Erdbeben in Afghanistan 2025

Erdbeben in Afghanistan 2025

Koordinaten 34° 31′ 8″ N, 70° 44′ 2″ O
Datum 31. August 2025
Uhrzeit 23:47
Stärke 6,0 
Tiefe 8 km
Epizentrum Caperi
Land Afghanistan
Tote 2200+
Verletzte ~3600

Das Erdbeben in Afghanistan 2025 ereignete sich am 31. August 2025 um 23:47 Uhr AFT (21:17 Uhr MESZ). Das Erdbeben der Stärke 6,0 betraf die Provinzen Nangarhar und Kunar in Afghanistan nahe der Grenze zu Pakistan. Mehr als 2200 Menschen kamen ums Leben, rund 3600 weitere wurden verletzt.[1]

Tektonische Lage

Ein Großteil Afghanistans liegt in einer ausgedehnten Zone kontinentaler Deformation innerhalb der Eurasischen Platte. Die seismische Aktivität des Landes wird im Westen durch die Subduktion der Arabischen Platte und im Osten durch die schräge Subduktion der Indischen Platte beeinflusst. Die Subduktionsrate der Indischen Platte entlang der kontinentalen Kollisionsgrenze wird auf mindestens 39 mm pro Jahr geschätzt. Die dadurch verursachte Transpression führt in der oberen Erdkruste zu einer hohen Erdbebenaktivität. Seismische Ereignisse sind in Afghanistan bis in Tiefen von etwa 300 km nachweisbar, was auf die Subduktion der Platten zurückzuführen ist. Die unter dem Hindukusch auftretenden Beben entstehen durch Bewegungen an Störungszonen, die die Ablösung der subduzierten Kruste aufnehmen.[2]

In der oberen Erdkruste stellt die Chaman-Verwerfung eine bedeutende Transformstörung dar, die mit großen flachen Erdbeben verbunden ist und die transpressionale Grenze zwischen der Eurasischen und der Indischen Platte bildet. Diese Zone umfasst eine Reihe seismisch aktiver Überschiebungs- und Blattverschiebungsstörungen. Aufgrund ihrer Häufigkeit und der hohen Deformationsraten treten Erdbeben in dieser Region überwiegend mit Blattverschiebungs-Mechanismus auf.[3]

Erdbeben

Das Epizentrum des Erdbebens lag im Distrikt Kuz Kunar in der Provinz Nangarhar, nahe der Grenze zum Distrikt Nurgal in der Provinz Kunar, 27 km ostnordöstlich der Stadt Dschalalabad und 25 km westlich der Grenze zur Provinz Khyber Pakhtunkhwa in Pakistan.[3] Das Hypozentrum befand sich 8 km unter der Erdoberfläche und die maximale modifizierte Mercalli-Intensität betrug VII–VIII (Sehr stark – Schwer) im Epizentrum, VI (Stark) in Jalalabad und IV (Leicht) in Kabul und der pakistanischen Stadt Peschawar.[4] Auch in Islamabad, Lahore und Teilen Indiens, darunter Delhi, waren Erschütterungen zu spüren. Mindestens 13 Nachbeben wurden Berichten zufolge gespürt, darunter ein Beben der Stärke 4,5 mb um 23:33 MESZ und zwei der Stärke 5,2 mb um 23:33 und 01:46 MESZ.[5][6]

Am 5. September ereigneten sich nochmals zwei starke Nachbeben der Höhe 6,2 mb und 5,4 mb. Das Epizentrum lag erneut in Dschalalabad. Weitere Menschen wurden verletzt. Die Erschütterungen seien in acht Provinzen im Osten des Landes sowie in Indien und Pakistan zu spüren gewesen.[7]

Hilfsmaßnahmen

Stunden nach dem Erdbeben sagte Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid, dass lokale Beamte und Freiwillige Rettungsaktionen durchgeführt und in den betroffenen Gebieten Hilfe geleistet hätten. Aufgrund begrenzter Ressourcen baten die Taliban auch internationale Hilfsorganisationen um Unterstützung.[8][9] Viele Freiwillige in der Provinz Nangarhar suchten Krankenhäuser auf, um verletzten Opfern Blut zu spenden. Vier Hubschrauber mit medizinischem Personal trafen im Distrikt Nurgal ein. Die Vereinten Nationen schickten Hilfsteams in die betroffenen Gebiete.[10] Mehrere Opfer wurden in das Regionalkrankenhaus Nangarhar geflogen. Mindestens 40 Flüge wurden durchgeführt. Der iranische Außenminister Abbas Araghtschi bot humanitäre Hilfe an, darunter medizinische Hilfsgüter aus dem Land.[11]

Einzelnachweise

  1. Mohammed Yunus Yawar, Sayed Hassib, Charlotte Greenfield: Afghanistan earthquake death toll tops 2,200, survivors face aid crunch. In: Reuters. 4. September 2025, abgerufen am 4. September 2025 (englisch).
  2. Sofia-Katerina Kufner, Najibullah Kakar, Maximiliano Bezada, Wasja Bloch, Sabrina Metzger, Xiaohui Yuan, James Mechie, Lothar Ratschbacher, Shokhruhk Murodkulov, Zhiguo Deng, Bernd Schurr: The Hindu Kush slab break-off as revealed by deep structure and crustal deformation. In: Nature Communications. Band 12, Nr. 1, 16. März 2021, ISSN 2041-1723, S. 1685, doi:10.1038/s41467-021-21760-w, PMID 33727553, PMC 7966371 (freier Volltext) – (nih.gov [abgerufen am 1. September 2025]).
  3. a b Zakeria Shnizai: Mapping of active and presumed active faults in Afghanistan by interpretation of 1-arcsecond SRTM anaglyph images. In: Journal of Seismology. Band 24, Nr. 6, 1. Dezember 2020, ISSN 1573-157X, S. 1131–1157, doi:10.1007/s10950-020-09933-4.
  4. Carlos Robles: At least 9 killed after 6.0 earthquake strikes northeastern Afghanistan. In: BNO News. 31. August 2025, abgerufen am 1. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  5. M 5.2 - 39 km NE of Jalālābād, Afghanistan. Abgerufen am 1. September 2025.
  6. M 4.5 - 10 km N of Bāsawul, Afghanistan. Abgerufen am 1. September 2025.
  7. tagesschau.de - Erdbeben in Afghanistan · Starke Nachbeben (5. September 2025)
  8. deutschlandfunk.de: Schweres Erdbeben in Afghanistan - Hilfsorganisationen schicken Nahrungsmittel und Rettungsteams. 1. September 2025, abgerufen am 1. September 2025.
  9. توازن: طالبان: زلزله ځپلو سیمو ته د ژغورنې ټیمونه په لاره دي. In: توازن. 31. August 2025, abgerufen am 1. September 2025 (persisch).
  10. Siyar Sirat: UN says aid teams arrive in quake-hit areas of eastern Afghanistan. In: Amu TV. 1. September 2025, abgerufen am 1. September 2025 (amerikanisches Englisch).
  11. Sohrab Sarwari: Afghanistan quake: Death toll reaches 812, over 2,800 injured. 1. September 2025 (englisch, pajhwok.com [abgerufen am 1. September 2025]).