Epanchoir



Das Epanchoir (französisch s’épancher für „sich ergießen“) ist ein Wasserbauwerk im Dreikönigenviertel in Neuss, das Obererft und Nordkanal verknüpft und dazu dienen sollte, den Wasserstand im Kanal, der den Rhein mit Antwerpen verbinden sollte, zu regulieren. Zusammen mit einem weiteren Epanchoir für die Niers sollte das Werk den Wasserverlust des Kanals, der durch Schleusungen, Versickerung, Verdunstung und Entnahme eintrat, ausgleichen.
Napoleon Bonaparte ließ es 1809 erbauen. Federführend war der Chefingenieur Aimable Hageau.[2] Das Wehr zur Neusser Seite verfügte über zwei Überläufe (Bär oder Batardeau) an den Seiten und einen Schacht in der Mittte, der laut Hageaus Planung mit zwei verstellbaren Schütztafeln aus Schmiede-Eisen versehen war. In preußischer Zeit erfolgte der Umbau mit vier Schütztafeln.
Mit den Schützen war es möglich, die zusätzliche Wasserabgabe in den Mühlengraben zu steuern, während die Überläufe für den geplanten konstanten Wasserpegel von 2,6 m des Kanals sorgten. Die beiden rheinseitig geplanten Schleusen wurden nicht gebaut.
Das Bauwerk kam jedoch nicht wie geplant zum Einsatz, da die Niederlande 1810 von Frankreich annektiert wurden und somit auch die holländischen Seehäfen Rotterdam und Amsterdam. Das Kanalprojekt wurde daraufhin nicht weiter verfolgt und die Bauarbeiten eingestellt.
Im Epanchoir gab es auch eine Badeanstalt, die zum so genannten „Gütchen“ gehörte und 1848 von allen Neusser Ärzten empfohlen wurde. 1858 kauften die Neusser Augustinerinnen das Gütchen und damit auch die Badeanstalt.[3]
Große Teile der Anlage wurden später überbaut. Zum 200-jährigen Jubiläum des Bauwerks im Jahr 2009 beschloss die Stadt, das Bauwerk zu sanieren.[4] Die aufwändigen Sanierungsarbeiten konnten 2016 abgeschlossen werden.[2][5][6]
Siehe auch
- Liste der Baudenkmäler in Neuss (1/400–1/499), Nr. 1/469
- Hageau, Aimable: Atlas pour servir à l' intelligence de la description du canal de jonction de la Meuse au Rhin projeté et exécuté par A. Hageau, inpecteur divisionnaire au Corps Royal des Ponts et Chaussées; Paris, chez l'Auteur (1819) - Plan XIV.
Weblinks
- Internetseite der Freunde & Förderer des historischen Nordkanals in Neuss e. V. – Das Epanchoir in Neuss
- Epanchoir – Rekonstruktion des napoleonischen Wasser-Kreuzungsbauwerkes. (PDF; 1,14 MB) Stadt Neuss, Amt für Pressearbeit und Neue Medien, 1. Oktober 2014, S. 4, abgerufen am 26. August 2016.
Einzelnachweise
- ↑ Nach Hans Scheller: Der Nordkanal zwischen Neuss und Venlo. Neuss 1980, ISBN 3922980-06-6, Abb. 54
- ↑ a b Das Epanchoir des Nordkanals in Neuss: Napoleons Erbe. monumente-online.de (Magazin der Deutschen Stiftung Denkmalschutz)
- ↑ Karl Kreiner: "Festschrift zur Hundertjahrfeier des St.-Josef-Krankenhauses in Neuß" enthalten in "Geschichte der Neusser Augustinerinnen" Band 1. In: St. Augustinus-Kliniken gGmbH (Hrsg.): Geschichte der Neusser Augustinerinnen. 1. Neuauflage (nach 1958) Auflage. Band, Nr. 1. Neuss 2010, ISBN 978-3-00-031904-4, S. 15 ff.
- ↑ Julia Greipl: Glück für das Epanchoir in Neuss, In: Monumente, Ausgabe 2/2020, S. 60
- ↑ Ellen Schröder: Überraschungsfund am Epanchoir. Westdeutsche Zeitung, 12. Juni 2014, abgerufen am 26. August 2016.
- ↑ Andreas Buchbauer, Tim Harpers: Warten aufs Wasser. Neuß-Grevenbroicher Zeitung, 24. August 2016, abgerufen am 26. August 2016.
Koordinaten: 51° 11′ 28,2″ N, 6° 41′ 58,2″ O