Enkutatasch

Enkutatasch (amharisch እንቁጣጣሽ, etwa „Geschenk der Juwelen“) ist das äthiopische Neujahrsfest und fällt auf den 11. September des gregorianischen Kalenders, in Schaltjahren auf den 12. September.[1][2] Im Jahr 2025 nach westlichem Kalender wurde dabei bspw. das äthiopische Jahr 2018 begrüßt, da das Land dem äthiopischen Kalender folgt, der eine vom westlichen Kalender abweichende Zeitrechnung verwendet.[3]

Bezeichnung

Die Bezeichnung Enkutatasch wird gemeinhin mit „Geschenk der Juwelen“ wiedergegeben und verweist in der Gegenwart vor allem auf den Beginn eines neuen Jahres und die damit verbundenen Segenswünsche.[4]

Datum

Das Fest findet nach dem äthiopischen Kalender am 1. Meskerem statt, was im internationalen Gebrauch dem 11. September entspricht (in Schaltjahren dem 12. September).[1][2] Der äthiopische Kalender basiert auf einer Variante des koptischen Kalenders und liegt gegenüber dem gregorianischen Kalender etwa sieben Jahre und acht Monate zurück.[1] Er umfasst 13 Monate: zwölf Monate zu je 30 Tagen und einen 13. Monat mit fünf Tagen (in Schaltjahren sechs Tagen).[3]

Bräuche und Symbole

Adej-Abeba-Blumen werden mit Enkutatasch in Verbindung gebracht

Enkutatasch läutet das Ende der Regenzeit ein, wenn rund um Addis Abeba die gelben Adej-Abeba-Blumen (Bidens macroptera) blühen, die mit dem Fest in Verbindung gebracht werden.[3][5] Kinder und Jugendliche verschenken nach dem Brauchtum Blumensträuße, singen Neujahrslieder und erhalten kleine Geschenke.[1] Weit verbreitet sind festliche Kaffeezeremonien, bei denen frisch geschnittenes Gras und Blumen als Dekoration ausgelegt werden.[3] Zu den typischen Speisen zählen Doro Wat (Hühnereintopf) und Indschera (fermentierter Fladen), die in Familien- und Freundeskreisen serviert werden.[3] Ein charakteristisches Lied des Neujahrs ist Abebajehosch, das vielerorts von Mädchen in den Straßen vorgetragen wird.[3]

Ablauf der Feierlichkeiten

In den Tagen vor dem Fest sind die Märkte überfüllt; verkauft werden u. a. Blumen, frisch geschnittenes Gras und Geflügel für die Festmahlzeiten.[3] Preise für Hühner und Schafe steigen saisonal deutlich an, da viele Haushalte je nach Budget Geflügel, Schaf oder – bei größerem finanziellen Spielraum – auch ein Rind für das Festmahl erwerben.[3] Am Vorabend besuchen viele Menschen Konzerte und kulturelle Veranstaltungen, während Angehörige des orthodoxen Christentums am Feiertag selbst Gottesdienste besuchen.[3] Das Fest gilt gleichwohl als gesellschaftliches Ereignis, das über religiöse Grenzen hinaus breite Bevölkerungskreise einbindet.[3]

Gegenwart und Entwicklungen

In manchen Jahren wurden die Feierlichkeiten von politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geprägt, etwa durch hohe Inflation, die sich in deutlich gestiegenen Lebensmittelpreisen rund um das Fest niederschlägt.[2] Im Jahr 2022 schränkten lokale Sicherheitslagen und nächtliche Ausgangssperren in konfliktbetroffenen Gebieten mancherorts die üblichen Feierpraktiken ein.[4] Im Jahr 2025 fiel Enkutatasch in eine Woche, die von der offiziellen Einweihung der Grand-Ethiopian-Renaissance-Talsperre geprägt war.[3]

Wirtschaftliche Aspekte

Enkutatasch führt traditionell zu erhöhter Nachfrage nach Festtagswaren wie Geflügel, Schafen, Gewürzen und Blumen sowie zu gesteigerten Umsätzen in Märkten wie Addisu Gebeja in Addis Abeba.[3] Auch der Markt für traditionelle Kleidung (z. B. Habescha-Kleider) verzeichnet zum Neujahr saisonale Spitzen, wobei Preisanstiege in den letzten Jahren wiederholt diskutiert wurden.[6]

Diaspora

Das Fest wird von äthiopischen Gemeinschaften weltweit begangen, häufig in kirchlichen und kulturellen Einrichtungen, die Enkutatasch als Anlass für gemeinschaftliche Feiern und Wohltätigkeitsaktionen nutzen.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c d Neujahr: Am 11. September beginnt in Äthiopien das neue Jahr. In: Presseportal (Stiftung Menschen für Menschen). 6. September 2018, abgerufen am 14. September 2025.
  2. a b c Ethiopians mark Coptic new year amid persistent inflation. In: Africanews. 12. September 2023, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  3. a b c d e f g h i j k l Amensisa Ifa: Party like it's 2018 - Ethiopians celebrate their new year. In: BBC News. 11. September 2025, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  4. a b Henry Wilkins: Fighting Puts Damper on Ethiopian New Year, As TPLF Says it Will Accept AU Mediation. In: Voice of America. 14. September 2022, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  5. Ashenafi Endale: Sending off a year of crisis, adjusting to the worst. In: The Reporter (Ethiopia). 10. September 2022, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  6. Yosthena Aynalem: Unaffordable prices in cultural clothing industry. In: The Reporter (Ethiopia). 2. Oktober 2021, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).
  7. Samuel Alemu: Celebrating the Ethiopian New Year at a home away from home. In: The Reporter (Ethiopia). 21. September 2019, abgerufen am 14. September 2025 (englisch).