Eva Regina Hildenbrand

Eva Regina Hildenbrand (* 10. April 1909 in Pforzheim; † 1983 in Baden-Baden), nach ihrer Heirat Eva Regina Müller-Hildenbrand, war eine deutsche Künstlerin. Als Puppenbildnerin gestaltete sie expressive Marionetten und Handpuppen, unter anderem auch für das Münchner Marionettentheater unter Hilmar Binter. Als enge Mitarbeiterin von Ludwig Krafft baute sie die 1940 gegründete Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums mit auf.

Leben und Werk

Eva Regina Hildenbrand war die erste Tochter des Malers und Dozenten Adolf Hildenbrand und seiner Frau Gertrud, geborene Maierhofer. Schon als Kind erarbeitete sie sich in der Werkstatt des Vaters künstlerische Fähigkeiten. Nach dem Willen ihrer Eltern begann sie 1930 eine Schneiderlehre beim Modehaus Alt in Pforzheim.[1] Sie besuchte die Deutsche Meisterschule für Mode in München. Um 1928 gründete sie die Puppenspiele Eva Hildenbrand[2] und führte ihr erstes Stück Li-La. Ein chinesisches Märchen und Tanzspiel auf. Ihre Marionetten gestaltete sie mit Stoff, Papier und Draht. Damit hoben sie sich deutlich von der traditionellen Puppengestaltung mit Köpfen und Gliedmaßen aus geschnitztem Holz ab. 1930 trat sie im Museumssaal in Freiburg mit vier Stücken auf: Kasperl in der Türkei, Der süße Mops, Li-La und Kabarett. Stärke der Szenen sind nach einem Zeitungsartikel die Gestaltung der Figuren und die Menschenkenntnis der Künstlerin. „Der Eigentümer dieser Hand muss neben größter technischer Fertigkeit Menschenkenner sein. Und je stärker erfaßt das Psychologische auf körperliche Reaktion übertragen wird, eher entbehrlich sehr viele Begleitworte, Szenerieeffekte (...).“[3]

1932 trat sie erstmals mit eigenen Stücken im Münchner Marionettentheater unter Hilmar Binter auf. 1934 arbeitete sie als Gewandmeisterin am Stadttheater Beuthen, später am Deutschen Theater in München. Seit 1940 arbeitete sie in der im selben Jahr gegründeten Puppentheatersammlung der Stadt München, ab 1942 als Stellvertretung des Gründungsdirektors Ludwig Krafft.[4] Für das Münchner Marionettentheater gestaltete sie 1941 Figuren zu den Inszenierungen Bunter Abend und Die Welt auf dem Mond von Joseph Haydn. Die Presse urteilt über den bunten Abend: „München hat ein neues Theaterereignis. (...) mit dem ‚Bunten Abend‘ kann die berühmte Marionettenbühne in der Blumenstraße einen Anspruch verbinden, der an künstlerischer Substanz keinem der großen Theater nachsteht.“[2] Ludwig Krafft hielt Hildenbrand für „die innovativste deutsche Puppenbauerin und -spielerin“.[2]

1944 wurde ihr Sohn Hannes Müller geboren. Sie verließ München und ließ sich nach dem Tod ihres Mannes Hans Müller zunächst in Bernau im Schwarzwald nieder, wo sie auch wieder Puppentheateraufführungen mit Handpuppen machte. 1947 nahm sie mit Figuren an der Ausstellung Kunst und Kunsthandwerk im Schwarzwald in Neustadt im Schwarzwald teil[5], 1952 an der Ausstellung Die Welt des Puppenspiels in München und 1953 an einer Spielzeugausstellung der Freiburger Städtischen Sammlungen im Augustinermuseum[6]. 1949 unterrichtete sie die Textilklasse der Staatlichen Kunsthandwerksschule Bonndorf. Um 1953 zog sie nach Baden-Baden, wo sie immer wieder mit einer eigenen Marionettenbühne an die Öffentlichkeit trat, unter anderem auch mit dem Baden-Badener Marionetten-Theater unter Ernst Ehlert im Haus Nagel.[7] Später lud sie auch zu Marionetten-Aufführungen in ihrer Heimbühne in ihrer Wohnung in der Hildastraße, die in satirischen Solonummern lokale Ereignisse beleuchteten.[8] Hildenbrand starb 1983 in Baden-Baden.[9]

Zahlreiche Marionetten ab 1925 und Handpuppen ab 1945 befinden sich in der Sammlung Puppentheater/Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums, einige Figuren auch im Stadtmuseum im Baldreit, Baden-Baden.[10] Ihre Puppen waren unter anderem 2023 in der Ausstellung (K)ein Puppenheim. Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder[11] im Münchner Stadtmuseum in Kooperation mit der Sammlung Goetz ausgestellt.

Literatur

  • Manfred Wegner (Hg.): Handbuch zum Künstlerischen Puppenspiel 1900–1945. Deutschland, Österreich, Schweiz. Utzverlag, München 2021, ISBN 978-3-8316-4783-5.
  • Münchner Stadtmuseum, Stadtarchiv München (Hg.): Kasperl Larifari. Blumenstraße 29a. Das Münchner Marionettentheater 1858–1988. Hugendubel, München 1988, ISBN 978-3-88034-396-2.
  • Barbara Krafft: Ludwig Krafft und die Münchener Puppentheatersammlung. Münchner Puppentheatermuseum, München 1979.

Einzelnachweise

  1. Elmar Zimmermann: Einst eine gefeierte Puppenspielerin. Adolf Hildenbrand und seine Tochter Eva. In: Alb-Bote Waldshut. Waldshut 2. April 1977.
  2. a b c Handbuch zum Künstlerischen Puppenspiel 1900–1945: Deutschland, Österreich, Schweiz. Utzverlag, München 2021, ISBN 978-3-8316-4783-5, S. 237.
  3. "Bimbo" (sic!; Pseudonym): Marionetten. In: Für die Frau. Unterhaltungsbeilage der Lahrer Zeitung. Nr. 4. Lahr 26. März 1930.
  4. Barbara Krafft: Ludwig Krafft und die Münchner Puppentheatersammlung. In: Schriftenreihe des Münchner Puppentheatermuseums, Heft 1. München 1979, S. 10 ff.
  5. Dr. R. Gießner: Neue Formen des Kunsthandwerks. Die Ausstellung in Neustadt im Schwarzwald. In: Badische Zeitung. 22. Juli 1947.
  6. Spielzeug von gestern und heute. Vorweihnachtsausstellung für alt und jung in Freiburg. In: Schwarzwälder Bote. Nr. 265, 16. November 1953.
  7. Nicht nur eine "Spielerei" für Kinder. Die Marionette als "Fackelträger der Phantasie". In: Badisches Tagblatt. Baden-Baden 2. August 1957.
  8. Ein lokalkritisches, ein liebenswürdiges Marionettentheater. Der letzte Fußgänger – ein Dackel. Studio-Besuch der "Badischen Heimat" bei Eva Müller-Hildenbrand. In: Badisches Tagblatt. Baden-Baden 20. Juni 1968.
  9. RK: Puppenspielerin gestorben. In: Badisches Tagblatt. 2. September 1983.
  10. Doris Steffens: Ausflug in die Welt der Marionetten. Exponate im Stadtmuseum im Baldreit (5): Erinnerungen an Puppenspielerin Eva Müller-Hildenbrand. In: Badisches Tagblatt. Baden-Baden 28. August 1992.
  11. Münchner Stadtmuseum (Hrsg.): Booklet zur Ausstellung "(K)ein Puppenheim. Alte Rollenspiele und neue Menschenbilder." München 2023, S. 30.