Flüchtlingscamp Nyango

Flüchtlingscamp Nyango
(verfallen)
Flüchtlingscamp Nyango (Sambia)
Flüchtlingscamp Nyango (Sambia)
Flüchtlingscamp Nyango
Koordinaten 14° 40′ S, 24° 34′ O
Basisdaten
Staat Sambia
Provinz Westprovinz
Einwohner 5000 (etwa 1980)
Gründung 1970er JahreVorlage:Infobox Ort/Wartung/Datum
Aufgegeben 1990

Das Flüchtlingscamp Nyango war eines der wichtigsten Exilzentren für namibische Flüchtlinge in den 1970er- und 1980er-Jahren. Es lag in Sambia und wurde von der South West Africa People’s Organization (SWAPO) eingerichtet. Nyango diente nicht nur als Unterkunft für tausende Frauen und Kinder, sondern entwickelte sich zu einem Bildungs- und Gesundheitszentrum im Exil.[1][2] Das Camp spielte eine zentrale Rolle im politischen, sozialen und kulturellen Leben der namibischen Befreiungsbewegung.

Hintergrund und Gründung

Das Flüchtlingscamp Nyango entstand in den 1970er-Jahren im Westen Sambias als eines der zentralen Exilzentren der namibischen Befreiungsbewegung SWAPO. Nach dem wachsenden Zustrom namibischer Flüchtlinge aus den von Südafrika kontrollierten Gebieten stellte die sambische Regierung Land zur Verfügung, auf dem SWAPO ein Siedlungs- und Versorgungszentrum errichten konnte. Nyango entwickelte sich schnell zu einem Sammelpunkt für mehrere tausend Menschen, vor allem Frauen und Kinder, die aus dem Bürgerkrieg in Namibia geflohen waren.

Leben im Camp

In Nyango lebten zeitweise über 5.000 Flüchtlinge. Die Gemeinschaft organisierte sich weitgehend selbst: Es wurden Felder bestellt, Gemüse und Mais angebaut sowie Vieh gezüchtet, um die Versorgung sicherzustellen.[1] Zugleich entstanden Schulen bis zur Sekundarstufe, Alphabetisierungskurse für Erwachsene und Ausbildungsprogramme in praktischen Berufen wie Krankenpflege, Handwerk oder Verwaltung. Die Unterrichtssprache war Englisch, das Curriculum orientierte sich am sambischen Schulsystem.[1] Ein von Libertina Amathila geleitetes Krankenhaus versorgte die Bewohner medizinisch und galt als Symbol für den Aufbauwillen der Flüchtlingsgemeinschaft.[1][3]

Bedeutung und Nachwirkung

Neben der materiellen Versorgung spielte Nyango eine wichtige Rolle für die politische und kulturelle Identität der Exilnamibier. Das Camp bot Raum für politische Schulungen, kulturelle Aktivitäten und die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte, die nach der Unabhängigkeit Namibias 1990 eine wichtige Rolle im Staatsaufbau übernahmen.[2] Mit der Rückkehr vieler Bewohner nach Namibia verlor Nyango seine Funktion, blieb jedoch als Symbol für Widerstand, Selbsthilfe und Exilerfahrung im kollektiven Gedächtnis der namibischen Gesellschaft präsent.[1][3]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d e Country Profiles Namibia: Life in Exile. In: Namibia Country Profile Part 7. o. O. 1985, S. 44 ff. Online verfügbar unter: https://oxfamilibrary.openrepository.com/bitstream/handle/10546/126005/bk-country-profiles-namibia-part7-010185-en.pdf?sequence=33 (Abgerufen am 27. August 2025).
  2. a b Nordic Africa Institute: Namibia Committee in Espoo. In: Liberation Africa Archives. Online verfügbar unter: https://nai.uu.se/library/resources/liberation-africa/list-of-archives/fi/the-namibia-committee-in-espoo.html
  3. a b Refugee History: SWAPO’s struggle, children and exile home-making – the story of Mawazo Nakadhilu. Online verfügbar unter: https://refugeehistory.org/blog/2021/4/15/swapos-struggle-children-and-exile-home-making-the-story-of-mawazo-nakadhilu