Emanuel Tov

Emanuel Tov, Menno Toff (hebräisch עמנואל טוב; * 15. September 1941 in Amsterdam) ist ein israelischer Bibelwissenschaftler und seit 1986 Professor am bibelwissenschaftlichen Institut der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er ist weltweit anerkannter Experte für Fragen der Textkritik. In das Herausgeberteam für die Veröffentlichung der Schriftrollen vom Toten Meer wurde Tov 1984 aufgenommen, 1990 löste er John Strugnell als verantwortlichen Herausgeber ab.
Leben
Emanuel Tov wurde am 15. September 1941 während der Besatzung der Niederlande durch NS-Deutschland in Amsterdam geboren.[1] Während des Holocaust, als Tov ein Jahr alt war, wurden seine Eltern, Juda (Jo) Toff und Toos Neeter, in Konzentrationslager deportiert und übergaben ihn der Obhut einer christlichen Familie. Nach dem Krieg wuchs er bei seinem Onkel Juda Koekoek und seiner Tante Elisabeth Koekoek-Toff wie eines ihrer eigenen Kinder auf.[1]
Emanuel Tov besuchte die Boerhaaveschool und anschließend die Kohnstamm School im Süden Amsterdams. Im Alter von zwölf Jahren begann Tov am Spinoza-Gymnasium Latein und Griechisch zu lernen, wo er seine zukünftige Frau Lika Aa kennenlernte. Ab seinem 14. Lebensjahr war er in der zionistischen Jugendbewegung Habonim aktiv und zählte zu deren Anführern.[1] Mit 18 Jahren folgte er dem Aufruf der Bewegung und reiste nach Israel, um eine Ausbildung zum Anführer zu absolvieren. 1960 wurde er zum Generalsekretär der Bewegung in den Niederlanden ernannt.[2] Im Alter von 18 Jahren schloss er seine Schulausbildung an einem Gymnasium ab, wo er klassische und moderne europäische Sprachen lernte. Seit seiner Bar Mizwa besuchte er außerdem eine Talmud-Thora-Schule, an der er Hebräisch lernte.[1]
Nachdem Tov 1961 nach Israel eingewandert war, studierte er an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Er erlangte 1964 den Grad eines B.A. in biblischer und griechischer Literatur sowie einen M.A.-Abschluss in Bibelwissenschaften. Zu seinen Lehrern gehörten Shemaryahu Talmon und Yehezkel Kutscher. Zwischen 1967 und 1969 studierte er am Department of Near Eastern Languages and Literatures in Harvard, wo er sich auch stärker mit den Schriftrollen vom Toten Meer auseinanderzusetzen begann. Aus der Zeit in Harvard resultiert auch die Bekanntschaft mit Frank M. Cross und John Strugnell.
Schließlich erhielt Tov 1973 den akademischen Grad eines Ph.D. an der Hebräischen Universität für seine Arbeit über die Septuaginta-Fassung des Jeremiabuches.
Zwischen 1982 und 1988 lehrte Tov in Oxford mit Schwerpunkt Septuaginta. Es folgten Fellowships in den Niederlanden und den USA. 1990 erhielt Tov den J.-L.-Magnes-Lehrstuhl für Bibelwissenschaften. Ebenfalls 1990 wurde Tov Hauptherausgeber im Projekt zur Veröffentlichung der Schriftfunde vom Toten Meer, den Discoveries in the Judaean Desert. Unter seiner Leitung konnten die Publikationen mit Erscheinen des letzten Bandes 2003 abgeschlossen werden – über 50 Jahre nach den ersten Funden.
2006 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die British Academy aufgenommen.[3] 2017 wurde er als auswärtiges Mitglied in die American Academy of Arts and Sciences gewählt. Er ist seit 2012 Mitglied der Israelischen Akademie der Wissenschaften.[4]
Schriften
- Der Text der hebräischen Bibel: Handbuch der Textkritik. Stuttgart, Berlin, Köln 1997. ISBN 3-17-013503-1
Literatur
- Weston W. Fields: Emanuel Tov: A Biography. In: Shalom M. Paul u. a. (Hrsg.): Emanuel: studies in Hebrew Bible, Septuagint and Dead Sea scrolls in honor of Emanuel Tov. Brill, Leiden et al. 2003, ISBN 90-04-13007-1, S. XIII–XVII (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Weblinks
- Literatur von und über Emanuel Tov im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Prof. Tov Electronic Tools for the Textual Criticism of the Hebrew Bible – 2013
- Homepage von Emanuel Tov
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Weston W. Fields: Emanuel Tov: a biography. In: Shalom M. Paul; Robert A. Kraft; Lawrence Schiffman; Weston W. Fields (Hrsg.): Emanuel: Studies in Hebrew Bible, Septuagint, and Dead Sea Scrolls in Honor of Emanuel Tov (= Vetus Testamentum, Supplements). BRILL, 2015, ISBN 978-90-04-27621-5, S. xiii, doi:10.1163/9789004276215 (google.com).
- ↑ Emanuel Tov. In: EMET Prize's site. Abgerufen am 9. September 2025.
- ↑ Fellows: Emanuel Tov. British Academy, abgerufen am 6. Dezember 2020 (mit Kurzbiografie).
- ↑ Members: Emanuel Tov. Israelische Akademie der Wissenschaften, abgerufen am 6. Dezember 2020.