Erich Kempinski

Erich Kempinski (* 16. Januar 1888 in Graudenz, Provinz Westpreußen; † unbekannt) war ein deutscher Bauingenieur und Zionist, der in den 1930er-Jahren nach Palästina emigrierte. Mit seiner Ehefrau Ilse Kempinski war er Teil der deutsch-jüdischen Emigration während der Zeit des Nationalsozialismus.

Leben und Werk

Erich Kempinski wurde 1888 in Graudenz (heute Grudziądz, Polen) geboren. Er war der Sohn des Ingenieurs Georg Kempinski und dessen Frau Elise, geborene Wichel, die beide aus Kolmar in der Provinz Posen stammten. Im Juli 1920 heirateten er Ilse Deutschmann (* 1895 in Landsberg an der Warthe, Provinz Brandenburg; † unbekannt) in Berlin. Sie war die Tochter des Kaufmanns Simon Deutschmann und seiner Ehefrau Rosalie, geborene Cohn. Die Familie zog später in den Berliner Stadtteil Charlottenburg.[1] Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

Erich Kempinski arbeitete nach seinem Studium als Bauingenieur in Berlin. Er war mehrere Jahre technischer Leiter eines großen Bauunternehmens, für das er die Errichtung zahlreicher Großbauprojekt leitete. Zu diesen Projekten gehörten Lichtspieltheater, Brücken, Schleusen, Fabriken und Wohnsiedlungen. Seine Spezialisierung auf die Anwendung von Stahlbeton führte ihn auch nach Saloniki als Organisator und Berater der griechischen Regierung beim Bau von 15.000 Siedlungshäusern.[2]

Erich Kempsinski war bereits seit 1916 in der zionistischen Bewegung aktiv. Im Spätsommer 1933 emigrierte die Familie Kempinski dann über Frankreich nach Palästina. Zunächst lebten sie in Tel Aviv wo Erich in Zusammenarbeit mit dem Verband deutscher Siedler und der deutschen Abteilung der Jewish Agency in Tel Aviv Kurse für deutsche Einwanderer organisierte, in denen der praktische Umgang mit Stahlbeton vermittelt wurde. Die Schulungen umfassten u. a. Eisenbiegen, Schalungsbau und Betonmischen und ermöglichten es zahlreichen deutschen Einwanderern, in Palästina eine Anstellung im Bauwesen zu finden.[2]

In Palästina errichtete Kempinski unter anderem die „Assis“-Fabrik in Ramat Gan sowie die Siedlung „Gan Herzl“ in der Nähe von Rishon LeZion.

Ab 1934 ging er eine langjährige Partnerschaft mit dem berühmten Architekten Erich Mendelsohn ein, in dessen Jerusalemer Büro er ab 1935 als Büroleiter und Ingenieur angestellt war. Kurz darauf zog die Familie nach Jerusalem, wo sie ab Mitte 1936 dauerhaft lebte. In dieser Zeit konnte Kempinski seine Fähigkeiten als Organisator und Techniker bei bedeutenden Bauprojekten unter Beweis stellen, darunter das Hadassah Medical Center in Jerusalem und das neue Regierungskrankenhaus in Haifa. Seine Vorstellungen zur Organisation im Bauwesen fanden ihren besten Ausdruck in Yajour, wo er maßgeblich an der Ausbildung von Lehrlingen im Bauwesen beteiligt war.

Die Korrespondenz der Familie aus dieser Zeit dokumentiert den Alltag der Emigranten, ihre beruflichen Aktivitäten sowie die enge Verbindung zur in Berlin verbliebenen Familie. Zu Erich Kempinskis 50. Geburtstag im Januar 1938 wurde in Jerusalem eine Feier veranstaltet, an der auch Erich Mendelsohn teilnahm, sowie ein Artikel in der Palestine Post veröffentlicht.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Institute for Jewish Research, Erich Kempinski. Abgerufen am 3. September 2025.
  2. a b ⁨The Palestine Post⁩ | 16 January 1938 | Newspapers | The National Library of Israel. Abgerufen am 3. September 2025 (englisch).