Emma Müller-Vogt

Emma Müller-Vogt (* 5. September 1853 in Laupen; † 8. November 1936 in Bern) von Nidau, war eine Schweizer Frauenrechtlerin.

Biographie

Emma Vogt war die Tochter von Rosa Caroline "Lina" Imer († 1909) und des Arztes Adolf Vogt (1823–1907). Sie wuchs in einem radikal-demokratischen Elternhaus auf[1] und wurde in Sprachen und Musik ausgebildet[2]. Mit 20 Jahren heiratete sie 1873 den späteren Bundesrat Eduard Müller. Sie bekamen fünf Kinder, von denen zwei jung verstarben. Emma Müller-Vogt war die angeheiratete Tante von Gertrud Woker und eine der farbigsten Frauengestalten im damaligen Bern. Als Politikergattin erschreckte sie die braven Bürger als Sufragette, welche Versammlungen einberief, Frauenvereine initiierte und darauf hinarbeitete, dass Frauen in Vereinsvorstände und Schulkommissionen gewählt werden konnten.[3]

Wirken

Gemeinnützige Arbeit

Dienstboten

1891 beschloss der Schweizerische Gemeinnützige Frauenverein, nach dem Vorbild von Lenzburg auch in Bern eine Dienstbotenschule zu eröffnen. Die Leitung übertrug sie dem Komitee des gemeinnützigen Frauenvereins, Sektion Bern, und so wurde Emma Müller Vorsteherin dieser Schule.[4]

1910 rief Emma Müller-Vogt auf Anregung von Fanny Schmid gemeinsam mit ihrer Hausangestellten Elise Schafroth den Dienstbotenverein Bern als Zusammenschluss von Hausfrauen und Hausangestellten ins Leben. Mitgründerinnen waren unter anderen Emma Pieczynska-Reichenbach und Helene von Mülinen.[5] Müller war langjährige Präsidentin des Vereins, dessen Zweck die Eröffnung eines Heims für ältere Hausangestellte war, in dem sie ihren Lebensabend verbringen konnten. 1923 konnte in einem ersten Schritt ein Ferienheim in Schwendibach eröffnet werden, ein Jahr später trat Emma Müller-Vogt als Präsidentin zurück.[6]

1912 wurde Emma Müller-Vogt in die Volkswirtschaftliche Kommission der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft gewählt.[7]

Kriegswäscherei

Im August 1914 baute sie mit Mitgliedern der Bernischen gemeinnützigen Gesellschaft die erste schweizerische Kriegswäscherei in Bern auf. Diese wurde von einem von ihr präsidierten Komitee lokaler gemeinnütziger Vereine betrieben. Unterstellt waren dem Komitee die Vermittlungsstelle, die Wäschestelle in der Matte sowie die Berufwäschereien und die Flickkomitees, die den Wäschestellen angegliedert waren. 1915 gab es bereits rund zehn fest angestellte Frauen und um die 160 weitere Freiwillige engagierten sich für diesen von den Soldaten dankbar aufgenommenen Dienst, der 1916 wieder aufgehoben wurde.[8]

Frauenrechte

Emma Müller-Vogt gab Ende der 1890er Jahre den Anstoss zur Gründung des Vereins der Schulfreundlichen in Bern, der die Wählbarkeit von Frauen in Schulkommissionen verlangte. Sie war Mitglied des Frauenkomitees Bern und 1899 Mitgründerin des Frauenvereins Berna, deren Präsidentin sie bis 1904 war. Zusammen mit ihren Vorstandskolleginnen Emma Hodler (Sekretariat), Johanna Schnyder, Anna König und M. Marti-Lehmann (Redaktion), initiierte Müller-Vogt als offizielles Vereinsorgan die gleichnamige Stadtberner Frauenzeitschrift, die am 29. April 1899 erstmals erschien.[9] Das Frauenkomitee Bern mit Emma Müller an der Spitze unterstützte zu Beginn des Ersten Weltkrieges auch das von Madame Koopmann initiierte Soldaten-Café in der Nähe des Etappenlazaretts von Bümpliz.[10] 1916 wurde Emma Müller-Vogt zur Vertreterin der Frauenkonferenzen an der Generalversammlung des Bundes Schweizerischer Frauenvereine (seit 1999 Alliance F) gewählt.[11]

Emma Müller starb vier Tage nach einem Schlaganfall im Alter von 83 Jahren im Schlaf.[2]

Einzelnachweise

  1. Regula Ludi: Emma Müller-Vogt, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 02.02.2009, abgerufen am 8. August 2025.
  2. a b Frau Bundesrat Müller. In: Der Bund, Band 87, Nummer 528. In: e-newspaperarchives.ch. 11. November 1936, abgerufen am 11. August 2025.
  3. Franziska Rogger: Der Doktorhut im Besenschrank: das abenteuerliche Leben der ersten Studentinnen - am Beispiel der Universität Bern. 1. Auflage. eFeF-Verlag, Bern 1999, ISBN 3-905561-32-8.
  4. Dienstbotenschule Bern. Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern, Band 38, Nummer 45. In: e-newspaperarchives.ch, 6. Juni 1891, abgerufen am 11. August 2025.
  5. Ein neues Altersheim. Der Bund, Band 82, Nummer 296. In: e-newspaperarchives.ch, 30. Juni 1931, abgerufen am 11. August 2025.
  6. Vom Bernischen Dienstbotenverein. Der Bund, Band 74, Nummer 222. In: e-newspaperarchives.ch, 30. Mai 1923, abgerufen am 11. August 2025.
  7. Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft. Der Bund, Band 63, Nummer 451, Ausgabe 02. In: e-newspaperarchives.ch, 25. September 1912, abgerufen am 11. August 2025.
  8. Die Kriegswäscherei Bern. Oberländer Tagblatt, Band 39, Nummer 173. In: e-newspaperarchives.ch, 27. Juli 1915, abgerufen am 11. August 2025.
  9. Frauenverein Berna. In: Seeländer Bote, Band 50, Nummer 24, e-newspaperachives.ch. 25. Februar 1899, abgerufen am 11. August 2025.
  10. Franz Juvet: Zugunsten der Soldaten-Cafés. Burgdorfer Tagblatt, Band 85, Nummer 147. In: e-newspaperarchives.ch, 25. Juni 1915, abgerufen am 11. August 2025.
  11. Die Frauenkonferenzen Bern. Der Bund, Band 67, Nummer 463, Ausgabe 02. In: e-newspaperarchives.ch, 2. Oktober 1916, abgerufen am 25. August 2025.