Feuerwache „Stettin“
| Feuerwache „Stettin“ | ||
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![]() Straßenansicht (2010) | ||
| Daten | ||
| Ort | Berlin-Mitte, Linienstraße 128/129 | |
| Baumeister | Gustav Holtzmann | |
| Bauherr | Stadt Berlin | |
| Baustil | Spätklassizismus | |
| Baujahr | 1859 | |
| Bauzeit | 1850er Jahre | |
| Nutzfläche | 450 m² | |
| Koordinaten | 52° 31′ 35,8″ N, 13° 23′ 21,1″ O | |
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Die Feuerwache „Stettin“ ist ein Feuerwehrhaus im Berliner Stadtzentrum. Das im Jahr 1859 in der Linienstraße in Betrieb genommene Gebäude gilt als älteste derartige Einrichtung in Alt-Berlin. Das Haus steht unter Denkmalschutz[1] und wird seit 1993 wieder als Standort einer Feuerwache mit angeschlossener Jugendfeuerwehr genutzt.
Lage und Namensgebung
Das Spritzenhaus befindet sich im Nordwesten der genannten Straße, Adresse Berlin-Mitte, Linienstraße 128/129. Die Wagenremisen haben alle einzelne Ausfahrten, die direkt auf die Straße führen.
Die Feuerwache trug anfangs nur eine Nummer, später erhielt sie offiziell die Bezeichnung Feuerwehrdepot „Stettin“ nach dem nahe gelegenen und in ihrem Einsatzgebiet liegenden Stettiner Bahnhof (seit 1950 Nordbahnhof). Der historische Wachenname verschwand mit der Umnutzung des Hauses im Jahr 1955.
Geschichte
Überblick
Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts entstand in der damaligen preußischen Hauptstadt ein enormes Industriewachstum, begleitet durch den Zuzug von unzähligen Arbeiterfamilien. Die Fabriken und Wohnhäuser waren vor allem vor Bränden nicht sicher, da noch viel Holz in den Bauwerken eingesetzt war. So gründete sich nach etlichen verheerenden Bränden in nahe gelegenen großen Schmieden, bei der mit Kohle und Dampf betriebenen Eisenbahn, in Lokomotivfabriken und Mietwohnhäusern eine Freiwillige Feuerwehr. Die Finanzierung des Baus, der Gerätschaften und des Personals übernahmen die Stadt Berlin sowie die Fabrikbesitzer. Es entstand ein ganz neuer Aufgabenbereich, das Feuerlöschwesen mit der Einführung einer Berufsfeuerwehr.
Diesen Anforderungen entsprechend mussten Architekten bzw. Baumeister Häuser zur Unterbringung aller damals bekannten Feuerlöschgeräte (Handdruckspritzen, Leiter-, Wasser- und Mannschaftswagen mit vorgespannten Pferden) und zur Unterbringung der Einsatzkräfte entwickeln und realisieren. Ein Witterungsschutz bei schneller Einsatzbereitschaft war besonders wichtig.
1851: Ein Feuerdepot entsteht
Das hier dargestellte Feuerwehrhaus war das erste dieser Art für Alt-Berlin, seinen Entwurf lieferte der Baumeister und Baurat Gustav Holtzmann.[2][3] Nach den Plänen wurde gebaut und am 1. Oktober 1859 konnte die erste Mannschaft in das Wachgebäude einziehen.[4]
Die Pferde wurden in Ställen im hofseitigen Seiten- und Querflügel untergebracht.
Zwischen 1900 und 1955
Da sich das Bauwerk in der Praxis bewährte, diente es bald als Vorbild für den Bau weiterer Feuerwehrgebäude in allen Teilen der Stadt und auch in den Randgebieten.[5][6]
Die Besatzung des Feuerwehrdepots IV bestand anfangs aus sechs Personen: vier Oberfeuerwehrmänner, ein Gruppenführer (Leutnant) und ein Bauschreiber.[6]
Im Jahr 1900 gibt das Berliner Adressbuch nur zwei ständig im Gebäude wohnende Personen an, einen Brandinspekteur und einen Feldwebel.[7] Laut Adressbuch des Jahres 1943 befand sich in dem Gebäude noch immer das Feuerwehrdepot „Stettin“, das mit zwei Kameraden besetzt war, einem Oberleutnant und einem Hauptwachtmeister der Feuerschutzpolizei.[8] Ob das Bauwerk zum Kriegsende Zerstörungen erlitt, ist nicht bekannt.
Die Wache zwischen 1955 und 1992
Mitte der 1950er Jahre zog die Feuerwache Mitte aus der Linienstraße in ein neues Gebäude im damaligen Stadtbezirk Mitte in der Voltairestraße 2 nahe am Alexanderplatz.
Das ehemalige Feuerwehr-Dienstgebäude in der Linienstraße wurde 1955 der Akademie der Wissenschaften der DDR übergeben.[2] Hier wurden die „Abteilung Neueste Geschichte von 1945 bis zur Gegenwart“ und die „Arbeitsstelle für Geschichte der Deutsch-Slawischen Wissenschaftsbeziehungen“ des Instituts für Geschichte untergebracht[9].
Die Räumlichkeiten im Inneren wurden den neuen Anforderungen angepasst, und um das Jahr 1967 wurde das ganze Bauwerk umfassend saniert. Zwei der früheren Remisen wurden zu einer Eingangshalle mit straßenseitigem Eingang umgebaut.
1993: Wiedereinzug einer Feuerwache
Das Gebäude gelangte nach dem Mauerfall und der deutschen Wiedervereinigung in das Eigentum des Senats von Berlin, der es der Berliner Feuerwehr wieder zur Verfügung stellte. Es wurde als Sitz einer neuen Freiwilligen Feuerwehrtruppe neu ertüchtigt. Die drei Wohnungen im obersten Geschoss wurden modernisiert und fremdvermietet.[2]
Die Freiwillige Feuerwehr in der Linienstraße gehört zur Betreuungswache Mitte in der Voltairestraße und damit zum Einsatzbereich E 1. Sie hat die Wachnummer 1110, ihr ist jedoch kein eigener Ausrückebereich (FF Typ B) zugeordnet. In der Einsatzabteilung sind 31 Personen aktiv und sie verfügt über 18 Ehrenmitglieder (Stand: 2025). Außerdem leitet sie eine Jugendfeuerwehr.[10]
Technische Ausstattung
Die Freiwillige Feuerwehr kann im Einsatzfall alle Fahrzeuge ihrer Betreuungswache mitbenutzen. Das sind zehn Spezialfahrzeuge, darunter sechs verschiedene RTW, ein NAW, ein Gerätewagen, ein Erkundungsfahrzeug (Stand: 2025).[11]
Architektur
Das Gebäude fügt sich in die Bauflucht der Linienstraße ein. Es ist aus hell gebrannten Backsteinen als gequaderte Putzfassade im Rundbogenstil mit vollkommen symmetrischer Baugliederung errichtet. Auf seinen Verwendungszweck verweisen die sechs ehemals identischen Fahrzeugeinfahrten. Es ist ein dreigeschossiges Bauwerk mit einem flachen Dachgeschoss und zwei Eckrisaliten an den Enden. Wegen der spitzwinkligen Baufläche an der Westseite beträgt die Bauwerkslänge direkt an der Straße 32 Meter, zur Hofseite hin sind es nur 28 Meter. Die Bauwerksbreite liegt bei rund 15 Meter.
Die Wagenhalle war eine zur Bauzeit moderne Eisenkonstruktion mit Gussstützen und Eisenträgern mit preußischer Kappendecke. Die beiden Obergeschosse dienten als Mannschaftsunterkünfte bzw. als Wohnungen für die drei Feuerwehrleute mit ihren Familien.[1]
Die beiden Treppenhäuser sind äußerlich durch die über zwei Etagen reichenden Rundfenster rechts und links am Gebäude erkennbar.[1] Die offene Mitte der Treppenanlage konnte als Schlauchturm eingesetzt werden.
Die ehemaligen Stallanlagen auf dem Hof sind als eingeschossiges Bauwerk erhalten und werden als Lagerraum oder Werkstatt weiter genutzt.[12]
Literatur
- Festschrift Feuerwache Linienstraße 128/129. Älteste Feuerwache der DDR. Erbaut 1859. Rekonstruiert 1987.
Weblinks
- Historische Feuerwehrfahrzeuge der Berliner Feuerwehr (Auswahl). Abgerufen am 29. August 2025 (von 1650 bis in die 1990er Jahre; den Button „mehr“ anklicken, dann erfährt man weitere technische Details und sieht weitere Fahrzeuge und ihre Einsatzzeiten).
- Website des Vereins ,Freunde der Freiwilligen Feuerwehr Mitte‘. Abgerufen am 29. August 2025.
Einzelnachweise und Kommentare
- ↑ a b c Baudenkmal Feuerwache in der Linienstraße
- ↑ a b c Feuerwache Stettin. berlingeschichte.de, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Einwohner > Holtzmann, G., Baumeister. In: Berliner Adreßbuch, 1845, Teil I, S. 190 (wohnhaft Anhaltischestr. 3).
- ↑ Aus Berlin Archiv 5 Bürgerstadt 4010 Berlins älteste Feuerwache bei ebay, abgerufen am 30. August 2025.
- ↑ Kommentar: Offenbar ging der Bau weiterer Feuerwehrgebäude in schnellem Tempo voran, denn – obwohl das Haus in der Linienstraße das erste war – erhielt es die Bezeichnung Feuer-Depot IV.
- ↑ a b Linienstraße 128, 129. In: Allgemeiner Wohnungs-Anzeiger nebst Adreß- und Geschäftshandbuch für Berlin, 1868, Teil I, S. 137 (Feuerwehr-Depot IV).
- ↑ Linienstraße 128/129. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1900, Teil III, S. 366.
- ↑ Linienstr. 129/130. In: Berliner Adreßbuch, 1943, Teil IV, S. 516.
- ↑ Fernsprechbuch der DDR, Berlin. 1965, S. 70, abgerufen am 30. August 2025 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin > Linienstr. 128/129).
- ↑ Freiwillige Feuerwehr Mitte. www.berliner-feuerwehr.de, 2025, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Berliner Feuerwehr, Standorte, Ausrüstung. www.berliner-feuerwehr.de, 2025, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Ansicht auf Google Earth: parallel zur Feuerwache

