Emil Schubiger (Politiker)

Porträt von Emil Schubiger (1899)

Emil Schubiger (* 13. oder 12. Dezember 1834 in Uznach; † 9. April 1906 ebenda) war ein Unternehmer und Politiker.

Leben

Familie

Emil Schubiger entstammte der Familie Schubiger[1], war katholisch und stammte aus Uznach, wo er in eine Familie eingebettet war, die sowohl medizinische als auch unternehmerische Traditionen pflegte. Sein Vater, Franz Rudolf Schubiger (1799–1875)[2], war Arzt und von 1855 bis 1873 Präsident der Ortsgemeinde, und seine Mutter Amantia (geb. Perret) hatte ebenfalls einen prägenden Einfluss auf seine Erziehung; er hatte noch mehrere Geschwister.

Er heiratete 1862 Claudine, die Tochter des Politikers Josef Guldin; gemeinsam hatten sie mehrere Kinder.[3] Seine Tochter Hedwig heiratete 1898 den Unternehmer und Politiker Paul Müller (* 9. Oktober in 1865 Schmerikon; † 13. April 1942 in Schmerikon)[4].

Seine Enkel waren der Politiker Rudolf Mäder und der Physiker Josef Mäder (* 2. Februar 1906 in Uznach; † 8. März 1986 in Luzern)[5].

Schubiger war zudem der Neffe des Unternehmers und Politikers Benedikt Schubiger, was ihn in eine dynamische und einflussreiche Familie einfügte.

Werdegang

Nach dem Abschluss seiner Schulausbildung am Gymnasium in Einsiedeln (siehe Stiftsschule Einsiedeln)[6], St. Gallen (siehe Flade) und Luzern (siehe Kantonsschule Alpenquai Luzern)[7] absolvierte Schubiger eine kaufmännische Lehre in der Seidenfabrik Homberger in Wetzikon. Diese fundierte Ausbildung ermöglichte es ihm, 1858 gemeinsam mit seinem Bruder Moritz eine Seidenweberei zu gründen.[8] Diese Unternehmung entwickelte sich schnell zu einem bedeutenden Betrieb mit rund 1'000 Heimarbeitern, die im Linthgebiet, im Wägital, im Muotathal und in Einsiedeln tätig waren. Im Jahr 1860 erweiterte Schubiger seine Geschäftstätigkeiten durch die Einrichtung einer mechanischen Weberei im stillgelegten Posthotel Linthof, den sein Onkel Benedikt Schubiger 1844 ersteigert hatte. Im Jahre 1871 begann der Übergang von der als Hausindustrie betriebenen Handweberei zum mechanischen Fabrikbetrieb.[9]

Zwischen 1873 und 1897 war Schubiger massgeblich am Bau zahlreicher Fabrikgebäude in Uznach und Kaltbrunn beteiligt, die mit insgesamt 200 bzw. 270 Webstühlen ausgestattet waren. Diese Entwicklungen trugen nicht nur zur Stärkung der lokalen Wirtschaft bei, sondern festigten auch Schubigers Rolle als bedeutenden Unternehmers in der Seidenindustrie.

Politisches Wirken

Parallel zu seiner unternehmerischen Tätigkeit engagierte sich Schubiger auch politisch. Von 1869 bis 1885 war er Gemeindeammann in Uznach, und von 1873 bis 1903 gehörte er dem liberalen St. Galler Grossrat an. Zudem vertrat er vom 1. Juni 1891 bis zu seinem Rücktritt am 1. März 1896 den Kanton St. Gallen im Ständerat, der kleinen Kammer des Schweizer Parlaments. In seiner Funktion als Burgerpräsident von Uznach von 1891 bis 1900 und als Präsident des Schulrats von 1897 bis 1906 hatte er Einfluss auf die lokale Gemeinschaft und die Bildungslandschaft.

Schubiger war auch in der Verkehrs- und Infrastrukturpolitik aktiv. Von 1893 bis 1901 war er Mitglied des Verwaltungsrats der Vereinigten Schweizerbahnen.[10] In dieser Funktion setzte er sich vehement für den Bau des Basistunnels der Rickenbahn ein, was für die Entwicklung des regionalen Verkehrs von grosser Bedeutung war. Zudem trat er entschieden gegen den Anspruch der Christkatholiken auf die Kathedrale von St. Gallen ein, was sein Engagement für die katholische Kirche und deren Belange unterstreicht.

1902 zog er sich in den Ruhestand zurück.

Sein gegründetes Unternehmen bestand noch bis 1996.

Gesellschaftliches Wirken

Schubiger stellte 1875 dem kurz zuvor gegründeten Turnverein Uznach[11] einen Websaal zur Verfügung, damit dieser dort turnen und seine Geräte unterstellen konnte.[12]

Er begründete 1879 die Suppenanstalt Utznach.[13]

1894 wurde er Nachfolger des zurückgetretenen Politikers Johann Heinrich Bühler-Honegger in der elfköpfigen Expertenkommission, die sich mit der Entwicklung der Stiftung Pestalozzianum in Zürich beschäftigte.[14]

Er gehörte einer neunköpfigen Kommission an, die gebildet worden war, um über Ausbildungseinrichtungen für Fachkräfte für die Ostschweizer Textilindustrie zu beraten, aus der 1898 die Handelsakademie St. Gallen (siehe Universität St. Gallen) und 1881 die Webschule in Wattwil sowie um die Jahrhundertwende mehrere Stickereifachschulen in Grabs, Degersheim, Kirchberg und Rheineck und die Zeichenschule für Industrie und Gewerbe in St. Gallen entstanden.[15]

Gemeinsam mit seinem Bruder Moritz finanzierte er Anfang der 1890er Jahre den Kauf des Grundstückes für den Neubau des Schulhauses Letzi in Uznach; der Kaufpreis betrug 13'000 Schweizer Franken und war ein Geschenk an die Gemeinde.[16]

Schubiger verfügte testamentarisch, dass 62'000 Schweizer Franken für verschiedene wohltätige Organisationen gestiftet werden sollten, unter anderem an den Kirchenfonds Uznach, den Armenfonds, für Freibetten im Krankenhaus für ortsbürgerliche Kranke, an das Gemeindewaisenhaus Uznach, aus dem später ein Bezirkswaisenhaus entstand[17][18], für den Primar- und Realschulfonds sowie verschiedene Institute, Vereine, Angestellte und Dienstboten.[19]

Mitgliedschaften

Emil Schubiger war Mitglied im Schweizerischen Fischereiverein.[20]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Paul Oberholzer: Schubiger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 19. August 2011, abgerufen am 27. August 2025.
  2. St. Gallen. In: Neue Zürcher Zeitung. Zweites Blatt, 16. Dezember 1875, S. 2, abgerufen am 29. August 2025.
  3. Traueranzeige. In: Neue Zürcher Nachrichten. Erstes Blatt, 10. April 1906, S. 4, abgerufen am 27. August 2025.
  4. Franz Xaver Bischof: Paul Müller. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 24. November 2009, abgerufen am 27. August 2025.
  5. Victor Conzemius: Josef Mäder. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 27. November 2007, abgerufen am 27. August 2025.
  6. Album der Schüler des Lehr- und Erziehungs-Institutes im Stift Einsiedeln seit Wiederherstellung desselben im Jahre 1804 und die Theilnahme Vieler derselben am Millenarium der Meinradszelle im Jahre 1861. K. und N. Benziger, 1862 (google.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  7. Kantonsschule (Hrsg.): Verzeichniss und Rangordnung der Studirenden der Kantonsschule und der Theologie zu Lucern. 1851 (google.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  8. 100 Jahre Seidenstoffweberei Schubiger, Uznach. In: Neue Zürcher Zeitung. Mittagausgabe, 20. Mai 1958, S. 9, abgerufen am 27. August 2025.
  9. Beginn der Industrieansiedlung. Gemeinde Uznach, archiviert vom Original am 23. Februar 2025; abgerufen am 27. August 2025.
  10. Börsen-Werthe: tabellarische Darst. d. Finanzlage aller deutschen, sowie d. wichtigsten ausländ. Staaten, aller bedeutenden deutschen u. der d. Berliner Börse interessirenden ausländ. Städte, 1897/98 (1897). 1897 (google.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  11. Turnverein Uznach, Gesamtverein. Abgerufen am 28. August 2025.
  12. TV Uznach feiert 150-jähriges Jubiläum. In: linth24.ch. 1. April 2021, abgerufen am 27. August 2025.
  13. St. Gallen. In: Der Freisinnige. 29. August 1906, S. 3, abgerufen am 27. August 2025.
  14. Pädagogischer jahresbericht für die volksschullehrer Deutschlands und der Schweiz. F. Brandstetter, 1895 (google.de [abgerufen am 28. August 2025]).
  15. Eine lange Partnerschaft: Die Ostschweizer Textilindustrie und ihre Hochschule. Universität St. Gallen, 24. November 2023, abgerufen am 27. August 2025.
  16. Die Geschichte der Schulgemeinde Uznach: 1894 – Neubau Schulhaus Letzi. Schule Uznach, abgerufen am 28. August 2025.
  17. St. Gallen. In: Der Freisinnige. 13. Juni 1906, abgerufen am 27. August 2025.
  18. Geschichte – Sozialpädagogische Wohngruppen Speerblick. Speerblick, abgerufen am 27. August 2025.
  19. Kleine Mitteilungen. In: Neue Zürcher Zeitung. Erstes Blatt, 3. Juni 1906, S. 2, abgerufen am 27. August 2025.
  20. Schubiger. In: Schweizerischer Fischerei-Verband (Hrsg.): Schweizerische Fischerei-Zeitung. 1894 (google.de [abgerufen am 28. August 2025]).