Fevzi Sarhan

Mustafa Fevzi Bey Sarhan (* 1876 in Akhisar, Osmanisches Reich; † 19. September 1933 in Paris) war ein türkischer Politiker der Halk Fırkası (HF), der unter anderem im Kabinett İnönü I, der ersten Regierung der Republik Türkei, zwischen 1923 und 1924 Minister für Scharia und Stiftungen war.
Leben
Mustafa Fevzi Bey Sarhan, Sohn von Yusuf und Fatma Sarhan[1], besuchte die Koranschule (Madrasa) und absolvierte ein Studium an der juristischen Fakultät der Universität Istanbul, das er mit dem akademischen Grad Müderris abschloss. Er war als Hilfsdozent an der juristischen Fakultät der Universität Istanbul und als Lehrer an der Nuvvab-Schule (Mekteb-i Nüvvâb) tätig.[2] Des Weiteren Berater des Finanzministeriums sowie Präsident des Gerichts erster Instanz in Beyoğlu. Er wurde am 18. April 1912 Mitglied des Abgeordnetenhauses des Osmanischen Reiches (Meclis-i Mebûsan) und gehörte dieser als Vertreter von Saruhan bis zum 21. Dezember 1918 an.
Am 29. Oktober 1923 wurde er für die Volkspartei HF (Halk Fırkası) erstmals Mitglied der Großen Nationalversammlung TBMM (Türkiye Büyük Millet Meclisi) und vertrat dort zunächst Saruhan beziehungsweise vom 4. Mai 1931 bis zu seinem Tode am 19. September 1933 die Provinz Manisa. Am 30. Oktober 1923 wurde er in das Kabinett İnönü I, die erste Regierung der Republik Türkei, berufen und bekleidete in dieser bis zum 6. März 1924 den Posten als erster und zugleich letzter Minister für Scharia und Stiftungen (Şeriyye ve Evkaf Vekili).[3] Er war zeitweise Vorstandsmitglied der Tütünbank und diente als Schiedsmann für die Chemin de fer de Smyrne-Cassaba et Prolongements (SCP), eine von 1863 bis 1934 bestehende Eisenbahngesellschaft im asiatischen Teil der Türkei, und bei der Buchstabenrevolution zur Einführung der türkischen Lateinalphabete. Aus seiner Ehe mit Fatma Hadiye gingen die beiden Söhne Mehmet Haldun Sarhan und Ahmet Huldi Sarhan hervor, wobei Mehmet Haldun Sarhan (1907–1963) von 1944 bis 1946 für die CHP ebenfalls Mitglied der Großen Nationalversammlung war.[4] Nach seinem Tode wurde er auf dem Städtischen Friedhof Cebeci in Ankara beigesetzt.
Weblinks
- Mustafa Fevzi Bey238 (SARHAN) (S. 116, 163, 215), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 1 (1920–1950) ( vom 6. Februar 2016 im Internet Archive)
Einzelnachweise
- ↑ Aus der offiziellen Bevölkerungsstichprobe der standesamtlichen Zentraldatenbank MERNIS geht hervor, dass er keinen Nachnamen annahm, seine Familie aber den Nachnamen „Sarhan“ trug. Siehe TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 1 (1920–1950), S. 126 (Fußnote 238), S. 178 (Fußnote 215), S. 231 (Fußnote 210).
- ↑ Die Nuvvab-Schule wurde während der Tanzimat-Zeit des Osmanischen Reiches (1839 bis 1876) innerhalb der neu organisierten Ilmiye-Organisation zum Zweck der Ausbildung religiöser Richter, genannt (Naib), gegründet, und war später als Mekteb-i Kudât bekannt.
- ↑ Dieses Ministerium wurde mit Gesetz Nr. 429 vom 3. März 1924 abgeschafft. Die Verwaltung der Stiftungen wurde der Generaldirektion für Stiftungen (Vakıflar Genel Müdürlüğü) übertragen , die religiösen Angelegenheiten dem Präsidium für religiöse Angelegenheiten (Diyanet İşleri Başkanlığı). Mit einem weiteren Gesetz vom 3. März 1924 (Tevhîd-i Tedrîsât Kanunu) wurde das Bildungswesen vereinheitlicht, und die Bildungseinrichtungen, die bis dahin unter der Kontrolle des Ministeriums für Scharia und Stiftungen gestanden hatten und Bildung nach islamischen Methoden vermittelten, wurden dem Ministerium für nationale Bildung (Millî Eğitim Bakanlığı) übertragen.
- ↑ Haldun SARHAN (Mehmet Haldun SARHAN) (S. 416), in: TBMM ALBÜMÜ (1920–2010), Cilt 1 (1920–1950) ( vom 6. Februar 2016 im Internet Archive)