Fairtiq

Fairtiq (Eigenschreibweise FAIRTIQ) ist eine Mobile App des gleichnamigen Schweizer Startups. Sie ermöglicht den Kauf elektronische Tickets für den öffentlichen Verkehr in der Schweiz und in Liechtenstein sowie in Ballungsräumen und Verkehrsverbünden mehrerer anderer europäischer Länder.
Geschichte
Fairtiq wurde im Jahre 2016 von CEO Gian-Mattia Schucan gegründete und wurde am 28. April 2016 in den Tarifverbünden Passepartout, Frimobil und Engadin Mobil lanciert.[1] Seit März 2018 ist Fairtiq in der ganzen Schweiz und in Liechtenstein gültig.[2] Unter dem Namen EasyRide testet die SBB seit Oktober 2018 das System von Fairtiq in der «SBB Preview»-App.[3]
Nachdem das Startup in London das Billion Journey Project des Verkehrsunternehmens Go-Ahead gewann, wird die Fairtiq AG mit Go-Ahead-Lösungen für das ÖV-System in Grossbritannien entwickeln.[4]
Im Jahr 2019 kamen die Linien der LINZ AG in der Kernzone Linz sowie in Göttingen[5] und Halle (Saale) (Tarifzone 210) hinzu.
Seit März 2020 ist erstmals ein ganzer Verkehrsverbund in Deutschland mit Fairtiq nutzbar: Der Verkehrsverbund Mittelthüringen nutzte die coronabedingten Schließungen des Fahrkartenverkaufs beim Fahrer für die vorzeitige Einführung des geplanten Systems[6].
Ab Juli 2020 wurde innerhalb des Stadtgebiets Aschaffenburg[7] und in den Verkehrsmitteln der Aktiv Bus Flensburg GmbH[8] das Lösen von Fahrkarten ermöglicht. Seit dem 1. Dezember 2021 steht Fairtiq flächendeckend für den Nahverkehr in ganz Nordrhein-Westfalen zur Verfügung. In Nordrhein-Westfalen gilt eine monatliche Preisdeckelung von 49 Euro für Fahrten innerhalb der Region.[9]
Im Dezember 2020 hat die BLS AG das System Lezzgo eingestellt und nutzt nun ebenfalls das System von Fairtiq.[10] Im Februar 2023 wurde das System unter dem Namen „SimplyGo!“ in die ÖBB-Ticket-App integriert.
Fairtiq kooperierte im Sommer 2021 mit 56 Partnerunternehmen,[11] das Team im Sommer 2021 umfasste 82 Personen.[12]
Ab Februar 2025 zählte ganz Baden-Württemberg zum Einsatzbereich[13] dazu kam eine erste Kooperation in Schweden[14] und die Ausweitung der seit 2023 bestehenden Netzmöglichkeiten in der Normandie.[15] Zwei kleine Gebiete bei Cuneo und bei Triest in Italien sowie die Stadt Zlín in Tschechien wurden im Mai 2025 auf dem Internetauftritt von Fairtiq als weitere Einsatzgebiete ausgewiesen, 86 Partner waren dort im April gelistet gewesen,[16] 106 waren es im Mai.[17]
Funktionsweise
Der Fahrgast checkt sich beim Einsteigen in ein Fahrzeug des öffentlichen Verkehrs per Wischbewegung in der App ein und beim Aussteigen an der Zielhaltestelle wieder aus. Die App berechnet mittels GPS-Ortung des Smartphones den Fahrpreis nach dem Bestpreis-Prinzip für Einzelpersonen (und je nach Tarif mehrere Kinder bis sechs Jahren) und beliebig viele Umstiege in Richtung Ziel. Fährt man mehrere Fahrten am selben Tag, wird maximal der Tageskartenpreis verrechnet. Vergisst man, sich beim Verlassen des Fahrzeuges auszuchecken, erhält man eine Erinnerung.[18]
Man kann vorhandene Abonnemente bei Tarifverbünden und Rabattberechtigungen (z. B. Halbtax) hinterlegen. Bislang findet für Vielnutzer keine automatische Umwandlung der Einzelbillette in ein Abonnement statt, wenn dies günstiger wäre.
Die Bezahlung erfolgt täglich nach Dienstschluss des öffentlichen Verkehrs in der Schweiz mittels Kreditkarten, Reka (nur noch bis zum Wechsel des Payment-Service-Providers[19]), Postfinance Card und Twint[20]. Ursprünglich wurde auch das Bezahlsystem Easypay der Swisscom angeboten; durch zu hohe Kosten wurde dies aber zum 30. September 2020 eingestellt[21]. In Deutschland und Österreich ist die Zahlung im Juli 2020 nur mit Kreditkarte (VISA / Mastercard) oder PayPal möglich[22].
Optional können Nutzer sich ihre Fahrten in einer täglichen Zusammenfassung per E-Mail zusenden lassen.[23]
Sicherheitsaspekt
Software
Die Android-App funktioniert nicht auf gerooteten Geräten (somit auch Custom-ROMs), da damit Ortungsdienste übersteuert werden können.[24]
Die App verlangt u. a. die ständige Übertragung des eigenen Standorts.[25]
2024 publizierten Forscher der ETH Zürich eine Arbeit die gezeigt haben wie veränderte GPS-Standortdaten von ein Mobiltelefon eine SBB-App die mit Fairtiq Software betrieben wurde und „mit gefälschten, aber realistisch wirkenden Standortinformationen überschrieben wurden.“[26]
Einsatzorte
Fairtiq kann in mehreren europäischen Ländern genutzt werden. Ende 2023 waren dies:[27]
Schweiz und Liechtenstein (flächendeckend)
- landesweit via „SimplyGo!“-Funktion der ÖBB-Ticket-App
- Linz (Kernzone Oberösterreichischer Verkehrsverbund)
- Vorarlberg (Verkehrsverbund Vorarlberg)
Frankreich
- Normandie (NOMAD, Transports Agglomération Havraise, Twisto)
- Nouvelle-Aquitaine (SNCF Nouvelle-Aquitaine)
- Okzitanien (SNCF Occitanie)
- Landesweit über die App 'Rejsekort', die von der dänischen Rejsekort & Rejseplan A/S bereitgestellt wird.
Wichtigste Auszeichnungen
- 2019 Transport Ticketing Global Awards (UK): Auszeichnung als «Best Smart Ticketing Programme 2019» zusammen mit Freiburgische Verkehrsbetriebe[28]
- 2019 Cohort Award (UK): Auszeichnung als vielversprechendes Produkt im Rahmen des Billion Journey Project der Go-Ahead-Gruppe[29]
- 2018 Gewinn des österreichischen Mobilitätspreises[30]
- 2018 Swiss Economic Award: Gewinn der Kategorie «Dienstleistungen»[31]
- 2018 Transport Ticketing Global Awards (UK): Auszeichnung als «Digital Champion 2018»[32]
- 2016 Le meilleur du web: Gewinn der Kategorien «Mobil» und «Innovation»[33]
Weblinks
- Offizielle Webpräsenz von Fairtiq in Deutschland
- Offizielle Webpräsenz von Fairtiq in der Schweiz
- Offizielle Webpräsenz von Fairtiq in Österreich
Einzelnachweise
- ↑ Über uns auf www.fairtiq.ch
- ↑ FAIRTIQ-Ticket-App ist ab sofort schweizweit nutzbar (PDF) Medienmitteilung der Verkehrsbetriebe Luzern vom 1. März 2018
- ↑ Jetzt testen auch die SBB das GPS-Billett In: tagesanzeiger.ch, 2. Oktober 2018, abgerufen am 16. Oktober 2018.
- ↑ Berner Fairtiq schafft den Sprung nach Grossbritannien ( vom 1. Februar 2019 im Internet Archive), In: Inside-Channels.ch, 24. Januar 2019, abgerufen am 31. Januar 2019
- ↑ Der neue GÖVB-Luftlinientarif, abgerufen am 27. November 2019
- ↑ FAIRTIQ: FAIRTIQ ab sofort im Verkehrsverbund Mittelthüringen (VMT) verfügbar. Abgerufen am 17. Juli 2020 (deutsch).
- ↑ Bustickets per Handy lösen, abgerufen am 14. Juli 2020
- ↑ Lisa Bohlander: Flensburg: Aktiv-Bus führt landesweit erstes digitales Busticket ein | shz.de. Abgerufen am 17. Juli 2020.
- ↑ Mit 200 Millionen Fahrten ist FAIRTIQ eine flexible Ergänzung zum Deutschlandticket. Abgerufen am 22. November 2024.
- ↑ Berner Startup übernimmt - BLS wird bei der Ticket-App von der Konkurrenz ausgebootet. In: srf.ch. 1. Juli 2020, abgerufen am 3. November 2020.
- ↑ Partner ( vom 29. Juli 2021 im Internet Archive)
- ↑ Wir sind FAIRTIQ ( vom 4. August 2021 im Internet Archive)
- ↑ FAIRTIQ startet landesweit in Baden-Württemberg und baut Präsenz in Deutschland aus, Fairtiq Medienmitteilung, 6. Februar 2025
- ↑ FAIRTIQ expandiert: Erste Kooperation in Schweden, Fairtiq Medienmitteilung, 20. Februar 2025
- ↑ FAIRTIQ erreicht neuen Meilenstein in der Normandie: Die FAIRTIQ-App ist jetzt auch im Cap Cotentin-Netz nutzbar, Fairtiq Medienmitteilung, 27. März 2025
- ↑ 6 countries, 246’923’534 trips - The easiest public transport ticket for travellers. ( vom 1. April 2025 im Internet Archive)
- ↑ 8 Länder, 258’150’077 Fahrten - Die einfachste Fahrkarte für Reisende. ( vom 21. Mai 2025 im Internet Archive)
- ↑ So funktioniert's ( vom 1. Februar 2019 im Internet Archive), Website des Unternehmens, abgerufen am 31. Januar.
- ↑ Justin Arber: Schweizer Erfolgs-App: Fairtiq wechselt Zahlungsanbieter – das sind die Auswirkungen für dich. In: 20min.ch. 23. Januar 2023, abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ Akzeptierte Zahlungsmittel. In: support.fairtiq.com. Abgerufen am 30. Januar 2023.
- ↑ Weshalb steht EasyPay von Swisscom als Zahlungsmittel nicht mehr zur Verfügung? Archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 17. Juli 2020; abgerufen am 17. Juli 2020.
- ↑ Mein Zahlungsmittel ist nicht akzeptiert worden. Warum? Abgerufen am 17. Juli 2020.
- ↑ Belastung des Zahlungsmittels. Abgerufen am 27. September 2021.
- ↑ Google: Antwort der Fairtiq AG auf die Rezession von Heiko Hartmann am 15.03.2021. In: FAIRTIQ – Apps bei Google Play. Google, 15. März 2021, archiviert vom ; abgerufen am 28. März 2021.
- ↑ Berechtigungseinstellungen und Datenschutz auf Android. Abgerufen am 28. März 2021.
- ↑ Fabio Bergamin: Forschende überlisten Easyride-Funktion der SBB. In: ETH Zürich. ETH Zürich, 15. Mai 2024, abgerufen am 17. Dezember 2024.
- ↑ Hier kann mit FAIRTIQ gereist werden. Fairtiq, 2023, abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ L’application Fairtiq récompensée, La Liberté vom 30. Januar 2019, abgerufen am 21. Februar 2019.
- ↑ Von Bern nach London – Schweizer App Fairtiq gewinnt Billion Journey Project in England, Bahnonline vom 24. Januar 2019, abgerufen am 21. Februar
- ↑ FAIRTIQ - Ticket für Bus und Bahn, Mobilitätsprojekte, abgerufen am 21. Februar 2019
- ↑ Fairtiq holt Swiss Economic Award, Netzwoche vom 11. Juni 2018, abgerufen am 21. Februar 2019
- ↑ Digital Champion 2018 ( vom 21. Februar 2019 im Internet Archive), Transport-Ticketing, abgerufen am 21. Februar 2019
- ↑ Le palmarès des Meilleurs du Web 2016, Le meilleure du web, abgerufen am 21. Februar 2019