Emil Gerbeaud

Emil Gerbeaud, auch Émile Gerbeaud (* 22. Februar 1854 in Carouge; † 8. November 1919 in Budapest) war ein Schweizer Chocolatier, der in Budapest Karriere machte. Das Café Gerbeaud wurde nach ihm umbenannt. Die sogenannte Fächertorte mit Schokoladenüberzug heißt Zserbo Szelet (ungarisch für Gerbeaud-Schnitte).
Geschichte
Der Hofzuckerbäcker Heinrich Kugler (1830–1905), der keine Erben hatte, betraute Gerbeaud 1884 mit der Übernahme seines berühmten Konditorgeschäfts, was dieser erweiterte und verbesserte.[1] Er eröffnete eine Schokoladenfabrik, trieb hier die Mechanisierung voran und erweiterte das Produktangebot.[1] Der Laden erfreute sich großer Beliebtheit, und sein Stil und seine Qualität beeinflussten die Budapester Konditorenszene stark.[1]
Gerbeaud verheimlichte seine Rezepte nicht, infolgedessen wurden die von ihm eingeführten Neuheiten in ganz Ungarn bekannt.[1] Das Jahr 1884 war bedeutsam, da nicht nur Emil Gerbeaud nach Ungarn kam, sondern auch der Konditor József Dobos, welcher durch seine Backbücher noch berühmter wurde.[1]
Rezeption
Ernst Trost erinnerte 1966 in seinem Werk Das blieb vom Doppeladler: Ein Schweizer Zuckerbäcker hat es mit Erfolg gewagt, sich an dieser Stätte der süßen Künste niederzulassen, an den Konditor. Die Budapester danken es ihm bis heute, obwohl später „staatliche Verwalter die Produktion von Cremeschnitten, zarten Apfel- und Topfenstrudeln, Torten und Desserts und anderen liniengefährdenden Genüssen dirigieren“ sollten.[2] „Wir sehen uns bei Gerbeaud“, sagten die Damen und gaben dort zu bestimmten Stunden Audienzen. „Wir sehen uns bei Gerbeaud“, hieß es auch in Adelskreisen, von denen spärliche Reste die sozialistische Heimat einer Emigration, in der ihre Titel mehr gelten würden, vorgezogen haben.[2]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e The Oxford Companion to Sugar and Sweets. Oxford University Press, 2015, ISBN 978-0-19-931362-4, S. 81.
- ↑ a b Ernst Trost: Das blieb vom Doppeladler. Auf den Spuren der versunkenen Donaumonarchie. Vom Autor durchgesehene und gekürzte Ausg Auflage. Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1969 (google.de [abgerufen am 3. September 2025]).