Ernst von Gundlach

Ernst Friedrich Jobst Hans Wilhelm von Gundlach, auch Ernst von Gundlach-Mollenstorf,[1] (* 10. September 1850 in Hinrichsberg bei Röbel/Müritz; † 30. Januar 1919 in Mollenstorf bei Waren/Müritz) war ein deutscher Rittergutsbesitzer und Landrat in Mecklenburg.
Leben
Ernst von Gundlach war der jüngste Sohn des Ernst von Gundlach (* 1803; † 1883) und der Emilie von Bülow (* 1819; † 1886).[2] Der Vater wurde 1839 in die mecklenburgische Ritterschaft aufgenommen[3] und war zuvor schon Fideikommissherr auf Mollenstorf und Gutsbesitzer in Hinrichsberg und Torisdorf, dem ältesten Stammgut der zum jüngeren Briefadel gehörenden Gundlachs, Rittermäßiger Reichsadelsstand 1581, Reichsadelsbestätigung zu Wien 1748. Er hatte drei Schwestern und den älteren Bruder Emil von Gundlach-Torisdorf, der Landrat wurde und Klosterhauptmann. Der brandenburgische Rittergutsbesitzer und Politiker Hans von Rochow war einer seiner Taufpaten.[4]
Ernst von Gundlach erbte den bestehenden Familienfideikommiss Mollenstorf. Er wurde dann mecklenburgischer Kammerherr und als Zeremonienmeister vor 1902 erneut als mecklenburgischer Landrat des Herzogtums Güstrow bestätigt,[5] welches noch nach der ständischen mecklenburgischen Verfassung formell bestand und zeitweise den Wendischen Kreis darstellte. Die Ernennung erfolgte durch Friedrich Franz IV. Großherzog von Mecklenburg, kurz nach dessen Übernahme der Amtsgeschäfte von Johann Albrecht Herzog zu Mecklenburg. Zudem wurde Gundlach Provisor des Klosters Dobbertin und stand als Major àla suite des mecklenburgischen Kontingents. 1904 war Gundlach einer der acht Landräte, die nach außen die Landtagsgeschäfte des Landesdirektorium der vereinigten mecklenburgischen Landstände führte.[6] 1906 war er mit zuständig für die land- und forstwirtschaftliche Unfallversicherung seiner Heimatregion.[7]
Er heiratete am 1. Dezember 1886 in Schwerin[8] Marie-Luise von Bülow (* 1859 in Frankfurt am Main; † 1935),[9] Tochter der Gräfin Paula von Linden und des Diplomaten Bernhard Vollrath von Bülow; die Ehe der Gundlachs blieb kinderlos. Marie-Luise von Gundlach lebte als Witwe in der Residenzstadt Schwerin.
Zu seiner weiteren Verwandtschaft gehörte u. a. Arthur von Manteuffel und dessen Sohn Freiherr Arthur von Manteuffel, zuletzt Generalleutnant. Sein im Ritterschaftlichen Amt Neustadt gelegenes altes Lehngut Mollenstorf mit etwa 723 ha[10] übernahm sein ältester Bruder Emil von Gundlach.
Ernst von Gundlach war selbst Kirchenpatron zu Mollenstorf, die dortige Dorfkirche war eine so genannte Mutterkirche.[11] Das staatliche Museum Schwerin besaß bis 1945 seine Ordensspange, ausgewiesen mit zwölf Orden, bezw. Ehrenzeichen. Diese Spange ging kriegsbedingt verloren. Ernst von Gundlach war u. a. Träger des Großherzoglichen Greifordens mit Komturkreuzen sowie einer niedrigen dritten Stufe des Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hausordens.
Quellen
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser 1920. Alter Adel und Briefadel. 1920. Jg. 14. Justus Perthes, Gotha 1919, S. 330 f. (Stammreihe).
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1922. Jg. 16. Justus Perthes, Gotha 1921, S. 326.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1930. Jg. 22, Justus Perthes, Gotha 1929, S. 319 f.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel). 1935. Jg. 27, Justus Perthes, Gotha 1934, S. 224 f.
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Zugleich Adelsmatrikel der D.A.G. Teil B (Briefadel). 1939. Jg. 31, Justus Perthes, Gotha 1938, S. 188 f.
Literatur
- E. Götze, P. Schindler (Hrsg.): Jahrbuch der Arbeiterversicherung 1910. Band 2, Liebelsche Buchhandlung, Berlin 1910, S. 27.
- Bernd Kasten: Herren und Knechte: gesellschaftlicher und politischer Wandel in Mecklenburg-Schwerin 1867–1945. In: Quellen und Studien aus den Landesarchiven Mecklenburg-Vorpommerns, Band 11; Ed. Temmen, Bremen 2011, ISBN 978-3-8378-4014-8, S. 78.
Einzelnachweise
- ↑ R. v. Mosch (Hrsg.): Deutsches Adelsblatt. Wochenschrift für die Interessen des christlichen Adels. No. 49., IV. Jg., Selbstverlag, Berlin, Sonntag, 5. Dezember 1886, S. 758.
- ↑ Christa Kostolnik: Die Geschichte des "Glasdorfes" Rumpshagen 1273–2015. Vom stolzen Aufstieg und tragischen Untergang der adligen Gläsnerfamilie von Gundlach. In: Genealogische Übersicht der Familie von Gundlach. 2. Auflage. Edition Lesezeichen, Friedland, Ankershagen 2020, ISBN 978-3-941681-83-5, S. 81 (d-nb.info).
- ↑ Aufnahme in die mecklenburgische Ritterschaft: Konventionell üblich nach einhundertjährigem Auffenthalt im Land.
- ↑ Ritterakademie zu Brandenburg. a. H. XXXV Bericht. über das Schuljahr von Ostern 1890 bis Ostern 1891, erstattet von dem Direktor Professor Dr. Otto Heine, Domherrn des Evangelischen Hochstifts zu Brandenburg. III. Chronik. 1891. Progr. No. 68. Druck von Gustav Matthes, Brandenburg a. d. Havel 1891, S. 17–18.
- ↑ Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin 1902, Bärensprung, Schwerin 24. Januar 1902, u. a. S. XXVI.
- ↑ Prof. Dr. Kettler: Kürschners Staats-, Hof- und Kommunal-Handbuch des Reichs und der Einzelstaaten (zugleich Statistisches Jahrbuch) 1904. Neunzehnte Ausgabe, Eduard Koch, München 10. März 1904, S. 240 f.
- ↑ Regierungs-Blatt für das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin. Amtliche Beilage. №. 44, Jahrgang 1906, Ausgegeben Schwerin, Dienstag, den 27. November 1906,S. 287.
- ↑ Der Deutsche Herold. Zeitschrift. XVIII Jg., No. 2, Hrsg. Herold (Verein), Berlin Februar 1887, S. 27.
- ↑ Siehe Literatur: Christa Kostolnik, S. 77. Tafel Kirche Mollenstorf.
- ↑ Adolf Freiherr Maltzan: Handbuch des Grundbesitzes im Deutschen Reiche. Vollständiges Adressbuch. [1924]. Mecklenburg-Schwerin und Strelitz. Oldenburgischer Landesteil Lübeck. Hansestädte Bremen, Lübeck, Hamburg. 4. Auflage, Nicolai R. Stricker, Berlin 1924, S. 178 f.
- ↑ Großherzoglich Statistisches Amt (Hrsg.): Statistisch-topographische Beschreibung des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerin 1916. In: Grozsherzoglich Mecklenburg-Schwerinscher Staatskalander. II./2 Einteilung des Landes in kirchlicher Hinsicht. Hunderteinundvierzigster Jahrgang, Bärensprung, Schwerin 1916, S. 252.