Erminia von Olfers-Batocki

Erminia v. Olfers-Batocki mit Töchterchen Hedwig auf Tharau (1916)

Paula Anna Irene Erminia von Olfers-Batocki (* 29. Juni 1876 in Rathshof bei Königsberg i. Pr.; † 14. Dezember 1954 in Bad Harzburg) war eine deutsche Gutsherrin und Schriftstellerin.[1] Bekannt war sie als ostpreußische Mundartdichterin und Hörspielautorin.[2]

Leben

Erminia Tortilovitz von Batocki war die Tochter des Gutsbesitzers Rudolf Tortilovitz von Batocki (1845–1900),[3] Herr auf Gut Tharau (Kreis Preußisch Eylau), und der Pauline von Gramatzki (1848–1914), Erbin von Tharau. Erminia verbrachte ihre Kindheit im Luisenhaus auf den Hufen (Königsberg).[4] Schon als junges Mädchen auf dem mütterlichen Gut Tharau begann sie zu schreiben.[4][5]

Am 24. Mai 1912 heiratete sie auf Gut Tharau den späteren Finanzpräsidenten Johannes (Hans) von Olfers (* 16. Februar 1878 auf Gut Metgethen; † 28. Januar 1945 auf Gut Tharau beim Einmarsch der Russen),[6] mit dem sie in Königsberg lebte. Dort leitete sie die Lokalredaktion der Ostpreußischen Hausfrau.[1] Später zog sie wieder nach Tharau. Dortiger Besitzer war ihr Bruder Manfred Tortilowicz von Batocki, Rittmeister d. R. a. D. Die Familie ließ das 1.088 ha große Gut durch den Verwalter Hr. Dyck leiten. Zum Gutsareal Tharau gehörten das Vorwerk Augustenhof, Braxeinshof, Luisenhof und Waldhaus Gröbensbruch.[7]

Erminia und Hans hatten eine Tochter, Hedwig, geboren 1913 in Thorn, verstorben 1987 in München, Erbin von Gut Tharau, verheiratet mit dem Schriftleiter Erich Lölhöffel von Löwensprung (1894–1971), Dr. rer. pol., vormals Major.

Sie schrieb Gedichte in natangischem Platt und verfasste Märchen, Laienspiele und ländliche Geschichten.[8] Mit Agnes Miegel verstand sie sich gut. Am bekanntesten wurde ihr großes Selbstzeugnis Das Taubenhaus. Die Familiengeschichte spielt von 1762 bis 1862 in Königsberg. Darin beschreibt sie auch das Fest, das die Pappenheimer, Lithauer und Masuren 1832 auf dem Galtgarben feierten. Einige Romanfiguren waren tatsächlich Pappenheimer. Wie genau sie unterrichtet war, zeigt sich auch an der Erwähnung der „Drengfurtia“.[9] Ihr literarisches Werk ging größtenteils auf der Flucht und Vertreibung Deutscher aus Mittel- und Osteuropa 1945 bis 1950 verloren. Die Ostpreußischen Dorfgeschichten weisen sie als naturverbundene und sprachbegabte Schriftstellerin aus.[4]

Über ihre Flucht schrieb sie ein Tagebuch. Als Erminia von Olfers-Batocki mit 78 Jahren gestorben war, setzte ihre Tochter Hedwig von Lölhöffel (1913–1986) ihr Werk fort.[10] Das Taubenhaus erschien in 2. Auflage 1986 in Würzburg.

Siehe auch

Erminia in ihrem letzten Lebensjahr

Literatur

  • Königliches Herolds-Amt (Hrsg.), Marcelli Janecki: Handbuch des Preußischen Adels. Band 1, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1892, S. 575.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Briefadeligen Häuser. 1919. Dreizehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1918, S. 904.
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. Alter Adel und Briefadel. 1922. Sechzehnter Jahrgang, Justus Perthes, Gotha 1921, S. 646.
  • Kürschners Deutscher Literatur-Kalender. 1952. Zweiundfünfzigster Jahrgang, Hrsg. Friedrich Bertkau, W. de Gruyter, Berlin 1952.
  • Walter von Hueck. Et al.: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1989. Band XVIII, Band 95 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1989, ISBN 3-7980-0700-4, S. 487. (v. Batocki).
  • Walter von Hueck, Klaus Freiherr von Andrian-Werburg, Friedrich Wilhelm Euler, Silve-Maria von Hueck, Detlev Schwennicke: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser. B (Briefadel). 1990. Band XIX, Band 99 der Gesamtreihe GHdA, Hrsg. Deutsches Adelsarchiv, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1990, S. 352–353.

Einzelnachweise

  1. a b Erminia von Olfers-Batocki in der Datenbank Die niederdeutsche Literatur.
  2. Gudrun Wedel: Autobiographien von Frauen. Ein Lexikon. Böhlau Verlag, Köln/Weimar/Wien 2010, ISBN 978-3-412-20585-0.
  3. Familien-Nachrichten, In: Ad. M. Hildebrandt: Der Deutsche Herold. Zeitschrift für Wappen-, Siegel- und Familienkunde. XXXI. Jahrgang, Nr. 9, Hrsg. Herold (Verein), Druck Julius Sittenfeld / Carl Heymanns Verlag, Selbstverlag Verein, Berlin September 1900, S. 161.
  4. a b c Robert Albinus: Königsberg Lexikon. Würzburg 2002. ISBN 3-88189-441-1.
  5. Manfred Höhne: Geschichte von Dorf und Gut Tharau. In: Ostpreussen.net. Abgerufen am 18. April 2018.
  6. Matthias Graf von Schmettow (Hrsg.): Gedenkbuch des deutschen Adels. (Hauptband). In: Aus dem Deutschen Adelsarchiv. Band 3, C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1968, S. 237.
  7. Hans Wehner: Landwirtschaftliches Adreßbuch der Domänen, Rittergüter, Güter und Höfe in der Provinz Ostpreußen. [1932]. In: Niekammer`s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher. Band III, 5. Auflage, Selbstverlag der Niekammer`s Güter-Adressbüchern GmbH, Leipzig 1932, S. 373. Elbinger Stadtbibliothek PDF, In: GenWiki / Hrsg. CompGen Berlin. Reprint: ISBN 978-3-88372-345-7.
  8. Erminia von Olfers-Batocki. Arbeitsgemeinschaft der Memellandkreise, archiviert vom Original am 12. April 2013; abgerufen am 18. April 2018.
  9. Hans Lippold: Masovia im Taubenhaus. Zeitung der Altmärker-Masuren. 44, (1969), 1969, S. 873.
  10. Plattdeutsch gepflegt: Vor 125 Jahren wurde Erminia v. Olfers geboren. In: Ostpreußenblatt. (Preußische Allgemeine. Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung). 30. Juni 2001, Stand 11. Juli 2025.