Erwin Rehn
Erwin Rehn (* 23. Februar 1927 in Heide; † 23. Mai 2000 in Lehe bei Lunden) war ein deutscher Autor und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus.
Leben

Erwin Rehn ist in Heide (Dithmarschen, Schleswig-Holstein) geboren und aufgewachsen. Nachdem er mit seinen Lehrern in Konflikt geraten war, wechselte er im Frühjahr 1941 von der Adolf-Hitler-Schule in Heide an die Mittelschule nach Albersdorf.[1] Zur gleichen Zeit kam er in Kontakt mit niederländischen und dänischen Zwangsarbeitern, die er als Kurier bei der Verbreitung von Nachrichten über den Kriegsverlauf und Boykottaufrufen unterstützte. Nach zweimaliger Verwarnung wurde er 1943 im Alter von 16 Jahren wegen Konspiration mit Ausländern, der Erstellung und Verbreitung von Flugblättern aus den Reihen der Hitlerjugend unehrenhaft entlassen und durch die Gestapo verhaftet. Er war im Jugendkonzentrationslager Moringen bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs inhaftiert, wo er unter kräftezehrender Schwerstarbeit und Lagerstrafen wie Strafsport und Essensentzug litt.[2]
In den Nachkriegsjahren bemühte sich Rehn zunächst erfolglos um Anerkennung und Entschädigung als Verfolgter des Naziregimes: Sein Entschädigungsantrag wurde 1955 durch das Landesentschädigungsamt Schleswig-Holstein mit der Begründung abgelehnt, die Festnahme und Inhaftierung beruhe „auf einem Verhalten, das nicht nur nach nationalsozialistischer Auffassung eine strafbare Handlung, nämlich ein landesverräterisches Delikt, darstellt.“[3] 1970 emigrierte Rehn mit Frau und Kind nach Israel, 1973 nach Kreta. Wegen eines Leberschadens aufgrund langzeitig eingenommener Tuberkuloseheilmittel als Spätfolgen der Haft stellte die Familie in Stuttgart in einem langwierigen Verfahren einen „Verschlimmerungsantrag“. 1984 verließ Rehn erneut Deutschland und siedelte nach Straßburg über.[4]
Seine Tochter Marie-Elisabeth Rehn schilderte in Heider Gottsleider (1992) das Leben ihres Vaters.[5] Darin stellt sie fest, dass die zweijährige Haft die alles beherrschende, zentrale Erfahrung im Lebens des Vaters war.[4]
Gedenken
.jpg)
Am 18. August 2011 hat Gunter Demnig einen Stolperstein zum Gedenken an Erwin Rehn am Kapellenplatz in Albersdorf (Holstein) verlegt.[6]
Schriften
- Heet de Wiehnachtsmann Fiete? Pro Business, Berlin 2005, ISBN 3-939000-30-2.
- Geschichten un Döntjes um min Mudder ehr Kokbook. Rummelpott, Konstanz 1991, ISBN 3-928595-00-8.
- Die Stillschweigs. Hartung-Gorre, Konstanz 1998, ISBN 3-89649-259-4.
Literatur
- Martin Guse: Wir hatten noch gar nicht angefangen zu leben. Eine Ausstellung zu den Jugend-Konzentrationslagern Moringen und Uckermark 1940-1945. Moringen/Liebenau 1997.
- Marie-Elisabeth Rehn: Heider Gottsleider. Kleinstadtleben unter dem Hakenkreuz: Eine Biographie. ISBN 3-939000-31-0, 2. Auflage. Konstanz 1999.
Weblinks
- Literatur von und über Erwin Rehn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ Marie-Elisabeth Rehn: Heider gottsleider: Kleinstadtleben unter dem Hakenkreuz: eine Biographie. 1. Auflage. Pro Business, Berlin 2005, ISBN 978-3-939000-31-0, S. 143–144.
- ↑ gedenkstaette-moringen.de: „Ich bin die Tochter von ´Lagerzögling´ 933“, Rede der Tochter Marie-Elisabeth Rehn an der Gedenkstätte Moringen
- ↑ Manfred Krause: Jugendwohlfahrt im Nationalsozialismus. In: Betrifft Justiz. Nr. 103. Betrifft Justiz e.V., Mühltal 2010, S. 358.
- ↑ a b Rundbrief der Lagergemeinschaft und Gedenkstätte KZ Moringen. (PDF-Datei; 3,1 MB) In: gedenkstaette-moringen.de. 2000, S. 21, abgerufen am 17. Juni 2025.
- ↑ Eintrag zu Erwin Rehn im Dithmarschen-Wiki ( vom 3. Dezember 2015 im Internet Archive)
- ↑ Dithmarscher Landeszeitung: Albersdorf: Aktion Stolperstein am Kapellenplatz. ( vom 2. Mai 2014 im Internet Archive)