Else Bechteler-Moses

Else Bechteler-Moses (* 26. April 1933 in Berlin; † 26. Januar 2023[1]) war eine deutsche Textilkünstlerin (Teppichkunst).

Leben und künstlerisches Werk

Else Bechteler, Tochter des Bildhauers Theo Bechteler und der Textilwerkerin Elfriede Kristeleit, lebte von 1945 bis 1952 in Immenstadt. Nach dem Besuch der Realschule Maria Stern absolvierte sie eine Lehre in der Handweberei Hense in Thalkirchdorf, in der sie unter anderem das Arbeiten mit dem Webstuhl sowie das Färben von Stoffen erlernte, laut Bechteler „die Grundfeste für all mein späteres Tun“. Danach besuchte sie die Meisterschule für Kunsthandwerk in Berlin, an der sie aufgrund ihrer Kenntnisse im Weben auch selbst unterrichtete.[2] Von 1954 bis 1958 erstellte Bechteler in Werkstätten in Immenstadt und Augsburg unter anderem die Gobelins Bergpredigt, Frau im Spinnennetz und Ballett-Pantomime. Ab 1957 studierte sie Malerei bei Franz Nagel an der Akademie der Bildenden Künste in München, das sie 1964 als Meisterschülerin mit Diplom abschloss. In ihrer Studienzeit nahm Bechteler an Studierendenwettbewerben teil und war mehrfache Preisträgerin. Noch während ihres Studiums fertigte sie für die Nervenklinik Kaufbeuren den Gobelin Auferstehung, danach folgten weitere Auftragsarbeiten für vorwiegend kirchliche Institutionen. Als freischaffende Künstlerin arbeitete Else Bechteler in ihrem eigenen Atelier in München und Feldwies am Chiemsee und nahm an zahlreichen internationalen Ausstellungen teil.[3]

Eines von Bechteler großformatigen Werken ist der Bildteppich Der erhöhte Herr, an dem sie im Auftrag der St.-Hedwigs-Kathedrale im damaligen Ostberlin drei Jahre lang arbeitete: Der dreiteilige Bildteppich ist mehr als zehn Meter hoch und fast fünf Meter breit.[2]

Seit der Schließung der Nürnberger Gobelinmanufaktur in 2004 wurde es für Bechteler schwierig, große Arbeiten zu realisieren. Sie erschuf noch kleine Webereien, widmete sich von 2010 an lediglich der Erstellung von „Strickbildern“, kleine lockermaschige Teile, die sie zu feinen Collagen fügte.[4]

Else Bechteler-Moses war mit dem Fotografen Stefan Moses (1928–2018[5]) verheiratet.

Stil

Bechteler-Moses war Teppichkünstlerin der Stilrichtung Informel. Sie gehörte in den 1970er-Jahren zu den ersten Künstlern, die sich von der Wand lösten und ihre transparenten Gewebe frei in den Raum hängten (Leonie von Wilckens).

Werke (Auswahl)

  • Tapisserie Licht, Hauskapelle des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren
  • Werkgruppe Fahnenwald
  • Tapisserie Der erhöhte Herr, Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Berlin
  • Tapisserie Himmel und Erde, Westchor des Augsburger Doms
  • Zweiteiliges Großes Tuch, Sparkassenakademie in Landshut
  • Landschaft I
  • Landschaft II
  • Schwebender Flügel
  • Tapisserie Tuch, Eichamt München

Auszeichnungen

  • Kunstförderpreis der Stadt Augsburg (1967)
  • Kunstpreis der Diözese Augsburg (1969, zusammen mit ihrem Vater Theo Bechteler und ihrem Bruder Christoph Bechteler)
  • Förderpreis Angewandte Kunst der Stadt München (1981)
  • Kunstpreis des Bischöflichen Ordinariats Augsburg (1981)

Literatur

Einzelnachweise

  1. Sabine Reithmaier: München: Textilkünstlerin Else Bechteler-Moses gestorben. Abgerufen am 1. Februar 2023.
  2. a b Sabine Reithmaier: Gewebte Landschaft. In: Süddeutsche Zeitung. Süddeutsche Zeitung GmbH, 1. April 2021, abgerufen am 26. August 2025.
  3. Redaktion: Bechteler-Moses, Else (1933-2023) | Katalog Deutsches Kunstarchiv. Deutsches Kunstarchiv im Germanischen Nationalmuseum, abgerufen am 26. August 2025.
  4. Sabine Reithmaier: Textilkünstlerin Else Bechteler-Moses gestorben. In: Süddeutsche Zeitung. Süddeutsche Zeitung GmbH, 31. Januar 2023, abgerufen am 26. August 2025.
  5. Fotograf Stefan Moses: Er zeigte den Deutschen, wie sie waren – und sein konnten - WELT. Abgerufen am 1. Februar 2023.