Esther Gemsch

Esther Frieda Gemsch (* 23. Juni 1956 als Esther Christinat in Bern[1]) ist eine Schweizer Schauspielerin.

Leben

Esther Gemsch wuchs mit zwei Schwestern in Bremgarten bei Bern auf. Schon mit 16 Jahren zog sie von zu Hause aus.[2] Sie wurde als junge Frau für eine Rolle in dem belgischen Kinofilm Rue haute besetzt, es folgten Hauptrollen im Schweizer Kinofilm Kleine frieren auch im Sommer und im TV-Film Eiskalte Vögel. 1982 wirkte sie unter dem Namen Esther Christinat in Peter F. Bringmanns Jugendszenefilm Die Heartbreakers mit. Esther Gemsch spielte zahlreiche Rollen in schweizerischen Fernsehfilmen. Den Durchbruch aber hatte sie mit der Seifenoper Lüthi und Blanc, in der sie «Lisbeth Rohner» verkörperte. Daneben ist Esther Gemsch Sprecherin für Film, Fernsehen und Synchronisationen.

2003 erhielt sie den Prix Walo (Schauspiel),[3] und für die Hauptrolle im Film Haus ohne Fenster wurde sie 2004 ausserdem für den Schweizer Filmpreis nominiert.

Esther Gemsch war dreimal verheiratet, lebt in der Altstadt von Zürich und hat drei Töchter: Ihre älteste Tochter Anna, geboren 1985, wirkte in der Sitcom Fertig lustig mit. Tochter Nora Gemsch wurde 1993 geboren, Tochter Thea Gemsch 1995.[4] Die Schwestern Thea und Anna führen gemeinsam ein Strickwaren-Label.[5]

Wedel-Skandal

Im Bericht Dieter Wedel. Der Schattenmann der Hamburger Wochenzeitung Die Zeit vom 25. Januar 2018[6] warf Gemsch Dieter Wedel (1939–2022) vor, er habe am 12. Dezember 1980 in einem Hotelzimmer versucht, sie zu vergewaltigen. Die 1980 für die Serie «Die Bretter, die die Welt bedeuten» engagierte Schauspielerin soll dabei von Wedel geschlagen und gewürgt worden sein. Sie habe Verletzungen u. a. an der Halswirbelsäule erlitten, weshalb sie die Rolle nicht habe weiterspielen können. Die Verletzungen wurden von dem Münchner Arzt Müller-Wohlfahrt bestätigt. Ihre Aussagen waren auch in einem internen Bericht des Saarländischen Rundfunks festgehalten worden. Ähnliche Vorwürfe gegen Wedel hatten schon im vorausgegangenen Artikel Im Zwielicht des ZEITmagazins vom 3. Januar 2018 mehrere Schauspielerinnen, darunter Patricia Thielemann und Jany Tempel, sowie ehemalige Mitarbeiter erhoben.[7] Die angeblichen Übergriffe waren zu diesem Zeitpunkt, mit Ausnahme aufgrund ihres niedrigeren Alters desjenigen gegen Juny Tempel, verjährt. Der Redaktion der Zeit lagen eidesstattliche Erklärungen der Schauspielerinnen vor. Wedel bestritt die Vorwürfe, ebenfalls mit einer eidesstattlichen Erklärung.[8] Am 22. Januar 2018 erklärte Wedel unter Bezug auf die mediale Berichterstattung seinen Rücktritt als Intendant der Bad Hersfelder Festspiele.[9] Laut Angaben aus seinem Umfeld hatte er zuvor einen Herzinfarkt erlitten.[10] Die Staatsanwaltschaft München nahm die Ermittlungen auf[10] und erhob im April 2021 Anklage gegen Wedel.[11] Tempel warf der Justiz Verschleppung des Verfahrens vor und versuchte, die Zulassung der Anklage mit einem 14-tägigen Hungerstreik zu erzwingen.[12] Am Tag, an dem das Landgericht München I über die Zulassung der Anklage informieren wollte, am 20. Juli 2022, gab sie stattdessen den Tod von Wedel und damit die Einstellung des Verfahrens bekannt.[13][14]

Filmografie

Theater

  • 2007: Narzissen, Casinotheater Winterthur
  • 2008: Business Class, Casinotheater Winterthur
  • 2009: Für die Deutschen, Casinotheater Winterthur
  • 2011: Die Nepotistanaffäre, Casinotheater Winterthur
  • 2012: Seegfrörni, Theater am Hechtplatz
  • 2012: Bunbury, Theater für den Kanton Zürich
  • 2013: Abschalten, Casinotheater Winterthur
  • 2018: Exit retour, Theater am Hechtplatz
  • 2019: Sei kein Mann, Miller’s Studio
  • 2019: Kopf hoch!, Casinotheater Winterthur
  • 2019: Robocare, Casinotheater Winterthur
  • 2019: Alles Meins!, Schauspielhaus Zürich

Einzelnachweise

  1. Esther Gemsch. In: SwissFilms.ch. Abgerufen am 9. März 2023.
  2. Sonja Hasler: Esther Gemsch und Christoph Schmocker. In: SRF-1-Sendung «Persönlich». 18. August 2019, abgerufen am 9. März 2023.
  3. Spartensieger-Prix Walo seit 1994: 2003. In: prixwalo.ch. Abgerufen am 9. März 2023.
  4. Tom Wyss: Esther Gemsch (56): TV-Comeback nach 6 Jahren! In: Blick. Ringier, 18. August 2012, abgerufen am 13. Mai 2025.
  5. Sepinud Poorghadiri, Claude Menzi: "Wieso wir Strick das ganze Jahr über tragen wollen". In: Tagesanzeiger. 15. Februar 2024, abgerufen am 13. Mai 2025.
  6. Jana Simon, Annabel Wahba, Christian Fuchs, Khuê Phạm, Nadine Ahr: Dieter Wedel: Der Schattenmann. In: Zeit.de. 24. Januar 2018, abgerufen am 21. Juli 2022.
  7. Jana Simon, Annabel Wahba: Im Zwielicht. In: ZEITmagazin. 3. Januar 2018.
  8. Schwere Vorwürfe gegen Regisseur Wedel (Memento vom 4. Januar 2018 im Internet Archive). In: tagesschau.de. 3. Januar 2018.
  9. Persönliche Stellungnahme von Dieter Wedel (Memento vom 24. Januar 2018 im Internet Archive). Website der Bad Hersfelder Festspiele, 22. Januar 2018.
  10. a b Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Dieter Wedel. In: Zeit.de. 23. Januar 2018, abgerufen am 15. April 2025.
  11. Regisseur Dieter Wedel wegen Vergewaltigung angeklagt. In: Deutsche Welle. 5. März 2021, abgerufen am 15. April 2025.
  12. Schauspielerin Jany Tempel. Mutmaßliches Wedel-Opfer: Hungerstreik nach 14 Tagen beendet. In: Redaktionsnetzwerk Deutschland. 14. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.
  13. Justiz stellt Strafverfahren gegen Wedel offiziell ein. In: Süddeutsche Zeitung. 20. Juli 2022, abgerufen am 15. April 2025.
  14. Landgericht München. Regisseur Dieter Wedel gestorben. In: Tagesschau. 20. Juli 2022, abgerufen am 5. Oktober 2022.