Ferriman-Gallwey-Score

Der Ferriman-Gallwey-Score ist eine Methode zur Bewertung und Quantifizierung von Hirsutismus bei Frauen. Die Methode wurde ursprünglich 1961 von David G. Ferriman (1907–1990)[1] und J.D. Gallwey im Journal of Clinical Endocrinology veröffentlicht.

Modifizierter Ferriman-Gallwey score

Die ursprüngliche Methode verwendete 11 Körperbereiche zur Beurteilung des Haarwachstums, wurde jedoch in der modifizierten Methode auf 9 Körperbereiche reduziert:

  • Oberlippe
  • Kinn
  • Brust
  • Oberer Rücken
  • Unterer Rücken
  • Oberer Bauch
  • Unterer Bauch
  • Oberarme
  • Unterarme (in der modifizierten Methode gestrichen)
  • Oberschenkel
  • Beine (in der modifizierten Methode gestrichen)

Bei der modifizierten Methode wird das Haarwachstum an jeder der neun Stellen von 0 (kein Wachstum von Terminalhaar) bis 4 (ausgedehntes Haarwachstum) bewertet.[2] Die Punktzahl eines Patienten kann daher zwischen einer Mindestpunktzahl von 0 und einer Höchstpunktzahl von 36 liegen. Bei jeder ethnischen Gruppe sollte die für diese Ethnie zu erwartende Haarmenge berücksichtigt werden. Bei kaukasischen Frauen beispielsweise wird eine Punktzahl von 8 oder höher als Hinweis auf einen Androgenüberschuss angesehen.

Für andere ethnische Gruppen existieren teilweise abweichende Schwellenwerte[3]:

  • mediterrane, hispanische und nahöstliche Frauen: Grenzwert oft niedriger angesetzt (≥ 6–7)
  • asiatische Frauen: häufig deutlich geringere Schwellenwerte (≥ 2–3)
  • afrikanische Frauen: höherer physiologischer Haarwuchs, daher meist höhere Cut-offs erforderlich

Die Methode gilt international als Standardverfahren zur Hirsutismus-Bewertung, wird jedoch in der klinischen Praxis häufig durch den subjektiven Charakter der Einschätzung eingeschränkt. Auch kosmetische Haarentfernung (z. B. Rasur, Epilation, Laser) kann die Bewertung erschweren.

Neben dem Score wird in der Praxis zunehmend empfohlen, zusätzlich biochemische Messungen (z. B. Gesamttestosteron, freier Androgenindex) einzubeziehen, um die Diagnose eines Hyperandrogenismus abzusichern.

Die Methode wurde 2001 weiter modifiziert und umfasst nun insgesamt 19 Stellen, wobei die 10 zusätzlichen Stellen folgende sind: Koteletten, Nacken, Gesäß, Leistengegend, Perianalbereich, Unterarm, Bein, Fuß, Zehen und Finger. Jeder Bereich hat seine eigene spezifische Definition der Vier-Punkte-Skala[4].

  • Ferriman Gallwey Evaluation of Hirsutism – Hirsutism.com. Archiviert vom Original am 14. April 2020; abgerufen am 17. Februar 2011 (englisch).
  • American Association of Clinical Endocrinologists Medical Guidelines for Clinical Practice for the Diagnosis and Treatment of Hyperandrogenic Disorders. Abgerufen am 6. Dezember 2022 (englisch).

Einzelnachweise

  1. T. M. Hennebry, David George Ferriman (Nachruf), Brit.med.J., 1991,302,1331
  2. Richard Hatch, Robert L. Rosenfield, Moon H. Kim, Donald Tredway: Hirsutism: Implications, etiology, and management. In: American Journal of Obstetrics and Gynecology. 140. Jahrgang, Nr. 7, August 1981, S. 815–830, doi:10.1016/0002-9378(81)90746-8 (englisch, elsevier.com).
  3. Eric Matheson, Jennifer Bain: Hirsutism in Women. In: American Family Physician. Band 100, Nr. 3, 1. August 2019, S. 168–175 (aafp.org [abgerufen am 8. September 2025]).
  4. Neil F. Goodman, Maya B. Bledsoe, Rhoda H. Cobin, Walter Futterweit, Joseph W. Goldzieher, Steven M. Petak, Keith D. Smith, Emil Steinberger, Robert J. Anderson, Donald A. Bergman, Zachary T. Bloomgarden, Richard A. Dickey, Pasquale J. Palumbo, Anne L. Peters, Herbert I. Rettinger, Helena W. Rodbard, Harvey A. Rubenstein: American Association of Clinical Endocrinologists Medical Guidelines for Clinical Practice for the Diagnosis and Treatment of Hyperandrogenic Disorders. In: Endocrine Practice. Band 7, Nr. 2, März 2001, ISSN 1530-891X, S. 120–134, doi:10.4158/ep.7.2.120.