Faber (Sänger)

Faber während seiner Tournee „Addio 2024“ im Posthof (Linz).
Faber auf dem Rudolstadt-Festival 2018
Faber auf dem „Laut gegen Nazis“-Festival in Cottbus 2017

Faber (bürgerlich Julian Vincenzo Pollina; * 18. April 1993 in Zürich) ist ein Schweizer Singer-Songwriter.[1][2]

Familie

Fabers Mutter ist die Fernsehjournalistin Christina Pollina-Roos, sein Vater der italienischstämmige Schweizer Cantautore Pippo Pollina.[3][4][5] Seine Schwester Madlaina Pollina bildet mit Nora Steiner das Zürcher Duo Steiner & Madlaina.[6]

Musikalische Karriere

Seine Band Goran Koč y Vocalist Orkestar Band besteht aus den Musikern Tillmann Ostendarp (Posaune, Schlagzeug), Goran Koč (bürgerlich Silvan Koch, Klavier, Orgel), Janos Mijnssen (E-Bass, Cello) und Max Kämmerling (E-Gitarre, Darbuka, Bouzouki, Saxophon). Gina Été (Gesang, Viola), Hannah Adriana Müller (Gesang, Violine), Dino Brandão (Gesang, Gitarre, Perkussion) und Mel D (Gesang, Gitarre) ergänzen Fabers Band seit 2024.

Seine ersten Auftritte unter dem Namen Faber absolvierte Pollina als Vorgruppe von Sophie Hunger.[7] Die erste EP Alles Gute wurde durch Crowdfunding finanziert[8] und erschien im Mai 2015 beim Indepenent-Label Two Gentlemen.[9] Daraufhin trat Faber bei der Newcomer-Show 8x15 des Schweizer Jugendradios SRF Virus auf.[10]

Am 7. Juli 2017 erschien das Debütalbum Sei ein Faber im Wind, für das einige Titel der zuvor veröffentlichten EPs (2015 und 2016) neu eingespielt wurden. Mit seinen provokativen Texten machte Faber in der Independent-Szene von sich reden.[11]

Am 1. November 2019 veröffentlichte Faber mit I Fucking Love My Life sein zweites Album.[12] Vorab erschien das Lied Das Boot ist voll, das inhaltlich die deutsche Flüchtlingspolitik reflektiert. Die Textzeile „Nimm [den Schwanz] in den Volksmund, blond, blöd, blau und rein“ überarbeitete Faber nach Kritik und lud das Lied neu hoch. In einem Interview erklärte er, selbst schon länger Bedenken wegen ebendieser Textstelle gehabt zu haben.[13][14]

Am 11. Dezember 2020 veröffentlichte er gemeinsam mit Sophie Hunger und Dino Brandão als Brandão Faber Hunger das Album Ich liebe dich, das zwölf gemeinsame Kompositionen in Schweizer Mundart enthält.[15] "Grandios" nannte die Süddeutsche Zeitung diese in Zürich komponierte und in den Studios „La Fabrique“ in Südfrankreich binnen sieben Tagen aufgenommene Sammlung an Songs über Suche und Ausdruck der Liebe.[16][17] Sie erreichte ebenso Platz zwei in den Schweizer Charts, in denen sie sich ab Dezember 2020 insgesamt zweiundzwanzig Wochen hielt.[18] Bei den Swiss Music Awards 2022 wurde das Trio Faber Brandão Hunger als beste Gruppe ausgezeichnet.[19]

Am 26. August 2022 veröffentlichte Faber das Livealbum Orpheum, aufgenommen im Frühjahr 2022 im Grazer Orpheum.[20]

Am 7. Juni 2024 erschien Fabers viertes Studioalbum Addio, in dem vermehrt elektronische Elemente, Chöre und orientalische Anleihen vorkommen, produziert von Thomas Azier.[21] Ab Oktober 2023 konnten Fans das Album als Schallplatte erwerben, bevor es im Streaming zugänglich war.[22] Im Frühjahr 2024 folgte die Addio-Live-Tour.[23]

Im April 2025 veröffentlichte Faber mit Bootleg No.1 eine Single mit der Doppel-A-Seite Berlin Berlin Berlin / Die Letzte Aller Zeiten. Dieses wurde ausschliesslich auf 7"-Vinyl veröffentlicht und wurde auf 100 Stück limitiert. Jedes einzelne Albumcover wurde individuell von Faber gestaltet.[24]

Stil

Fabers Musikstil rangiert im Pop. Sein Gesang wird oft begleitet von Streichern und Perkussions. Ein Grossteil der Lieder sind in deutsch verfasst, einige in schweizerdeutsch und italienisch.

Die Kultursendung Corso im Deutschlandfunk bezeichnete Fabers Stil 2019 als „Blaskapellen-Balkan-Musik“.[11] Die Deutsche Welle schrieb 2017: „Die deutschsprachige Singersongwriter-Szene langweilt mit immer gleichen Typen und Liedern, sodass der raue unverblümte Ton aus der Schweiz gerade recht kommt.“[25] Faber erklärte in einem Interview, dass seine Texte, häufig aus der Ich-Perspektive fiktiver Charaktere gesungen, von vielen Hörern missverstanden und für seine eigene Meinung gehalten würden.[26]

Schauspiel

Faber wurde im Jahr 2022 erstmals als Schauspieler tätig. Vom 20. Januar bis 6. Februar 2022 besetzte er die männliche Hauptrolle in der Hyper-Pop-Oper Porno mit Adorno – Nachrichten über das beschädigte Leben, unter der Regie von Felix Rothenhäusler und einem Konzept von Hayat Erdoğan und ihm. Gemeinsam mit Jo Flüeler, Goran Koč, Janos Mijnssen und Moritz Widrig schrieb er die Musiktitel des Stücks, die auf einem gleichnamigen Album am 16. Dezember 2022 veröffentlicht wurden.[27]

Unter der Regie von Robert Gwisdek – auch bekannt als Käptn Peng – entstand 2023 der Langfilm Der Junge dem die Welt gehört, in dem Faber die Hauptrolle spielte.[28] Der Film feierte seine Premiere bei den 57. Internationalen Hofer Filmtagen 2023. Robert Gwisdek erhielt hierfür den Hofer Kritikerpreis für die Beste Regie.[29]

Statt Musikvideos veröffentlichte Faber zu Addio Singles den Musikfilm Addio oder die unumgängliche Tragödie der Arroganz in sechs Teilen, der 2024 an vier Abenden im Zürcher Theater Neumarkt gezeigt wurde. Faber selbst schrieb das Drehbuch gemeinsam mit dem Regisseur Felix Aaron.[30]

Diskografie

Alben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[31]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH  DE  AT
2017 Sei ein Faber im Wind CH3
(19 Wo.)CH
DE17
(7 Wo.)DE
AT59
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 7. Juli 2017
2019 I Fucking Love My Life CH2
(12 Wo.)CH
DE3
(8 Wo.)DE
AT19
(3 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 1. November 2019
2020 Ich liebe Dich CH2
(22 Wo.)CH
DE54
(4 Wo.)DE
AT38
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 11. Dezember 2020
mit Dino Brandão & Sophie Hunger als Brandão Faber Hunger
2022 Orpheum (Live) CH9
(3 Wo.)CH
DE12
(2 Wo.)DE
AT55
(1 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 26. August 2022
2024 Addio CH11
(4 Wo.)CH
DE37
(1 Wo.)DE
AT29
(2 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 7. Juni 2024

EPs

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[31]
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH  DE  AT
2020 Gefällt euch Faber so besser? CH89
(1 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 20. März 2020

Weitere EPs[32]

  • 2015: Alles Gute (auf dem Label Two Gentlemen)
  • 2016: Abstinenz (auf dem Label Two Gentlemen)

Singles

Jahr Titel
Album
Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungen[31]
(Jahr, Titel, Album, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
 CH  DE  AT
Folgende Lieder erschienen nicht als Single, wurden aber durch das Album zum Download und Streaming bereitgestellt und konnten somit eine Platzierung erlangen:
 
2019 Vivaldi CH92
(1 Wo.)CH
Charteinstieg: 10. November 2019

Weitere Singles

  • 2015: J’ai toujours rêvé d’être un gangster
  • 2015: Kalte Welt
  • 2015: Tausendfrankenlang
  • 2015: Widerstand
  • 2015: Züri
  • 2015: Bleib dir nicht treu
  • 2016: Es wird ganz gross
  • 2016: Wer nicht schwimmen kann der taucht
  • 2016: Alles Gute
  • 2016: Die Tram ist leer
  • 2017: In Paris brennen Autos
  • 2017: Lass mich nicht los
  • 2017: Nichts
  • 2017: Ouverture
  • 2017: Sei ein Faber im Wind
  • 2017: So soll es sein
  • 2017: Wem du’s heute kannst besorgen
  • 2017: Bratislava
  • 2017: Brüstebeinearschgesicht
  • 2017: Es könnte schöner sein
  • 2019: Das Boot ist voll
  • 2019: Generation YouPorn
  • 2019: Top
  • 2019: Sag mir wie du heisst (Pt. 2)
  • 2020: Vieni qui
  • 2022: Das Letzte (Live)
  • 2022: Caruso (Live)
  • 2022: Nie wieder (Live)
  • 2022: Tausendfrankenlang (Live)
  • 2025: Bootleg No.1: Berlin Berlin Berlin / Die Letzte aller Zeiten
Commons: Faber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Steffen Rüth: Faber, der spannendste Popmusiker der Schweiz. In: badische-zeitung.de. 15. Juli 2017, abgerufen am 9. August 2017.
  2. Faber als Komponist, Allmusic-Database, abgerufen am 7. Februar 2018
  3. David Hunziker: Ein Faber im Gegenwind. In: WOZ Nr. 45/2019. 7. November 2019, abgerufen am 19. November 2021.
  4. Linus Volkmann: Faber: «Zürich brennt nicht mehr, Zürich kauft jetzt ein», TagesWoche, 3. März 2016, abgerufen am 9. August 2017.
  5. Musikexpress: Faber im Blinddate. 14. Juli 2017, abgerufen am 15. August 2017.
  6. Interview: Dana Liechti: «Alle sind ein bisschen hässig». 28. Juli 2019, abgerufen am 23. August 2025 (Schweizer Hochdeutsch).
  7. 8x15. - Wie Faber das Herz von Sophie Hunger eroberte. In: srf.ch. Abgerufen am 23. August 2025: „"Vier Monate später gab Julian Pollina bereits sein erstes Konzert als Faber - und das direkt auf der Bühne vor Sophie Hunger."“
  8. Faber – «Alles Gute EP». Abgerufen am 23. August 2025.
  9. FABER - Alles Gute. In: Two Gentlemen. Abgerufen am 23. August 2025 (amerikanisches Englisch).
  10. Hören, schauen, entdecken: 8x15. in der KUFA Lyss - Play SRF. In: srf.ch. Abgerufen am 23. August 2025.
  11. a b Sarah Mahlberg: „Faber mit I fucking love my life: Jetzt auch mit Streichern“. In: deutschlandfunk.de. 26. Oktober 2019, abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  12. Connor Endt: Sprachgewalt und Arschtritte für den deutschen Gefälligkeits-Pop. In: laut.de. Abgerufen am 2. November 2019.
  13. Kontroverse um Faber-Song „Das Boot ist voll“ - „Für kein Marketing auf der Welt mache ich so was durch“. In: deutschlandfunkkultur.de. Abgerufen am 14. September 2021.
  14. „Das Boot ist voll“ – Faber ändert den Refrain seines umstrittenen Songs. In: Testspiel.de. 1. August 2019, abgerufen am 6. Mai 2023 (deutsch).
  15. Brandão, Faber, Hunger: Ich liebe dich. In: Musikexpress. 11. Dezember 2020, abgerufen am 12. Dezember 2020.
  16. Christiane Lutz: "S glänzt scho lang überhaupt nüt me". Mundartalbum "Ich liebe dich". In: sueddeutsche.de. 14. Dezember 2020, abgerufen am 19. November 2021.
  17. Brandão – Faber – Hunger. In: ichliebedich.li. Abgerufen am 6. Mai 2023 (deutsch).
  18. Brandão Faber Hunger - Ich liebe dich. In: hitparade.ch. Abgerufen am 6. Mai 2023.
  19. Swiss Music Awards 2023. Abgerufen am 6. Mai 2023 (amerikanisches Englisch).
  20. Kevin R. Emmers: FABER veröffentlicht neue Single “Nie Wieder” aus dem kommenden Live-Album “Orpheum”. In: frontstage-magazine.de. 25. Juli 2022, abgerufen am 27. August 2024 (deutsch).
  21. Lena Bayer: Bittersüßes Wiedersehen. In: laut.de. 7. Juni 2024, abgerufen am 23. Juli 2024.
  22. Daniel Koch: „Addio“ von Faber ist ein „huereguetes“ Album. In: diffus.de. 10. Juni 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  23. Sabrina Derda: Faber auf "ADDIO Live" Tour 2024. In: frontstage-magazine.de. 29. März 2024, abgerufen am 23. August 2025.
  24. Susan Barth: 100 selbst bemalte Cover: Faber veröffentlicht neue Single „Berlin Berlin Berlin“. In: Headliner. eventim.de, 11. April 2025, abgerufen am 25. August 2025.
  25. Faber, das junge Poptalent – DW – 16.08.2017. Abgerufen am 23. August 2025.
  26. Amy Mahmoudi: „Ironie wäre zu lieb - Faber im Interview“. In: volume.at. 3. März 2020, abgerufen am 23. Juli 2024 (deutsch).
  27. Porno mit Adorno. In: theaterneumarkt.ch. Abgerufen am 27. August 2024.
  28. S. W. R. Kultur: Käptn Peng macht Kino: „Der Junge dem die Welt gehört“ von Robert Gwisdek. In: swr.de. 30. April 2024, abgerufen am 27. August 2024.
  29. DER JUNGE DEM DIE WELT GEHÖRT auf Kinotour | Internationale Hofer Filmtage. Abgerufen am 27. August 2024.
  30. Addio – oder die unumgängliche Tragödie der Arroganz. In: theaterneumarkt.ch. Abgerufen am 27. August 2024.
  31. a b c Chartquellen: CH DE AT
  32. Two Gentlemen. In: sophiehunger.com. Abgerufen am 23. August 2025 (amerikanisches Englisch).