Ernst Reinhardt Verlag
| Ernst Reinhardt Verlag | |
|---|---|
| Rechtsform | GmbH & Co. KG |
| Gründung | 12. Juli 1899 |
| Sitz | München, Deutschland
Basel, Schweiz |
| Leitung | Hildegard Wehler |
| Branche | Verlag |
| Website | www.reinhardt-verlag.de |
Der Ernst Reinhardt Verlag (Eigenschreibweise: reinhardt) ist ein deutsch-schweizerischer Verlag mit Sitz in München und Basel.
Geschichte


1899 begann der Basler Buchhändler Ernst Reinhardt (1872–1937) in München mit dem Kauf der Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung Dr. Lüneburg am Maximiliansplatz 3. Ab ca. 1900 befreundete er sich mit Ricarda Huch. 1905 landete er mit dem frühen Bestseller Die sexuelle Frage von August Forel seinen ersten Erfolg. Ab 1912 wurde er Verleger der Werke von Alfred Adler.
Nach schwierigen Jahren unter dem NS-Regime und Reinhardts Tod 1937 führte sein Neffe Hermann Jungck (1904–1988) den Verlag fort. Nach dem zweiten Schließungsbefehl durch die Nazis zog der Verlag 1944 nach Basel in die Schweiz, wo 1945 die Ernst Reinhardt AG gegründet wurde. Erst nach 1948 wurde wieder zunehmend in München produziert. Der Verlag gibt wissenschaftliche Buchreihen im Bereich der Pädagogik, Psychologie, Psychotherapie und Pflege heraus. Auch Kinderbücher, Ratgeber und Sachbücher gehören zum Sortiment. Seit 1972 ist der Verlag auch Mitglied bei der Uni-Taschenbücher GmbH (UTB). 1973 löste Bruno Linne Jungck als Verlagsdirektor ab. 1978 wurde Karl Münster Verlagsleiter, seit 1998 hat Hildegard Wehler die Leitung inne.
Kritik
Alice Urbachs Enkelin, die Historikerin Karina Urbach, brachte 2020 ein Buch über die Geschichte ihrer Großmutter heraus: Das Buch Alice. Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten.[1] Von 1939 bis 1966 gab der Verlag in zahlreichen Auflagen ein Plagiat des Buches So kocht man in Wien! heraus und verkaufte auch Lizenzen dafür. Verfasst hatte es Alice Urbach 1935, nach dem »Anschluss« Österreichs an Deutschland unter den Nationalsozialisten wurde das Werk »arisiert«; Urbach verlor sämtliche Rechte daran. Nach dem Krieg bemühte sich Alice Urbach beim Verlag vergeblich, die Urheberrechte zurückzuerhalten. Der Ernst Reinhardt Verlag nannte als Autor des Buches ab 1939 »Rudolf Rösch«, einen »langjährigen Küchenmeister in Wien«, dessen Existenz fraglich ist.[2][3][4][5][6]
Ende 2020 berichtete Der Spiegel im Anschluss an ein Interview mit Karina Urbach von einer Stellungnahme des Verlags, in der dieser mitteilte, dass der Vorgang rechtlich nicht zu beanstanden wäre, heute moralisch aber nicht mehr vertretbar sei. Der Verlag bedauere die Vorfälle.[7]
Zeitschriften
- Frühförderung interdisziplinär
- körper – tanz – bewegung
- Mensch & Pferd international
- Motorik
- Psychologie in Erziehung und Unterricht
- Vierteljahresschrift für Heilpädagogik und ihre Nachbargebiete
- unsere jugend
Bücher
Literatur
- Verlagskatalog. Ernst Reinhardt, München 1930, DNB 57577195X.
- Hermann Jungck (Hrsg.): 75 Jahre Ernst-Reinhardt-Verlag, München, Basel. Ernst Reinhardt, München/Basel 1974, DNB 760103542.
- Eckart Baier: Die Situation wird schwieriger. Interview mit Hildegard Wehler, Reinhardt Verlag. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 165, 1998, Nr. 20, S. 31. DNB 1030925178 ISSN 0940-0044.
- 100 Jahre Ernst-Reinhardt-Verlag. Ernst Reinhardt, München 1999, ISBN 3-497-01500-8.
- Peter Michalzik: Solide Arbeit. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 166, 1999, Nr. 57, S. 19. DNB 1030972427, ISSN 0940-0044.
- Michael Roesler-Graichen: Gesellschaft im Blick. In: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. Band 174, 2007, Nr. 36, S. 18–20. DNB 1030981000, ISSN 0940-0044.
Weblink
Einzelnachweise
- ↑ Karina Urbach: Das Buch Alice. Wie die Nazis das Kochbuch meiner Großmutter raubten. Berlin: Propyläen, 2020, ISBN 3-549-10008-6.
- ↑ Olga Kronsteiner: Wie die Krautfleckerln aus Wien verschwanden. In: Der Standard. 29. Januar 2023, abgerufen am 21. Juli 2025.
- ↑ Thomas Gehringer: „So kocht man in Wien!“ – Mehr als Mundraub. In: Tagesspiegel. 12. Oktober 2020, abgerufen am 21. Juli 2025.
- ↑ Leonie Feuerbach: Wie die Nazis ein Kochbuch stahlen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 14. November 2020, abgerufen am 21. Juli 2025.
- ↑ Andreas Fanizadeh: Der geraubte Bestseller. In: taz. 10. Oktober 2020, abgerufen am 21. Juli 2025.
- ↑ Anna Chiara Doil: Von Nazis geraubt. arte, Oktober 2020, abgerufen am 21. Juli 2025.
- ↑ Eva-Maria Schnurr: „Aber meine jüdischen Hände auf den Fotos blieben drin“. In: Der Spiegel. 8. Oktober 2020, abgerufen am 21. Juli 2025.