Elfriede Wojaczek-Steffke
Elfriede Wojaczek-Steffke (* 24. März 1931 in Stachenwald/Mähren, Tschechoslowakische Republik; † 18. März 2024 in Berlin) war eine deutsche Autorin. Sie verfasste neben Kurzgeschichten und Gedichten einen autobiographischen Roman über ihre Kindheit im Sudetenland und die Vertreibung der deutschen Bevölkerung nach 1945. Er erschien in tschechischer und deutscher Sprache. Wojaczek-Steffke erwarb sich Verdienste bei der deutsch-tschechischen Aussöhnung.

Leben
Elfriede Wojaczek-Steffke verbrachte ihre Kindheit mit zwei Geschwistern in einer katholischen Familie in Stachenwald, einem Dorf im Kreis Neutitschein/Mähren. Ende 1946 erfolgte die Aussiedlung in die damalige Sowjetische Besatzungszone. Die Familie fand eine neue Heimat in Hennigsdorf bei Berlin. Nach dem Abitur 1951 studierte Elfriede Wojaczek-Steffke Tiermedizin an der Humboldt-Universität Berlin (Staatsexamen 1956, Promotion 1957) und arbeitete von 1956 bis 1961 am Veterinär- und Tiergesundheitsamt in Dresden. Nach ihrer Hochzeit mit dem Physiker Karl Wojaczek zog sie 1962 nach Berlin, wo sie bis 1972 als Tierärztin tätig war. Neben der Familie und einem starken sozialen Engagement widmete sie sich fortan dem Schreiben. Seit Januar 1978 besuchte sie den Zirkel schreibender Arbeiter „Maxim Gorki“. In der DDR erschienen zahlreiche Geschichten und Gedichte aus ihrer Hand. Ihr autobiographischer Roman „Vom geliebten zum gelobten Land“ konnte aus politischen Gründen erst nach der Wende veröffentlicht werden. 1995 kam er zunächst in tschechischer Übersetzung in Prag heraus. In Tschechien war es das erste Buch, das von der Vertreibung der deutschen Bevölkerung handelte. Es fand viel Beachtung und wurde als ein wichtiger Beitrag zu einer deutsch-tschechischen Aussöhnung gewürdigt. In deutscher Sprache erschien der Roman 1996 und 2001.
Elfriede Wojaczek-Steffke hatte zwei Kinder. In ihren Geschichten und Gedichten ging es der bekennenden Katholikin immer wieder um eine präzise Schilderung des Lebens in der DDR-Diktatur. Am 29. Oktober 1989 klagte sie bei einer großen öffentlichen Diskussionsveranstaltung vor dem Roten Rathaus, aufgrund persönlicher Erfahrungen, das Unrecht der Staatssicherheit an. Nach der Wende wurde sie Mitglied in der Ackermanngemeinde und engagierte sich mit Veröffentlichungen und Vorträgen für die Versöhnung zwischen Tschechen und Deutschen.
Elfriede Wojaczek-Steffke ist nicht zu verwechseln mit Elfriede Steffke, ihrer Mutter. Elfriede Steffke (1907–2000) war Lyrikerin. Ihre Gedichte erschienen in Anthologien verschiedener Verlage. Steffen Mensching veröffentlichte über sie 1980 einen Beitrag in der Literatur-Zeitschrift „Temperamente“. 2007 erschien ihr Sammelband „Ich hab mir Sonnenstrahlen aufgespart“. Elfriede Steffke wurde in Hennigsdorf als Heimatdichterin gewürdigt.
Werke (Auswahl)
- „Was tut’s“ in Musik des Lebens, Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1977
- „Leute von heute“ in Die Uhr des Baltus Kern, Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1979
- „Poesie eines Unfalls“, „Eine Liebesgeschichte“, „Der Bummelfritze“, „S-Bahn-Episode“, „Fräulein Schindler“, „Begegnung“ in Kirschblüten im Rauch, St. Benno-Verlag, Leipzig 1984 [1]
- „Hart stieß der Engel mich“, „Zwischen Halle und Weimar“ in Türklinken zum Leben St. Benno-Verlag, Leipzig 1990
- „Kerzen am Rathaus“, „Der Büchsenjunge“, „Schnee von gestern“ in Zwischen Gewalt und Gnade, Katholisches Hausbuch 1992. St. Benno-Verlag, Leipzig 1991
- Ze země milované, do země zaslíbené (Übersetzung: Marie Reslova), Institut pro stredoe vropskou Kulturu a Politiku, Prag 1995 [2]
- „Zukunft und Vergangenheit“, „Pflanz einen Baum“ in Wurzeln, Christliches Hausbuch 2000, St. Benno-Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-7462-1255-3
- Vom geliebten zum gelobten Land, Velten 1996, St. Benno-Verlag, Leipzig 2001, ISBN 3-7462-1492-0
- „Bockwurst-Aster“ in Berliner Geschichten, Berliner Verlag GmbH & Co., Berlin 2000
- „Der 17. Juni 1953“ in 17. Juni 1953 – Zeitzeugen berichten, (S. 67, 90 ff, 383 f), Peter Lange, Sabine Roß (Hrsg.), LIT VERLAG, Münster 2004, ISBN 3-8258-7685-3
- „Das Eignungsgespräch“, „Großmuttel“, „Schnee von gestern“, „Sturmgrillen“ in: Im Kreis, der Leben heißt, SchreibART e.V. Hrsg., Berlin 2006, ISBN 3-00-019010-4
- Geschichten und Gedichte aus der Schublade, Books on Demand, Norderstedt 2022, ISBN 978-3-7568-2969-9
Ehrungen
- 2004, Verdienstmedaille des Landschaftsrates Kuhländchen des Vereins Alte Heimat,
- 2014, Goldene Ehrennadel der Ackermanngemeinde[1]
Weblinks
- Meine DDR, Fernsehserie
- Elfriede Wojaczek-Steffke im Zirkel schreibender Arbeiter – Deutschlandfunk
- Geschichtsprojekt der Grundschule Fulnek (tschechisch)
- Elfriede Wojaczek-Steffke in der tschechischen Nationalbibliothek (tschechisch)
Einzelnachweise
- ↑ Redaktion Der Ackermann: Goldene Ehrennadel für Elfriede Wojaczek-Steffke. In: Der Ackermann. 2014, S. 20, abgerufen am 7. September 2025.