Ernst von Bertouch
Ernst Johann Albrecht von Bertouch (* 26. August 1821 in Slagelse, Dänemark; † 23. Februar 1904 in Wiesbaden) war ein dänisch-deutscher Beamter, Historiker und Publizist.
Leben
Ernst Johann Albrecht von Bertouch entstammte der deutsch-dänischen Familie Bertouch, die 1777 in den dänischen Adel aufgenommen worden war. Er war ein Sohn des dänischen Seeoffiziers Stanislaus von Bertouch (1790–1867), der zuletzt als Zollverwalter in Ottensen bei Hamburg tätig war, und Isabelle von Dorrien (1795–1831). Ernst Albrecht von Bertouch war sein Großvater. Er besuchte das Christianeum in Altona[1] und studierte Rechtswissenschaft an den Universitäten Bonn, Berlin und Kiel. Nach seinem Examen trat er in den Dienst der Herzogtümer im Dänischen Gesamtstaat. Er war zunächst Voluntär im Amt Hadersleben, dann in der königlichen Rentkammer in Kopenhagen. 1848 war er im Oberpräsidium von Altona tätig. Von 1851 bis 1853 war er aus politischen Gründen amtsenthoben.
Ab 1853 war er Hardesvogt auf Nordstrand; 1856 wurde er vom dänischen König zum Kammerjunker ernannt.[2] Da er als dänisch gesinnt galt, wurde sein Haus auf Nordstrand während des Deutsch-Dänischen Kriegs 1864 von einem Mob verwüstet, was zu einer Untersuchung durch Theodor Storm führte.[3] Bertouch verkaufte daraufhin das Haus an die katholische Gemeinde und verließ die Insel.
Von 1866 bis 1869 war er Stadtpräsident in Friedrichstadt. 1869 wurde er preußischer Regierungsrat in Liegnitz.[4] Von 1876 bis 1888 wirkte er in gleicher Funktion in Wiesbaden. Er wurde zum Königlich-Preußischen Geheimen Regierungsrat und 1871 zum Kammerherrn ernannt. Daneben war er mit Werken über das Adels- und Ordenswesen schriftstellerisch tätig.
Bertouch war seit 1854 verheiratet mit Karoline, geb. Willink (1821–1909), einer Tochter des Altonaer Kaufmanns Lukas Willink und Enkelin von Johann Peter Sieveking.[5] Die einzige Tochter des Paares, Caroline Sophie Amalie Dorothea (* 1856) starb schon 1864.[6] Ernst von Bertouch starb am Tag seiner Goldenen Hochzeit in seinem Haus in Wiesbaden.
Auszeichnungen
- Roter Adlerorden, 4. Klasse (18. Januar 1882)[7][8]
- Königlicher Kronen-Orden (Preußen), 4. Klasse, mit dem Roten Kreuz am Erinnerungsband (18. März 1872)
- Johanniterorden, Ehrenritter (1869), Rechtsritter (1872)[9]
- Verdienst-Orden vom Heiligen Michael, 3. Klasse
- Lippischer Hausorden, Ehrenkreuz I. Klasse
- Oldenburgischer Haus- und Verdienstorden des Herzogs Peter Friedrich Ludwig, Ehren-Komtur
- Piusorden, Großkomtur
- Orden der Krone von Rumänien, Kommandeur
- Albrechts-Orden, Offizier
- Verdienstorden (Waldeck), 1. Klasse
- Mecidiye-Orden, 2. Klasse
- Liakat-Medaille in Gold
Werke
- Blicke in Nordfrieslands Vergangenheit. Th. Herzbruch in Commission, Flensburg 1865 (Digitalisat der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf).
- Berthout genannt Bertouch: Ein altes Brabanter Dynasten-Geschlecht. Genealogisch-heraldische Skizze. In: Vierteljahresschrift des Vereins Herold. Bd. 3 (1875), S. 269–365.
- Burgund als Scheidewand zwischen Deutschland und Frankreich: Eine historisch-politische Frage. Bischkopff, Wiesbaden 1884.
- Das badische Fürstengeschlecht der Zähringer. Bischkopff, Wiesbaden 1884.
- Kurzgefasste Geschichte der geistlichen Genossenschaften und der daraus hervorgegangenen Ritterorden. Bechtold, Wiesbaden 1887.
- Der goldene Faden in der Geschichte des Hauses Wettin 1089–1889: Jubiläumsschrift. Bechtold, Wiesbaden 1889.
- Ahnentafel Ihrer Majestät Augusta Victoria Kaiserin und Königin des deutschen Reiches und von Preußen mit historisch-genealogischen Erläuterungen. Bechtold, Wiesbaden 1889.
- Vor vierzig Jahren: Natur und Cultur auf der nordfriesischen Insel Nordstrand. Jüngst, Weimar 1890 (Digitalisat)
- Die großen Nordischen Fluthen und deren Folgen. Dietrich, Wiesbaden 1893. (Digitalisat)
- Vorschläge zur Lösung der Arbeiterfrage. Dietrich, Wiesbaden 1893.
- Das Deutsche Reich und die Hohenzollern. Perthes, Basel 1898.
Literatur
- Thomas Klein: Leitende Beamte der allgemeinen Verwaltung in der preußischen Provinz Hessen-Nassau und in Waldeck 1867 bis 1945 (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 70), Hessische Historische Kommission Darmstadt, Historische Kommission für Hessen, Darmstadt/Marburg 1988, ISBN 3-88443-159-5, S. 322.
- Otto Renkhoff: Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten. 2. Auflage. Historische Kommission für Nassau, Wiesbaden 1992. ISBN 3-922244-90-4, S. 51, Nr. 289.
Weblinks
- Literatur von und über Ernst von Bertouch im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bertouch, Ernst Johann Albrecht von. Hessische Biografie. (Stand: 21. Juni 2022). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- ↑ Die Matrikel des Christianeums zu Altona 1738–1850. Bearbeitet von Bernd Elsner. Beiträge zur Geschichte Hamburgs. Herausgegeben vom Verein für Hamburgische Geschichte Band 54, Hamburg 1998, Nr. 1038
- ↑ Karl Ernst Laage: Theodor Storm: Neue Dokumente, neue Perspektiven. Erich Schmidt Verlag, Berlin 2007, S. 63 ff. (online).
- ↑ Karl Ernst Laage: Theodor Storm als UNtersuchungsrichter auf Nordstrand., in: Theodor Storm – Neue Dokumente, neue Perspektiven. Berlin: Schmidt 2007, ISBN 978-3-503-09807-1, S. 63–72
- ↑ Königlich Preußischer Staats-Anzeiger 1869, S. 2801
- ↑ Deutsches Geschlechterbuch 23 (1913), S. 438
- ↑ Berthout genannt Bertouch: Ein altes Brabanter Dynasten-Geschlecht. Genealogisch-heraldische Skizze. In: Vierteljahresschrift des Vereins Herold. Bd. 3 (1875), S. 269–365, hier S. 360
- ↑ Orden und ihre Reihenfolge nach Handbuch über den Königlich Preußischen Hof und Staat 1904, S. 14
- ↑ Eine etwas abweichende Liste findet sich in der Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 40 (1910), S. 219
- ↑ Johanniter-Ordensblatt: amtliche Monatschrift der Balley Brandenburg 45 (1904), S. 49