Etzenhausen (Dachau)

Etzenhausen ist ein Gemeindeteil der Stadtgemeinde Dachau (Oberbayern). Das Kirchdorf war der Hauptort der 1818 gegründeten gleichnamigen Landgemeinde im Bezirksamt Dachau, die 1939 nach Dachau eingemeindet wurde. Etzenhausen ist als Künstlerort bekannt.[1]
Geschichte
Etzenhausen wurde im Jahr 804 als Zezinhusir erstmals erwähnt. Im Jahr 1315 war die örtliche St. Laurentius geweihte Kirche Filialkirche von St. Jakob in Dachau, wie aus der Konradinischen Matrikel hervorgeht. Der Sattelturm und Altarraum der heutigen Kirche stammen aus gotischer Zeit (um 1500), das Kirchenschiff (Langhaus) mit seiner Flachdecke ist ein Barockbau aus dem 17. Jahrhundert.[2]
Die Landgemeinde Etzenhausen wurde durch das bayerische Gemeindeedikt von 1818 gebildet. Sie bestand aus den Orten Eisingertshofen, Etzenhausen, Obergrashof, Steinkirchen, Untergrashof und Webling.[3] In Etzenhausen siedelten sich im 19. Jahrhundert zahlreiche Maler an, so dass hier ein kleiner Künstlerort entstand.[4] Er stand in enger Verbindung mit der Künstlerkolonie Dachau. Etzenhausen ist noch heute bekannt für die lange Gasse, einen Feldweg von Etzenhausen auf einen Hügel hinauf, der einen guten Überblick über die Landschaft und Dachau erschließt. Viele bekannte Maler, darunter Carl Spitzweg, Eduard Schleich d. Ä., Christian Morgenstern, Max Liebermann oder Leopold von Kalckreuth, verbrachten einige Jahre ihres Lebens in Etzenhausen und wohnten im heutigen Hotel Burgmeier.[5] Auch Viktor Weißhaupt, Fanny Edle von Geiger-Weishaupt, Karl Stuhlmüller und Hans Müller-Dachau lebten zeitweilig in Etzenhausen. U.a. Ludwig von Herterich und Marie Keller-Hermann sind auch in Etzenhausen begraben.
Die Ortschaften Etzenhausen, Breitenau und Günding bildeten Punkte einer Verteidigungslinie der Roten Armee der 1919 ausgerufenen Münchner Räterepublik bei der Schlacht um Dachau vom 16. bis 30. April 1919. Als Reichswehr und Freikorps am 30. April 1919 erneut von Röhrmoos auf München vorrückten, kam es gegen 13:30 Uhr in Etzenhausen zu einem einstündigen Gefecht.[6]
Die Gemeinden Augustenfeld und Etzenhausen wurden zusammen mit einigen Ortsteilen von Nachbargemeinden der Stadt Dachau im Jahr 1939 in die Stadt eingemeindet.[7] Die Gemeinde Etzenhausen umfasste Etzenhausen, Steinkirchen, Webling, Teile des SS-Lagers sowie Obergrashof und hatte 2.510 Einwohner.
Auf dem Waldfriedhof in Etzenhausen wurden 1945 vor allem diejenigen ehemaligen Häftlinge des KZ Dachau begraben, die in den Monaten unmittelbar nach der Befreiung des Lagers noch an den Folgen der Haft gestorben waren. Darüber hinaus findet sich hier die letzte Ruhestätte von jüdischen Häftlingen, die den Todesmarsch vom KZ Flossenbürg nach Dachau Ende April 1945 nicht überstanden hatten (siehe auch KZ-Friedhof Dachau-Leitenberg).[8]
Bildergalerie
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Hugo Darnaut, Abendlandschaft Etzenhausen bei Dachau -
Max Liebermann, Biergarten in Etzenhausen -
Christian Morgenstern, Etzenhausen im Morgenlicht -
Christian Morgenstern, Die Amper bei Etzenhausen -
Philipp Röth, Landschaft bei Etzenhausen -
Karl Stuhlmüller, Gastwirtschaft Mayer in Etzenhausen -
Karl Stuhlmüller, Winterlicher Viehmarkt in Etzenhausen
Weblinks
- Filialkirche St. Laurentius in Dachau auf kirchenundkapellen.de
- Pfarrverband Dachau - Filiale St. Laurentius Etzenhausen
Einzelnachweise
- ↑ Ottilie Thiemann-Stoedtner: Etzenhausen als Ort der Künstler. (Teil 1 und 2) Das Amperland 13 (1977) S. 241–245, 265–268.
- ↑ Etzenhausen St.Laurentius. In: Kirchen und Kapellen im Dachauer Land. Abgerufen am 18. Mai 2025.
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925 und dem Gebietsstand vom 1. Januar 1928. Heft 109 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München 1928, DNB 361988923, OCLC 215857246, Abschnitt II, Sp. 64 (Digitalisat).
- ↑ Die Künstlerkolonie von Etzenhausen. In: Süddeutsche Zeitung. 27. März 2017, abgerufen am 18. Mai 2025.
- ↑ Künstlerdorf Etzenhausen (Spaziergang), Stadt Dachau (PDF; 0,3 MB).
- ↑ Norbert Göttler, Klaus Eberlein: Künstler, Feldherren, Revolutionäre - Die Schlacht um Dachau 1919. In: Dachauer Impressionen. Verlagsanstalt Bayerland, Dachau 2003, ISBN 3-89251-331-7, S. 84.
- ↑ Bayerisches Statistisches Landesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis : Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns in der Zeit von 1840 bis 1952 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 192). München 1954, DNB 451478568, OCLC 311071516, S. 20–21, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00066439-3 (Digitalisat – Landkreis Dachau, Fußnote 4).
- ↑ Walther, bearb. von Oliver Braun: 5.1.1950 – 18.12.1950. In: Bayern. Bayerische Staatsregierung: Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats 1945–1954 – Teil: Das Kabinett Ehard / 2., 20. September 1947 bis 18. Dezember 1950. Band 3. Oldenbourg, München 2010, ISBN 978-3-486-58859-0, Protokoll Nr. 96, Ministerratssitzung, 1. Februar 1950, Anlage – Bericht über das Ergebnis der Untersuchung wegen der Verzögerung der Ausgestaltung der Begräbnisstätten auf dem Leitenberg bei Dachau – I. (bayerischer-ministerrat.de [abgerufen am 21. August 2022]): „Auf diesem nach Norden allmählich abfallenden Hügel befinden sich zwei Massengräber, die auf dem Lageplan (vor Bl. 1 der Akten) mit Gräberfeld I und Gräberfeld II bezeichnet sind. […] 2. Das Massengrab II wurde im Mai 1945 nach dem Einmarsch der amerikanischen Truppen auf Anordnung des amerikanischen Lagerkommandanten angelegt. Die Anlage war notwendig, weil bei der Besetzung des Lagers, insbesondere vor dem Krematorium, zahlreiche Tote vorgefunden wurden und außerdem außerhalb des Lagers ein Güterzug voll toter Häftlinge stand, die auf dem Transport von Buchenwald nach Dachau an Erschöpfung und Hunger gestorben sind. […] Nach den in den Akten der Stadt Dachau befindlichen Unterlagen beträgt die Zahl der in dem Massengrab II liegenden Toten etwa 2100, höchstens 2500; alle davon abweichenden Angaben entbehren jeder tatsächlichen Grundlage. […] Die später im Lager noch verstorbenen Häftlinge – rund 1300 – wurden im Waldfriedhof in Dachau beigesetzt.“
Koordinaten: 48° 16′ 16,1″ N, 11° 26′ 17″ O
