Eosphorit

Eosphorit
Bräunlicher Eosphorit aus Taquaral, Jequitinhonha-Tal, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 4,5 cm × 2,8 cm × 2,4 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Eos[1]

Chemische Formel Mn2+Al[(OH)2|PO4]·H2O
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/D.07
VII/D.14-020

8.DD.20
42.07.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m2/m2/m[2]
Raumgruppe Cmce[3] (Nr. 64)Vorlage:Raumgruppe/64[4]
Gitterparameter a = 6,9263 Å; b = 10,4356 Å; c = 13,5234 Å[4]
Formeleinheiten Z = 8[4]
Zwillingsbildung nach {100} und {001}[5]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,06 bis 3,08; berechnet: 3,04[5]
Spaltbarkeit undeutlich nach {100}[5]
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig[5]
Farbe farblos, weiß, rosa, bräunlich (auch grünlich[6])
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,628 bis 1,644[7]
nβ = 1,648 bis 1,673[7]
nγ = 1,657 bis 1,679[7]
Doppelbrechung δ = 0,029 bis 0,035[7]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = gemessen: 45 bis 50°; berechnet: 54 bis 66°[7]
Pleochroismus sichtbar: x = gelb, y = rosa, z = hellrosa bis farblos[7]

Eosphorit ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der idealisierten chemischen Zusammensetzung Mn2+Al[(OH)2|PO4]·H2O[4], ist also ein wasserhaltiges Mangan-Aluminium-Phosphat mit zusätzlichen Hydroxidionen.

Eosphorit bildet mit Childrenit (Fe2+Al[(OH)2|PO4]·H2O) eine Mischkristall-Reihe, daher ist bei natürlich gebildetem Eosphorit meist ein geringer Anteil des Mangans durch Eisen ersetzt (substituiert), weshalb die Formel in verschiedenen Quellen auch mit (Mn,Fe)Al[(OH)2|PO4]·H2O[8] angegeben wird.

In reiner Form ist Eosphorit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine rosa bis bräunliche Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt. Auf der Strichtafel hinterlässt er jedoch immer einen weißen Strich. Das Mineral entwickelt kurz- bis langprismatische Kristalle, die eine Länge von bis zu 20 Zentimetern[5] erreichen können und deren Oberflächen einen glas- bis fettähnlichen Glanz aufweisen. Meist sind die Kristalle zu radialstrahligen bis kugeligen Mineral-Aggregaten gruppiert, ebenso kann das Mineral auch in derben, massigen Aggregaten auftreten.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Eosporit im Steinbruch Branchville im Fairfield County des US-Bundesstaates Connecticut und beschrieben 1878 durch George Jarvis Brush und Edward Salisbury Dana, die das Mineral in Anlehnung an seine überwiegend rosa Farbe nach dem altgriechischen Wort Ἑωσφόρος [Eosphoros] („Bringer der Morgendämmerung“) für den Morgenstern benannten (siehe dazu auch Eos, griechische Göttin der Morgenröte und Mutter des Morgensterns)

Das Typmaterial des Minerals wird in der Mineralogischen Sammlung der Yale University in New Haven (Connecticut) (USA) unter den Registernummern 3.3231 und 3.5847 aufbewahrt.[5][9]

Da der Eosporit bereits lange vor der Gründung der International Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrer Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Eosporit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[10] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auch Mineral-Symbol) von Eosporit lautet „Eos“.[1]

Klassifikation

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Eosphorit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate, Vanadate“ und dort zur Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, Arsenate und Vanadate mit fremden Anionen“, wo er gemeinsam mit Childrenit in der „Childrenit-Reihe“ mit der Systemnummer VII/D.07 steht.

In der zuletzt 2018 überarbeiteten Lapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik von Karl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und Mineralnummer VII/D.14-020. Dies entspricht ebenfalls der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate, mit fremden Anionen“, wo Eosphorit zusammen mit Childrenit und Ernstit eine unbenannte Gruppe mit der Systemnummer VII/D.14 bildet.[11]

Auch die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[12] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Eosphorit in die Abteilung „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex. Das Mineral ist hier entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 2 : 1“ zu finden, wo es zusammen mit Childrenit und Ernstit die „Childrenitgruppe“ mit der Systemnummer 8.DD.20 bildet.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana hat Eosphorit die System- und Mineralnummer 42.07.01.02. Das entspricht ebenfalls der Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort der Abteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“. Hier findet er sich innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)5(XO4)3Zq × x(H2O)“ in der „Childrenitgruppe“, in der auch Childrenit, Ernstit und Sinkankasit eingeordnet sind.

Modifikationen und Varietäten

Als Childro-Eosphorit wird ein Mischkristall aus Childrenit und Eosphorit bezeichnet, bei dem das Mischungsverhältnis 1 : 1 beträgt. Beschrieben wurde diese Varietät aus Hagendorf nahe der Marktgemeinde Waidhaus in Bayern.[13]

Bildung und Fundorte

Eosphorit bildet sich üblicherweise sekundär in einigen phosphathaltigen granitischen Pegmatiten. An seiner Typlokalität Branchville trat das Mineral in Paragenese mit Dickinsonit, Lithiophilit, Rhodochrosit und Triploidit auf. In verschiedenen Steinbrüchen nahe Newry im Oxford County des US-Bundesstaates Maine fand sich Eosporit allerdings auch vergesellschaftet mit Albit, Apatit, Beryllonit, Cookeit, Hydroxylherderit und Turmalin.

In Deutschland fand man Eosporit bisher nur am Hennenkobel (auch Hühnerkobel), bei Erbendorf-Hopfau und bei Hagendorf/Waidhaus in Bayern sowie an den Greifensteinen nahe Ehrenfriedersdorf in Sachsen.

Als eher seltene Mineralbildung kann Eosphorit an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Als bekannt gelten bisher (Stand 2013) rund 120 Fundorte.[14] Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Eosphoritfunde ist unter anderem die Grube „João Modesto dos Santos“ in der Gemeinde Mendes Pimentel im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais, wo gut ausgebildete Kristalle von bis zu 10 Zentimeter Länge zutage traten.[15]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Afghanistan, Argentinien, Australien, Brasilien, Finnland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Mosambik, Namibia, Pakistan, Portugal, Russland, Ruanda, Schweden, Spanien, Tschechien, Uganda und in weiteren Bundesstaaten der USA.[16]

Kristallstruktur

Eosphorit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Cmce[3] (Raumgruppen-Nr. 64)Vorlage:Raumgruppe/64 mit den Gitterparametern a = 6,9263 Å; b = 10,4356 Å und c = 13,5234 Å sowie 8 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Verwendung

Einige rosafarbene, geschliffene Eosphorite aus Brasilien

Eosphoritkristalle sind nur selten qualitativ hochwertig und mit einer Mohshärte von 5 auch nicht hart genug für eine kommerzielle Verwendung als Schmuckstein. Für Sammler werden sie dennoch gelegentlich in verschiedenen Schliffformen angeboten.[17]

Siehe auch

Literatur

  • George Jarvis Brush, Edward Salisbury Dana: On a new and remarkable mineral locality in Fairfield County, Connecticut; with a description of several new species occurring there. In: American Journal of Science and Arts. Band 116, 1878, S. 33–46 (englisch, rruff.info [PDF; 1,3 MB; abgerufen am 20. Juni 2025]).
Commons: Eosphorite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 351 kB; abgerufen am 20. Juni 2025]).
  2. David Barthelmy: Eosphorite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 20. Juni 2025 (englisch).
  3. a b Die ehemalige Bezeichnung dieser Raumgruppe lautete Ccma.
  4. a b c d Giacomo Diego Gatta, Gwilherm Nénert, Pietro Vignola: Coexisting hydroxyl groups and H2O molecules in minerals: A single-crystal neutron diffraction study of eosphorite, MnAlPO4(OH)2·H2O. In: American Mineralogist. Band 98, 2013, S. 1297–1301, doi:10.2138/am.2013.4438 (englisch, Preprint bei minsocam.org [PDF; 882 kB; abgerufen am 20. Juni 2025]).
  5. a b c d e f Eosphorite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 53 kB; abgerufen am 20. Juni 2025]).
  6. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 649 (Erstausgabe: 1891).
  7. a b c d e f Eosphorite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Juni 2025 (englisch).
  8. Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 504 (englisch).
  9. Catalogue of Type Mineral Specimens – E. (PDF 132 kB) Commission on Museums (IMA), 9. Februar 2021, abgerufen am 20. Juni 2025 (Gesamtkatalog der IMA).
  10. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: May 2025. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Mai 2025, abgerufen am 20. Juni 2025 (englisch).
  11. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  12. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  13. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4., durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 635.
  14. Localities for Eosphorite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 20. Juni 2025 (englisch).
  15. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie (= Dörfler Natur). Edition Dörfler im Nebel-Verlag, Eggolsheim 2002, ISBN 978-3-89555-076-8.
  16. Fundortliste für Eosphorit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 20. Juni 2025.
  17. Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014, ISBN 978-3-8354-1171-5, S. 234.