Ferdinand Schramm

Ferdinand Schramm

Ferdinand Schramm (* 15. April 1889 in Grünholz; † 1. August 1964 in Aumühle) war ein deutscher Politiker (NSDAP) und Reichshandwerksmeister.

Leben und Wirken bis 1945

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Schramm von 1904 bis 1908 eine Maschinenbaulehre. Von 1908 bis 1910 gehörte er dem Eisenbahnregiment in Schöneberg an. Im Anschluss an drei Jahre praktischer Tätigkeit wurde er von 1913 bis 1914 an der höheren Maschinenbauschule in Hamburg ausgebildet. Unterbrochen durch die Teilnahme am Ersten Weltkrieg schloss er seine Ausbildung dort 1920 mit der Ingenieurprüfung (Examen für praktische Ingenieurarbeit) ab. Anschließend arbeitete er auf einer Hamburger Werft als Schiffmaschineningenieur. 1925 gründete Schramm eine eigene Firma in Altona (Maschinenbau für elektrische Maschinen und Schlosserei). Angeregt durch Hamburger Reeder, die ihn dazu ermutigten, Kaffeemühlen für ihre Fahrgastschiffe herzustellen, entwickelte Schramme eine „Hanseat“ genannte Kaffeemühle, die den Grundstock seines Betriebes bildete. Später spezialisierte er sich auf den Bau von Schiffsteilen (Torpedostände, Schiffsmaschinen etc.). 1928 zog er mit seinem Betrieb nach Halstenbek um.

Um diese Zeit heiratete er seine Frau Elsa. Aus seiner Ehe gingen zwei Töchter hervor.

Am 5. Mai 1927 trat Schramm in die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (Mitgliedsnummer 61.010) ein. Nachdem er zunächst die Ortsgruppe Halstenbek geführt hatte, wurde er 1929 Kreistagsabgeordneter, Gemeindevertreter in Halstenbek. Ab Juli 1929 wurde er zum Kreisleiter der NSDAP für Pinneberg ernannt.[1] Ferner wurde er Mitglied des Preußischen Provinzialrats und Kreisleiter in Pinneberg. Außerdem wurde er Mitglied der Schutzstaffel (SS). Am 31. Mai 1932 zog Schramm im Nachrückverfahren für Joachim Meyer-Quade in den Reichstag der Weimarer Republik ein.[2] Nachdem sein Mandat bei den folgenden sechs Reichstagswahlen – im Juli 1932, November 1932, März 1933, November 1933, März 1936 und Mai 1938 – bestätigt wurde, gehörte er dem deutschen Parlament insgesamt knapp dreizehn Jahre lang, vom Mai 1932 bis zum Mai 1945 an. Zu den wichtigen parlamentarischen Ereignissen, an denen Schramm sich während seiner Abgeordnetenzeit beteiligte, gehörte unter anderem die Abstimmung über das – auch mit Schramms Stimme beschlossenen – Ermächtigungsgesetz im März 1933.

Nach der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ amtierte Schramm als Präsident des Handwerksinstituts Berlin. Auf Vorschlag von Hjalmar Schacht wurde Schramm Ende 1936 als Nachfolger von Wilhelm Georg Schmidt zum Reichshandwerkmeister ernannt. Im Januar 1938 erhielt er den Titel eines Reichshandwerkmeisters. Ferner war er Vorsitzender der Handwerkskammer zu Altona sowie Landeshandwerksmeister Nordmark.

Am 1. Oktober 1937 übergab er sein Amt als Kreisleiter in Pinneberg an Emil Paulsen. Hintergrund war neben einer Affäre in der Kreisleitung, in dessen Zuge der Kreisgeschäftsführer Suizid beging, vor allem der Konflikt Schramms mit dem Leiter der Deutschen Arbeitsfront und NSDAP-Reichsorganisationsleiter Robert Ley, bei dem es unter anderem um Schramms Karriereambitionen als „Reichshandwerksmeister“ ging.[3]

Nachkriegszeit

Entnazifizieriungsverfahren

Belegt ist, dass er wie viele ehemalige schleswig-holsteinischen Nationalsozialisten verhaftet und im Juni 1945 in eines der Internierungslager der Britischen Besatzungszone gebracht wurden. Seine Internierung endete im April 1948 ohne sich vor einem der Spruchgerichte der Britischen Zone verantworten zu müssen, weil er sein Amt als Parteifunktionär nicht mehr nach 1939 ausgeübt hatte, denn die Anklagen wegen Kenntnisverbrechen vor diesen Gerichten bezogen sich allein auf den Zeitraum des Krieges.

Nach seiner Entlassung aus der Internierung verzog Schramm nach Wohltorf bei Reinbek/Kreis Herzogtum Lauenburg, wo er über Grundbesitz verfügte. Dort stellte er sich 1949 seinem Entnazifizierungsverfahren, aus dem er zunächst als „Minderbelasteter“ (Entnazifizierungskategorie III) hervorging, was nicht nur das Verbot in leitender Position tätig zu sein zur Folge hatte, sondern auch eine Sperrung seines Privatvermögens. 1950 erfolgte die Umstufung in Katergorie IV („Mitläufer“) und die Aufhebung der meisten Beschränkungen.[4]

Weitere politische Tätigkeit

Nach dem Verbot der rechtsextremen „Sozialistischen Reichspartei“ (SRP) im Oktober 1952 durch das Bundesverfassungsgericht versuchte Ferdinand Schramm eine „eine Zelle zum Wiederaufbau einer rechtsradikalen Partei“ aufzubauen, um das Parteiverbot zu umgehen. Die Große Strafkammer des Landgerichts Hamburg verurteilte ihn hierfür am 4. Februar 1953 zu einer Gefängnisstrafe von acht Monaten.[5]

An der Bundestagswahl 1953 nahm Schramm als Direktkandidat für den Dachverband der Nationalen Sammlung (DNS) als Direktkandidat im Bundestagswahlkreis Pinneberg teil. Er erreichte mit 424 Erststimmen und 0,4 % der abgegebenen Stimmen das schlechteste von allen acht angetretenen Bewerbern im Wahlkreis.[6]

Einzelnachweise

  1. Sebastian Lehmann: Kreisleiter der NSDAP in Schleswig-Holstein: Lebensläufe und Herrschaftspraxis einer regionalen Machtelite. Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, IZRG-Schriftenreihe, Band 13, 2011, ISBN 3-89534-653-5, Seite 484
  2. Während der V. Wahlperiode 1930 eingetretene Änderungen im Alphabetischen Verzeichnis der Mitglieder des Reichstags. In: Verhandlungen des Reichstags. V. Wahlperiode 1930. Band 453, Berlin 132, Nr. 1592, S. 2 (Digitalisat).
  3. Ferdinand Schramm Kreisleiter der NSDAP 1929-1937. Dockenhudener Chaussee 56, Halstenbek. In: spurensuche-kreis-pinneberg.de. Förderverein Gegen das Vergessen – Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung 1933–1945 e.V., abgerufen am 28. August 2025.
  4. Ferdinand Schramm Kreisleiter der NSDAP 1929-1937. Dockenhudener Chaussee 56, Halstenbek. In: spurensuche-kreis-pinneberg.de. Förderverein Gegen das Vergessen – Spurensuche im Kreis Pinneberg und Umgebung 1933–1945 e.V., abgerufen am 28. August 2025.
  5. Wolfgang Kraushaar: Die Protest-Chronik 1949–1959. 1996, S. 735.
  6. Joachim Lilla, Martin Döring, Andreas Schulz: Statisten in Uniform. Die Mitglieder des Reichstags 1933–1945 – Ein biographisches Handbuch. Düsseldorf 2004, S. 586.

Schriften

  • Die Kosten von Laufkrananlagen in Stahlbauwerkstätten, 1934.
  • Die Erneuerung des Handwerks, s. a. [1936].
  • Handwerk und Kultur, 1938.
  • Das Lebensbild des deutschen Handwerks, 1938.
  • Der Reichsstand des deutschen Handwerks, Berlin 1941.

Literatur