Ernst Michael Lange

Ernst Michael Lange (* 14. April 1947 in Berlin) ist ein deutscher Philosoph. Er ist der älteste Sohn des Theologen Ernst Lange.[1]

Leben

Ernst Michael Lange studierte von 1966 bis 1971 Philosophie, Geschichte und Soziologie an der FU Berlin und wurde 1971 promoviert. Von 1972 bis 1979 war er Assistent am Philosophischen Seminar der Universität Heidelberg, wo 1979 die Habilitation erfolgte. Von 1980 bis 2002 war Ernst Michael Lange Privatdozent für Philosophie an der FU Berlin, seit 1990 als außerplanmäßiger Professor. Im Jahr 2002 erfolgte die Rückgabe der Venia legendi.

Schwerpunkte der Arbeit von Ernst Michael Lange sind die Philosophie Ludwig Wittgensteins, Sprachphilosophie, Anthropologie, Ethik und Politische Philosophie.

1. Langes selbstständige Philosophie beginnt mit dem online-Buch "Das verstandene Leben" von 2006 (revidiert 2016). Es ging aus einer Studie zur Klärung von Grundbegriffen des alltäglichen Verstehens und Selbstverständnisses in dem Aufsatz "Begriffe für die Zeit des Lebens" hervor.

2. Im Zuge dieser Untersuchungen zur analytischen Lebensphilosophie wurde Lange auf die zentrale Rolle des Begriffs der Person aufmerksam, mit dem sich die beiden online-Bücher "Was wir sind – Begriff und Ideen der Person" (2017) und "Wer wir sind – Person-Identität im Alltagsverstand" (2018) beschäftigen.[2]

3. Die Untersuchungen zum Personenbegriff führten schließlich zu der Aufgabe, alle Grundbegriffe des alltäglichen Verstehens zu finden und zu klären. Die erste Version davon war ein 'Abriss der Philosophie', der auch den II. Teil ('Sinnbetrachtung') der Veröffentlichung im Druck mit dem Titel "Kreffels Ruminationen"[3] bildet.

Wegen der Aufnahme von Wittgensteins Konzeption der formalen Begriffe ist Langes Position 'wittgensteinianisch'. Aber sie geht mindestens in drei Hinsichten über Wittgenstein hinaus: In der systematischen Intention; in der Betonung und ausführlichen Analyse des Personenbegriffs; und in der ausdrücklichen Bildung eines expliziten Begriffs für Sprache. (vgl. ÜberSprache überhaupt, 2024) Lange hat sich auch ausführlich kritisch mit der Sprachphilosophie von Robert Brandom beschäftigt.

Publikationen

Monographien
  • Rezeption und Revision von Themen Hegelschen Denkens im frühen Werk Hans Freyers. – Diss. Druck FU Berlin 1971 (ursprünglich Magisterarbeit im Rahmen eines Forschungsprojekts des Doktorvaters Hans-Joachim Lieber zur deutschen Philosophie und Soziologie der 20er Jahre verfasste Studie, die dann als Doktor-Dissertation angenommen wurde).
  • Das Prinzip Arbeit – Drei metakritische Kapitel über Grundbegriffe, Struktur und Darstellung der Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx. Ullstein, Berlin 1980, ISBN 3-548-35041-0.
  • Wittgenstein und Schopenhauer – Logisch-philosophische Abhandlung und Kritik des Solipsismus. Junghans, Cuxhaven 1989, ISBN 3-926848-06-5.
  • Ludwig Wittgenstein: Logisch-Philosophische Abhandlung. Ein einführender Kommentar in den Tractatus. Schöningh, Paderborn u. a. 1996, ISBN 3-506-99480-8.
  • Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen. Eine kommentierende Einführung. Schöningh, Paderborn u. a. 1998, ISBN 3-506-99499-9.
  • Kreffels Ruminationen – I. Ein Weg zum Philosophieren II. Sinnbetrachtung – Ein Abriss der Philosophie. Verrai, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-946834-82-3.
Einzelarbeiten
  • Quasiprädikate und die Verständlichkeit der Bezugnahme auf Gegenstände bei Tugendhat. In: Zeitschrift für philosophische Forschung. 34, 1980, S. 70–87.
  • Karl Marx 1818 - 1883. In: O.Höffe (Hrsg.), Klassiker der Philosophie II. C.H. Beck, München 1981, ISBN 3-406-38554-0, S. 168–186.
  • Semantik, Handlungserklärung, Sozialwissenschaft. In: Analyse und Kritik. VII, 1985, S. 44–74.
  • Übereinstimmung bei Wittgenstein. In: E. Angehrn u. a. (Hrsg.): Dialektischer Negativismus. Michael Theunissen zum 60. Geburtstag. Suhrkamp, Frankfurt a. M. 1992, ISBN 3-518-28634-X, S. 82–102.
  • Von Savignys 'Philosophische Untersuchungen' und Wittgensteins. In: Wittgenstein-Studies. 2/97.
  • Logik und Psychologie in menschlichem Verständnis – Kommentare zu Wittgenstein. In: Philosophische Rundschau. 47, 2000, S. 185–205, 279–301.
  • Begriffe für die Zeit des Lebens. In: E. Angehrn u. a. (Hrsg.): Der Sinn der Zeit. Velbrück Wiss., Weilerswist 2002, S. 112–123.
  • Zwischen Aristoteles, Heidegger und Lao Tse – Tugendhats anthropologische Bekenntnisschrift. In: prima philosophia. Bd. 17/2, Cuxhaven 2004, S. 145–188. (Kurzfassung auch in Philosophische Rundschau 51/2, 2004, S. 186–190)
  • Die Begriffe des Politischen. In: Simon Maier (Hrsg.): Von Carl Schmitt zur Kulturgeschichte der Natur. de Gruyter. Berlin/Boston 2025, S. 153–159.

Online Originale

Alle Online Originale sind veröffentlicht unter https://emilange.de/online-originale/.

  • Das verstandene Leben – Eine nachmetaphysische Lebensphilosophie. Erstausgabe 2006, revidierte Ausgabe 2016.
  • Was wir sind - Begriff der Person und personale Ideen. Erstausgabe 2017, revidierte Ausgabe 2024.
  • Wer wir sind - Personidentität im Alltagsverstand. Erstausgabe 2018, revidierte Ausgabe 2024.

Einzelnachweise

  1. Werner Simpfendörfer: Ernst Lange - Versuch eines Porträts. Berlin 1997, S. 28.
  2. emilange. Abgerufen am 10. September 2025.
  3. Ernst Michael Lange: Kreffels Ruminationen: I. Kreffel – Ein Weg zum Philosophieren // II. Sinnbetrachtung – Ein Abriss der Philosophie. 1. Auflage. Verrai-Verlag, Stuttgart 2019, ISBN 978-3-946834-82-3.