Erasmus Seidel

Erasmus Seidel (* 29. November 1594 in Treuenbrietzen; † 30. März 1655 in Berlin) war ein deutscher Jurist und Staatsmann in brandenburgischen Diensten.
Leben
Erasmus war der jüngste von sechs Söhnen des Treuenbrietzener Bürgermeisters Friederich von Seidel (1554–1599) und dessen Ehefrau Dorothea Thamm. Als er vier Jahre alt war, starb seinen Vater an der Pest; bald darauf erlagen auch seine Mutter und eine Schwester der Seuche. Ein Vetter aus Zerbst nahm ihn auf. Seidel besuchte die Schule in Zerbst und das Joachimsthalsche Gymnasium in Berlin und studierte ab 1616 Jura an der Universität Wittenberg.
1620 Jahre später ging er nach Berlin als juristischer Berater (Ratssyndikus). Am 19. Dezember 1627 erwählte ihn der Berliner Rat zum Oberbürgermeister von Berlin; am 2. Januar 1628 übernahm er mit Ablegung seines Bürgermeistereides diese Funktion, die er bis zum Jahr 1629 ausübte. Möglicherweise auf eigenen Wunsch wurde er 1630 von diesem Amt wieder entbunden. 1635 endete seine Arbeit als Ratssyndikus. 1636 bestellte ihn Kurfürst Georg Wilhelm zum Hof-Kammergerichtsrat und Kriegsrat, 1638 zum Geheimen Staatsrat. Nachdem der Dreißigjährige Krieg 1648 mit dem Westfälischen Frieden beendet worden war, begleitete Seidel den Kurfürsten nach Prag, um dort an der Ständeversammlung am kaiserlichen Hof teilzunehmen. Kaiser Ferdinand III. selbst würdigte Erasmus Seidel einiger persönlicher Gespräche und trug ihm die Erhöhung in den Freiherrenstand an. Das wollte Erasmus Seidel aber nicht annehmen – wohl aber die schriftliche Bestätigung seiner adligen Herkunft, die der Kaiser und der Kurfürst von Mainz Johann Philipp von Schönborn mit ihren Unterschriften bezeugten.[1] 1655 verfasste er für den Kurfürsten eine grundlegende Schrift zum Jülicher Erbfolgestreit. An diesem langwierigen Thema hatte er bereits 1638 zusammen mit dem späteren Schwiegervater seines Sohnes Martin Friedrich, dem Vizekanzler Andreas von Kohl, gearbeitet.[2]
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Er wurde in seinem Erbbegräbnis in der Berliner Nikolaikirche beigesetzt. Zu seinem Gedächtnis wurde dort ein Monument aus rotem Marmor mit Bildnis und Wappen angebracht.
Erasmus Seidel war verheiratet mit Magdalena Pasche, einer Tochter des Bürgermeisters Martin Pasche, eines Vetters der Magdalena von Brandenburg, Gräfin zu Arneburg (* 1558). Diese, zuerst mit einem Grafen von Eberstein verlobt, wurde schließlich an den Hofrenteisekretär Andreas Kohl († 1605) verheiratet und verstarb 1610 kinderlos. In ihrem Testament bedachte Magdalena Kohl, geb. von Brandenburg, vor allem die Familie Pasche, die Familie ihrer Tante mütterlicherseits. Dabei verzichtete sie auf das von ihrem Ehemann hinterlassene Vermögen zugunsten von dessen Familie, der Familie Kohl.[3] Der älteste Sohn Martin Friedrich (1621–1693) war einer der frühesten Historiker Brandenburgs und mit einer Tochter des Vizekanzlers Andreas von Kohl verheiratet.
Literatur
- George Gottfried Küster (Hrsg.): Martin Friedrich Seidels Bilder-Sammlung. Berlin 1751, S. 67–71 (Digitalisat)
- Heinrich Pröhle: Seidel. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 33, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 623 (Familienartikel).
Weblinks
- Erasmus Seidel auf der Website des Luisenstädtischen Bildungsvereins.
Einzelnachweise
- ↑ An der Spitze Berlins. In: berlingeschichte.de. Edition Luisenstadt, 1998, abgerufen am 29. August 2025.
- ↑ Friedrich Ludwig Joseph Fischbach: Historische politisch-geographisch-statistisch und militärische Beyträge, Band 2, Berlin 1783, S. 517.
- ↑ Andreas Tacke: Wir wollen der Liebe Raum geben, 2006, S. 22 f.