Erik Ahrens

Erik Ahrens (* 1994) ist ein ehemaliger rechtsextremer Influencer[1] und Aktivist.[2] Seit September 2025 behauptet er, aus der rechtsextremen Szene ausgestiegen zu sein.[3] Zuvor wurde er zeitweise als „Kopf“ der TikTok-Offensive der AfD[4] gesehen und hat die Social-Media-Strategie der AfD mit aufgebaut.[5] Schlagzeilen machte er besonders mit seinen Aussagen zur Rassentheorie, Sympathie zur SS und dem öffentlich geäußerten Wunsch, der nächste „Führer“ von Deutschland werden zu wollen.[6][7][8]

Leben und Wirken

Ahrens, der einen griechischen Großelternteil hat,[9] studierte an der Goethe-Universität in Frankfurt am Main Englisch und Spanisch auf Lehramt.[10] Nachdem er zuerst in einer politisch linksgerichteten Gruppierung aktiv gewesen war, brachte er sich später in politisch rechten Organisationen ein und gründete selbst die sogenannte GegenUni[11][12], welche vom Stern als „rechtsextremes Propagandainstitut“ bezeichnet wurde. Ahrens betrieb außerdem das rechte Online-Magazin „Konflikt“.[10] Er soll eine zentrale Rolle in der „rassenkundlichenHuman Diversity Foundation (HDF) eingenommen haben[13] und war an dem Aufbau der Plattform Blitzwissen beteiligt, die Kurzzusammenfassungen rechter und rechtsextremer Literatur vertreibt.[14]

In der Zeit bis 2024 wurde Ahrens vor allem als Berater der AfD und speziell von Maximilian Krah bekannt. Erik Ahrens gilt im rechten Umfeld als Experte für soziale Medien, vor allem für TikTok. Seine Strategien hängen maßgeblich mit dem Erfolg der AfD in den sozialen Netzwerken zusammen, von ihm mitentwickelte Videos erhielten teilweise Millionenaufrufe.[15] Ahrens war auch beim Treffen von Rechtsextremisten in Potsdam im Jahr 2023 anwesend.[16][5]

Ab November 2023 wurde Ahrens in eine verdeckte Recherche verwickelt, die im Oktober 2024 öffentlich gemacht wurde. In einem geheim aufgenommenen Video erklärte er während eines Treffens in Athen, dass er plane, eine populistische Bewegung in Deutschland anzuführen, ähnlich wie Donald Trump in den USA. Ahrens zeigte dabei Sympathien für faschistische Ideologien und verglich seine geplante Eliteorganisation mit der SS. Die Undercover-Aktion, die von der Organisation Hope Not Hate und mehreren Medien, darunter Der Standard und Der Spiegel, durchgeführt wurde, deckte auf, dass Ahrens Verbindungen zu rechtsextremen und eugenischen Netzwerken in Europa und den USA pflegt. Zudem soll er finanzielle Unterstützung von einem US-Multimillionär erhalten haben.[17][18]

Konflikte mit Vertretern der Neuen Rechten und Ausstieg aus der rechtsextremen Szene

Ahrens befindet sich mit zahlreichen Vertretern der Neuen Rechten in Konflikt. Die AfD beendete im Laufe des Jahres 2024 ihre Zusammenarbeit mit ihm und wesentliche Akteure der Neuen Rechten wie Martin Sellner und Götz Kubitschek gingen zu ihm auf Distanz. Bei Kubitscheks Verlag Antaios, in dem er 2021 ein Buch veröffentlicht hatte, soll er Hausverbot haben. Hintergrund dieser Entwicklung sollen seine öffentlich geäußerten und immer fanatischeren Thesen, speziell zur Rassenlehre, sein. Die AfD distanzierte sich auch von Ahrens, als dieser zugab, unpolitische Videos von tanzenden jungen Frauen zur AfD-Wahlwerbung umgeschnitten und neu hochgeladen zu haben. Ahrens soll seither an dem Aufbau eines eigenen internationalen „Rassisten-Netzwerks“ arbeiten, in dem er sich als Führer sieht.[19]

Anfang Februar 2025 behauptete Ahrens in einem Video auf seinem YouTube-Kanal, dass Kubitschek und der orthodoxe Abt Johannes (bürgerlich: Johannes Pfeiffer) vom Dreifaltigkeitskloster in Buchhagen versucht hätten, ihn unter ihre Kontrolle zu bringen und letzterer einen „deindustrialisierten mitteldeutschen […], im besten Fall feudal[en]Agrarstaat anstrebe.[20] Der Abt kritisierte seinerseits Ahrens; er habe diesen als sehr „antichristlich“ erlebt.[21]

Auch drohte Ahrens Kubitschek damit, weitere private Informationen über diesen zu veröffentlichen, falls er gegen ihn vorgehen solle.[20] Teile seiner Aussagen über Kubitscheks Verbindung zu Pfeiffers Deutschem Orthodoxen Dreifaltigkeitskloster Buchhagen wurden wenige Wochen später in einer Reportage des Spiegels thematisiert.[22]

Anders als viele andere deutsche Rechte positioniert sich Ahrens beim Russisch-Ukrainischen Krieg entschieden gegen Russland. Den Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer bezeichnet er (wegen dessen prorussischen Positionen) als „Volksverräter“.[23] Auch mit dem früher von ihm unterstützten Maximilian Krah steht er seit Ende März 2025 in Konflikt.[23]

Im August 2025 gab Ahrens eine notariell beglaubigte eidesstattliche Versicherung zur Vorlage vor Gericht ab, in der er die Berichterstattung von Correctiv über das Potsdamer Treffen im November 2023 und die dort gefassten Vertreibungspläne bestätigte. Im Zusammenhang mit der Veröffentlichung dieser Erklärung machte er auch seinen Ausstieg aus der rechtsextremen Szene öffentlich.[24]

Rezeption

Auch in Medien außerhalb Deutschlands, wie in The Irish Times, wurde Ahrens als „Guru“ wahrgenommen, der der Alternative für Deutschland zeigte, wie man soziale Medien nutzt, um Stimmen zu gewinnen und junge Menschen zu beeinflussen. Sie führten den Erfolg der rechtsextremen Partei bei den jüngsten deutschen Landtagswahlen auch auf ihre Social-Media-Strategie zurück, die Ahrens maßgeblich beeinflusst habe. Seine größte Errungenschaft in den zwei Jahren seit 2022 sei es gewesen, „die Sichtbarkeit der AfD unter jungen Wählern mit schnellen, provokativen und emotionalen TikTok-Inhalten zu steigern“.[25]

Schriften

  • mit Bruno Wolters: Postliberal. Ein Entwurf (= Kaplaken. Band 74). Verlag Antaios, Schnellroda 2021, ISBN 978-3-949041-74-7.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Reinhard Bingener, Friederike Haupt: Ärger im Paradies. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. Nr. 78, 3. April 2024, S. 3 (faz.net).
  2. Livia Gerster: Die germanische Vollzeitmutter. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Nr. 19, 12. Mai 2024, S. 1 (faz.net).
  3. Fabian Schmid, Colette M. Schmidt: Ex-Neonazi packt über Potsdam-Treffen aus: Remigration laufe auf "ethnische Säuberung" hinaus. In: Der Standard (online), 10. September 2025.
  4. Thomas Bürger: Über Bibliotheken als Werkstätten der Demokratie. Ein Interview von Claudia Lux mit Thomas Bürger (Sächsische Bibliotheksgesellschaft e. V. – SäBiG) zu Fragen zivilgesellschaftlichen Engagements und der Neutralität von Bibliotheken. In: Bibliothek: Forschung und Praxis. Band 48, Nr. 2, 2024, S. 221–224, doi:10.1515/bfp-2024-0026.
  5. a b Vom TikTok-Trend zum Feindbild. 23. August 2024, abgerufen am 24. September 2024.
  6. Rechtsextremes Treffen – Geleakte Videos enthüllen «Führer»-Fantasien von AfD-Influencer. Abgerufen am 4. August 2025.
  7. Hitlers SS als Vorbild: Undercover-Videos enthüllen Pläne von AfD-nahem Influencer. Abgerufen am 4. August 2025.
  8. AfD-naher Rechtsextremist: Der Mann, der Deutschlands nächster Führer werden will. 16. Oktober 2024, abgerufen am 4. August 2025.
  9. Erik Ahrens: Der brutale Absturz des neurechten Shootingstars hat Gründe. In: Die Welt (welt.de). Abgerufen am 22. Januar 2025.
  10. a b Rechtsextreme kapern Tiktok für AfD-Propaganda. 14. März 2024, abgerufen am 23. September 2024.
  11. Sie nennen es Uni Seite 3/4: Die Strippenzieher der Gegen-Uni. zeit.de
  12. „Ich bin froh darüber, wie die Dinge sich entwickelt haben“. Freilich
  13. Harry Shukman, Patrik Hermansson: Race Science Inc. Undercover in The Human Diversity Foundation, the million-dollar race science company. In: Hope not Hate. 16. Oktober 2024, abgerufen am 17. Oktober 2024 (englisch).
  14. Laurin Lorenz, Fabian Schmid: Erik Ahrens’ Plan einer rassistischen Internationale und wer ihm dabei half. In: Der Standard. 18. Oktober 2024, abgerufen am 8. April 2025.
  15. Matern von Boeselager: (S+) AfD-TikToker Erik Ahrens: »Sie sitzen hier mit jemandem auf der Ebene von Steve Bannon«. In: Der Spiegel. 8. Juni 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 22. Januar 2025]).
  16. Christian Fuchs, Martín Steinhagen, Fritz Zimmermann: Landhaus Adlon: Weiterer Rechtsextremist bei Potsdamer Treffen. In: Die Zeit. 12. April 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 23. September 2024]).
  17. Ann-Katrin Müller, Bastian Obermayer, Wolf Wiedmann-Schmidt: Erik Ahrens: Aufnahmen enthüllen rassistisches Netzwerk, AfD-Influencer involviert. In: Der Spiegel. 16. Oktober 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 17. Oktober 2024]).
  18. Laurin Lorenz, Bastian Obermayer, Fabian Schmid, Colette M. Schmidt: Hitlers SS als Vorbild: Undercover-Videos enthüllen Pläne von AfD-nahem Influencer. In: derstandard.de. 16. Oktober 2024, abgerufen am 30. Oktober 2024.
  19. Erik Ahrens: Der brutale Absturz des neurechten Shootingstars hat Gründe. In: Die Welt (welt.de). Abgerufen am 22. Januar 2025.
  20. a b Sebastian Leber: Erik Ahrens droht Götz Kubitschek, Tagesspiegel, 6. Februar 2025.
  21. Rechtsextreme im Dreifaltigkeitskloster Buchhagen: Der Abt heißt Götz Kubitschek willkommen. In: Der Tagesspiegel Online. ISSN 1865-2263 (tagesspiegel.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  22. Pilgerort für Rechtsextreme – Kubitscheks Denkfabrik | Spiegel TV, YouTube, 26. Februar 2025.
  23. a b Tom Kollmar, Vivian Micks: Die AfD wird ihr Krah-Problem nicht los. n-tv.de, 1. April 2025.
  24. Marcus Bensmann, Jean Peters: Teilnehmer an Potsdam-Treffen versichert: „Remigration“ von Staatsbürgern wurde geplant. In: Correctiv, 10. September 2025 (inkl. PDF).
  25. Derek Scally: The guru showing Alternative for Germany how to use social media to win votes and influence young people. The Irish Times, 3. September 2024.