Elsa Pollak
Elsa Pollak (hebräisch אלסה פולק, geb. Ehrlich, * 8. Dezember 1910 in Markušovce oder Kosice; † 20. April 2006 in Herzlia) war eine slowakische Holocaustüberlebende und bildende Künstlerin, die nach Israel auswanderte und als Bildhauerin und Keramikerin tätig war.
Werdegang

Elsa Pollak wuchs in der Zips in der heutigen Slowakei in einer jüdisch-orthodoxen Familie auf. Ihre Eltern waren Shimon Halevi Erlich (* 1870) und Perl Jozefin, geborene Neuhauser (* 1879). Zusammen mit ihren Geschwistern Naftali (* 1902), Alexander Meir (* 1905), den Zwillingen Zelma Schindel und Rachel Blanca (* 1906), Rivka Margit (* 1908), Israel (* 1909), Mose (* 1912) und Sara (* 1913) erhielt sie eine orthodoxe Erziehung und Ausbildung. Mit 18 Jahren zog sie zum Kunststudium nach Wien und kehrte danach in ihr Elternhaus zurück.[1]
Im April 1944 wurde Elsa Pollak mit ihrer gesamten Familie in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und erhielt die Nummer 5170. Als die SS ab 1944 frontnahe Konzentrationslager auflöste, gelangte Elsa Pollak im Zuge der Todesmärsche von KZ-Häftlingen im Januar 1945 in das Frauenarbeitslager Lenzing, ein Nebenlager des KZ Mauthausen in Lenzing an der Ager in Österreich, wo sie im Mai 1945 befreit wurde.[2] Ihre Eltern, Schwester Zelma-Schindel, ihr Bruder Alexander und seine Frau Chava sowie deren Kinder Samuel, Cvi, Lea wurden in Auschwitz ermordet.[1]
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs studierte Elsa Pollak ab 1949 erneut in Wien Bildhauerei, Kunst und Keramik bei dem Bildhauer und Maler Kurt Goebel. 1962 emigrierte sie mit ihrem Ehemann Abraham Adolf Pollak (* 1911) nach Israel und ließ sich in Herzlia nieder.[1] 1991 erhielt sie den Sussman-Preis für Künstler, die den Holocaust darstellen, verliehen von Yad Vashem.[2][3]
Werk
Elsa Pollak schuf viele monumentale Keramikskulpturen mit Bezug zu Auschwitz und der Shoah. Ihre Figuren weisen keine individuellen Züge auf, sondern symbolisieren die unmenschlichen Bedingungen in den Lagern. In ihrem Spätwerk finden sich auch installative Arbeiten.[2] In ihrer Kunst schöpfte sie aus ihren eigenen Erfahrungen im Konzentrationslager. Sie selbst sagte: „Der Mensch schuf diese Schrecken, aber er erfand keine Sprache, um sie zu beschreiben. Die Erinnerungen blieben lebendig und trieben mich unaufhörlich weiter. Und so kam ich zur Skulptur.“[4]

Elsa Pollaks Skulpturengruppe Auschwitz 5170, benannt nach ihrer Häftlingsnummer in Auschwitz, wird seit 1979 als eine von zwei Dauerausstellungen im Ghetto Fighters' House in Israel gezeigt.[5][6]
Im Jahr 1985 schuf sie aus Bronze die 3,45 Meter große Skulptur „Auschwitz“, in die Häftlingsnummern aus Auschwitz eingraviert sind. Die aus sechs übereinander angeordneten Zylindern bestehende Säule erinnert an einen Schornstein und nimmt Bezug auf die Krematorien der Konzentrationslager. Die Skulptur befindet sich in der Sammlung des Yad Vashem Kunstmuseums in Jerusalem.[7]
Gemeinsam mit dem belarussischen Künstler Leonid Levin schuf Elsa Pollak im Jahr 2000 für das Mahnmal „The Pit“ die Bronzeskulptur „The Last Way“. Sie zeigt eine Gruppe von zwanzig zum Tode verurteilten Figuren, darunter eine schwangere Frau und ein kleines Kind.[1] Das Werk steht an der Stelle, an der Nazi-Truppen etwa 5.000 jüdische Bewohner des nahegelegenen Minsker Ghettos erschossen hatten.
Ausstellungen (Auswahl)

- 2024: No Shadows No Bodies. Varda Getzow – Andrea Morein – Elsa Pollak (1911–2006). Keramikobjekte: Kinderschuhe, verbrannte Bücher, zerbrochene Schrifttafel, Odalisque Berlin (Gemeinschaftsausstellung)[2]
- 1985–1989: Kol mah she notar / All that has remained. Installation aus Hunderten keramischer Schuhen, Yad-Vashem-Museum, Jerusalem[2]
- 1985: Aufstellung der Skulptur Auschwitz. Yad Vashem, Jerusalem
- 1985: Dust to Dust. Eretz Israel Museum, Tel Aviv (Gemeinschaftsausstellung)
- 1979: Elsa Pollak: Auschwitz 5170. Ghetto Fighters' House, Kibbutz Lochamej haGeta’ot, Westgaliläa, Israel[5]
- 1970: Ceramic Israel 70. Tel Aviv Museum of Art, Tel Aviv (Gemeinschaftsausstellung)
- 1970: Ceramic Sculpture. Old Jaffa Gallery, Tel Aviv (Einzelausstellung)
- 1970: Ceramic Sculpture. Eretz Israel Museum, Tel Aviv (Einzelausstellung)[8]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d Elsa Pollack, a couple. In: Ghetto Fighters' House. Abgerufen am 14. September 2025
- ↑ a b c d e No Shadows No Bodies. In: odalisque-berlin.com. Abgerufen am 14. September 2025
- ↑ Elsa Pollak. In: Israel Museum Jerusalem. Abgerufen am 14. September 2025
- ↑ Batya Brutin: ‚Arbeit Macht Frei‘. Representations and Meanings in Art. De Gruyter 2024, ISBN 978-3-1111-7582-9, S. 30–32
- ↑ a b Ghetto Fighters' House. In: jewishvirtuallibrary.org. Abgerufen am 14. September 2025
- ↑ Anja Kurths: Shoahgedenken im israelischen Alltag. Der Umgang mit der Shoah in Israel seit 1948 am Beispiel der Gedenkstätten Beit Lohamei HaGetaot, Yad Vashem und Beit Terezin. Frank & Timme 2008, ISBN 978-3-8659-6177-8, S. 115
- ↑ Batya Brutin: Etched in Flesh and Soul. The Auschwitz Number in Art. De Gruyter 2022, ISBN 978-3-1107-3991-6, S. 117
- ↑ Elsa Pollak Exhibitions. In: Israel Museum Jerusalem. Abgerufen am 14. September 2025