde auf dem Blog Die Achse des Guten positiv rezensiert. Dem Autor gelinge es, das Ausgrenzen von rechten Positionen aus dem demokratischen Diskurs als „perfide Strategie“ zu entlarven. Willet formuliere Sätze, die „nicht jeder aus dem Establishment hören“ möchte. Er stelle in seinem Buch dar, wie die Bürger durch Politiker und Leitmedien „manipuliert und zum reinen Stimmvieh degradiert werden“.[5]

Willet fungierte bis Ende 2022 als Pressesprecher des Suizidhilfevereins Dignitas. Seit 2024 war er Vorstandsmitglied und Präsident des Suizidhilfevereins The Last Resort mit Sitz in der Schweiz.[6][7]

Die von Willet propagierte Suizidmethode mittels des sogenannten „Sarco“ ist laut Bundesrat und der Schweizer Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider nicht rechtskonform.[8] Nachdem im September 2024 in der Schweiz ohne Genehmigung der Behörden diese umstrittene Suizid-Kabine „Sarco“ zum Einsatz gekommen war, bei der auf Knopfdruck Stickstoff eingeleitet wird, was zum Ersticken der Insassen führt, und auf diese Weise eine US-Amerikanerin gestorben war, die ihr Leben beenden wollte,[9][10][11] wurde Willet verhaftet. Er war daraufhin bis Dezember 2024 siebzig Tage in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft ermittelte gegen ihn wegen vorsätzlicher Tötung sowie Verleitung und Beihilfe zum Selbstmord. Der Verdacht der vorsätzlichen Tötung wurde verworfen.[7][12] Die Erfahrung der Untersuchungshaft und der Vorwurf der vorsätzlichen Tötung trafen ihn schwer. Aufgrund dessen stürzte sich Willet Anfang 2025 vom dritten Stock seines Wohnhauses in Zürich. Er überlebte den Sturz. Im Anschluss wurde eine psychotische Störung bei ihm diagnostiziert, ausgelöst durch die Zeit im Gefängnis[13] vor einem Hintergrund beruflichen und persönlichen Scheiterns[2].

Mit einem Schreiben vom 9. April 2025 beantragte Willet bei einer deutschen Sterbehilfeorganisation assistierten Suizid und begründete seinen Wunsch mit Lebensüberdruss und finanziellen Problemen.[14] Im Mai 2025 nahm er sich in Deutschland im Alter von 47 Jahren das Leben.[7][11] Die Staatsanwaltschaft Köln untersuchte Hinweise, ob bei Willet psychotische Störungen festgestellt worden waren, die die Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben bei einer Unterstützung des Suizid hätte berücksichtigen müssen.[15]

Zuletzt lebte Willet in Zürich.[16]

Publikationen

  • Deutschlands Frauen schaffen ihre Männer ab: Florian Willet erklärt weiblichen Chauvinismus, Ludwig, 2011, ISBN 978-1-52032-927-7.
  • Florian Willet denkt nach über Hirnforschung, Evolution und Ökologie: Neuropsychologie und Verhaltensökonomie, Ludwig, 2011, ISBN 978-3-86935-200-8.
  • Der Soziale Schwan: wo Kahneman, Taleb und Darwin auf Marx stossen, Ludwig, 2017, ISBN 978-1-52032-923-9.
  • Mir nach, ich folge Euch!: Wie uns die Parteien über den Tisch ziehen, Solibro, 2018, ISBN 978-3-96079-045-7.
  • Wie die Parteien uns über den Tisch ziehen, Solibro, 2021, ISBN 978-3-96079-084-6

Einzelnachweise

  1. Nachruf auf Florian Willet bei Exit International vom 1. Juni 2025 (englisch), abgerufen am 2. Juni 2025
  2. a b Simon Hehli: Willet und der Wahn: War es wirklich die Untersuchungshaft, die den Sarco-Chef in den Suizid trieb? In: Neue Zürcher Zeitung, 28. Juli 2025, (online).
  3. The social swan hypothesis : where Kahneman, Taleb and Darwin meet Marx Eintrag zur deutschen Fassung. In: Deutsche Nationalbibliothek. Abgerufen am 5. August 2025.
  4. Autorenprofil von Florian Willet beim Solibro Verlag. Abgerufen am 15. Juni 2019.
  5. Deborah Ryszka: Kultur-Kompass: „Wie uns Parteien über den Tisch ziehen!“. In: achgut.com, 27. November 2021, abgerufen am 26. Juli 2022.
  6. Dr. Dr. Florian Willet. In: Humanistischer Pressedienst. Abgerufen am 2. Juni 2025.
  7. a b c Chef von Schweizer Sterbehilfeorganisation ist tot. In: Der Spiegel. 2. Juni 2025, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 2. Juni 2025]).
  8. Suizidkapsel ist laut Bundesrat nicht rechtskonform. In: Die Bundesversammlung — Das Schweizer Parlament. 23. September 2024, abgerufen am 19. Juni 2025.
  9. Nicolas Lurati: Peter Sticher, erster Staatsanwalt, zum Sarco-Einsatz von Schaffhausen. In: Blick.ch. 26. September 2024, abgerufen am 3. Juni 2025.
  10. Umstrittene Suizidkapsel eingesetzt – Festnahmen in der Schweiz. In: BR24. 24. September 2024, abgerufen am 2. Juni 2025.
  11. a b Todeskapsel „Sarco“ – Chef begeht nach Strafermittlungen Suizid. In: WELT. Abgerufen am 2. Juni 2025.
  12. Lucas Blumer: Schaffhauser Staatsanwaltschaft entlässt Sarco-Chef aus Untersuchungshaft: Verdacht auf vorsätzliche Tötung fallengelassen. In: Schaffhauser Nachrichten. 2. Dezember 2024, abgerufen am 3. Juni 2025.
  13. Simon Hehli: Sarco-Chef bezahlt Kampf für Suizidkapsel mit dem Leben. Florian Willet ist in seiner Heimat gestorben – seine Mitstreiter erheben schwere Vorwürfe gegen die Schaffhauser Justiz. In: Neue Zürcher Zeitung, 4. Juni 2025, S. 10 (online).
  14. „Suizid wegen Lebensmüdigkeit“, Tobias Bolli, Schaffhauser Nachrichten, 30. Juli 2025, S. 1 und S. 18
  15. Reiner Burger: Suizid von Sterbehelfer wird geprüft. In: FAZ. 5. August 2025, abgerufen am 5. August 2025.
  16. Chef von Sterbekapsel-Organisation The Last Resort ist tot, SRF, 2. Juni 2025.