Elblandrevolte

Die Elblandrevolte ist eine rechtsextreme und neonazistische Gruppierung, die hauptsächlich im Raum Dresden und Ostsachsen[1] aktiv ist. Mitglieder der Elblandrevolte waren mehrfach an gewalttätigen Überfällen beteiligt, unter anderem bei einem Angriff auf den SPD-Politiker Matthias Ecke. Die Gruppe steht den Jungen Nationalisten nahe.

Organisation und Mitglieder

Die Elblandrevolte wurde Anfang 2024 im Vorfeld des jährlich in Dresden stattfindenden rechtsextremen „Trauermarsch“ am 11. Februar gegründet.[2][3] Die Gruppe entstand aus dem Umfeld der Jungen Nationalisten (JN), der Jugendorganisation der Partei Die Heimat (ehemals NPD). Häufig wird sie auch als „Stützpunkt“ oder Lokalgruppe der JN eingeschätzt.[2][4][5] Laut dem Verfassungsschutz Sachsen hat die Elblandrevolte Stand April 2025 ein „Potenzial“ von bis zu 40 Personen.[1] Als Anführer der Gruppe gilt der junge in Görlitz aufgewachsene Neonazi Finley Pügner.[6][1]

Das Kulturbüro Sachsen und die Opferberatungsstelle RAA Sachsen registrieren seit Anfang 2024 einen deutlichen Anstieg rechtsextremer Aktivitäten und Übergriffe in der Region, wobei vor allem viele jugendliche und teilweise minderjährige Personen in Erscheinung treten.[4][2] Auch die Elblandrevolte versucht hauptsächlich durch intensive Mobilisierung über soziale Medien, insbesondere TikTok, Instagram und Telegram, junge Menschen anzusprechen, und erreicht teilweise hunderttausende Klicks sowie tausende Abonnenten.[1][7][8] Durch ein besonders radikal erscheinendes Auftreten sollen dabei Sympathisanten gewonnen werden.[9] Laut der Zeit verlassen viele der neu angeworbenen Mitglieder die Elblandrevolte allerdings schnell wieder, wodurch der Aufbau einer langfristig aktionsfähigen Neonazigruppe derzeit verhindert werde. Die Gefahr als „Radikalisierungspipeline“ und von möglichen Gewalttaten durch permanentere Mitglieder dürfe trotzdem nicht unterschätzt werden.[10]

Die Elblandrevolte wird seit ihrer Gründung vom sächsischen Verfassungsschutz beobachtet und als rechtsextrem eingestuft.[11][12] Auch das Gemeinsame Extremismus- und Terrorismusabwehrzentrum (GETZ) von Bund und Ländern befasste sich mehrmals mit der Gruppe.[7]

Aktivitäten

Die Elblandrevolte ist in der lokalen und deutschlandweiten rechtsextremen Szene gut vernetzt, enge Verbindungen bestehen etwa zur Hooligan-Szene von Dynamo Dresden sowie zum sogenannten „Jugendblock“ aus Bautzen.[4][11][1][13][14]

Bei einem sogenannten „Aktivistentag“ Mitte 2025 trainierten Mitglieder der Elblandrevolte, als Gruppe einzelne Personen anzugreifen und zusammenzuschlagen.[10]

Teilnahme an Demonstrationen

Die Elblandrevolte beteiligt sich an Montagsdemonstrationen und rechtsextremen Aufmärschen in Görlitz,[15] Bautzen,[4] Dresden und Heidenau.[1] Ebenfalls beteiligte sich die Gruppe von Juni bis September 2024 maßgeblich an Gegenveranstaltungen zu CSD-Demonstrationen in Sachsen, etwa in Dresden,[16] Bautzen,[17] Döbeln[18] und Görlitz.[1][19] Einige Personen der Gruppe nahmen an Demonstrationen der Freien Sachsen, der Alternative für Deutschland, der Organisation Pegida[20] und sowohl 2024 als auch 2025 am rechtsextremen „Trauermarsch“ in Dresden teil.[1][2][4][13][21]

Angriff auf Matthias Ecke

Siehe auch: Europawahl in Deutschland 2024#Angriffe auf Kandidaten und Wahlkampfhelfer

Am späten Abend des 3. Mai 2024 wurde ein 28-Jähriger, der in Dresden-Striesen Wahlplakate der Grünen aufhing, von vier jungen Männern angegriffen und leicht verletzt. Er war aus Sicherheitsgründen gemeinsam mit der Lokalkoordinatorin Anne-Katrin Haubold und zwei weiteren Personen unterwegs gewesen, die Gruppe hatte sich aber aufgeteilt. Laut Haubold habe es bei dem Angriff eine klare Rollenverteilung gegeben: zwei hätten zugeschlagen, zwei abgesichert.[22][23]

Wenige Minuten später wurde der SPD-Europapolitiker Matthias Ecke beim Plakatieren etwa 100 Meter entfernt von vermutlich denselben Personen attackiert. Er erlitt Knochenbrüche im Gesicht und musste operiert werden.[24] Zwei der Angreifer bedrohten etwa eine Stunde später ein weiteres Plakatierteam der Grünen. Ein Mitglied des Teams berichtete, die Jugendlichen hätten ihnen gedroht, sie sollten ihre Plakate nicht aufhängen, sonst könne ihnen das Gleiche geschehen wie anderen an dem Abend.[22]

Nachdem sich einer der mutmaßlichen Täter gemeinsam mit seiner Mutter[25] zwei Tage später der Polizei stellte, konnten auch drei andere Verdächtigte identifiziert werden. Alle vier waren laut Polizeiangaben zwischen 17 und 18 Jahre alt.[26] Gegen drei der mutmaßlichen Täter wurde Anfang 2025 Anklage erhoben, der vierte Verdächtige hatte ein Alibi.[27] Mindestens einer der Verdächtigen war Mitglied der Elblandrevolte.[11][28] Laut dem ZDF stammten die Tatverdächtigen aus bürgerlichen Verhältnissen in der Dresdner Umgebung, waren jedoch alle im Neonazi-Millieu und im Umfeld der Elblandrevolte aktiv.[11] In der Anklage wurde der Angriff auf Ecke als Spontantat dargestellt und nicht der Elblandrevolte zugerechnet.[1]

Weitere Angriffe

Mitglieder der Elblandrevolte beteiligten sich Anfang 2024 an einer Zugreise von etwa 20 bis 30 jugendlichen Dresdner Neonazis nach Bautzen, um dort ein Demokratiefest zu stören. In einer Regionalbahn in der Rückrichtung wurden unbeteiligte Fahrgäste von drei 17-jährigen Mitgliedern der Gruppe derart bedroht und angegriffen, dass sie auf die Zugtoilette flüchten mussten.[1][4][29][27] Bei einer darauffolgenden Durchsuchung wurden Schreckschusswaffen gefunden.[1]

Der Anführer der Elblandrevolte, Finley Pügner, wurde schon 2023 mit zwei Attacken auf Passanten in Görlitz polizeibekannt.[1][6] Ende 2024 griff eine Gruppe von fünf vermummten jungen Erwachsenen um Pügner mit Schlaghandschuhen, Pfefferspray und Pyrotechnik eine Gruppe junger Linker an. Drei Personen, unter anderem die Görlitzer Linken-Politikerin Samara Schrenk, mussten im Krankenhaus behandelt werden.[1] Pügner musste deswegen ab Silvester wegen Verdunklungs- und Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft. Durch das Amtsgericht Görlitz wurde diese im März 2025 außer Vollzug gesetzt, da keine Fluchtgefahr mehr bestünde.[30] Die Staatsanwaltschaft legte vor dem Landgericht erfolgreich Revision ein, da weiterhin Wiederholungsgefahr bestünde. Zwei Wochen nach der Freilassung wurde Pügner daraufhin wieder festgenommen und einer Justizvollzugsanstalt zugeführt.[31] Mittlerweile wurde er wieder aus der Untersuchungshaft entlassen, hat sich laut der Zeit aber aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, woraufhin weitere Mitglieder der Elblandrevolte zu anderen lokalen rechtsextremen Organisationen abwanderten.[10]

Im November 2024 wurde eine Freiberger Aktivistin von einem Jugendlichen niedergeschlagen und getreten. Laut der Freien Presse stammte der Täter vermutlich aus dem Umfeld der Elblandrevolte.[32]

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k l m Konrad Litschko: Rechtsextreme Jugendszene: Brutal jung. In: Die Tageszeitung: taz. 2. April 2025, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. April 2025]).
  2. a b c d Martin Kaul, Helene Fröhmcke, WDR, und Sebastian Pittelkow NDR: Spuren in die rechtsextreme Szene nach Angriffen in Dresden. Abgerufen am 25. März 2025.
  3. Juri Wasenmüller: CSDs in Sachsen: Menge schafft Mut. In: Die Tageszeitung: taz. 12. August 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. April 2025]).
  4. a b c d e f Einschätzung zu der Gruppe „Elblandrevolte“. In: Kulturbüro Sachsen e.V. 7. Mai 2024, abgerufen am 25. März 2025.
  5. Gewalt in Sachsen: Razzien und Festnahme nach brutalem Angriff auf Linkenpolitikerin in Görlitz. In: Der Spiegel. 31. Dezember 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. März 2025]).
  6. a b Chef der „Elblandrevolte“: Politiker-Prügler wegen weiterer Schlägerei angeklagt. 28. Januar 2025, abgerufen am 3. April 2025.
  7. a b Thilo Alexe: Junge Rechtsextremisten aus Sachsen: Gruppe „Elblandrevolte“ im Fokus deutscher Sicherheitsdienste. 2. November 2024, abgerufen am 3. April 2025.
  8. Johannes Kiess und Gideon Wetzel: So entwickelt sich die Telegramszene in Sachsen. 31. Juli 2024, abgerufen am 3. April 2025.
  9. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Monatsbericht Juni 2024. Dresden Juli 2024, S. 23 (sachsen.de [PDF]).
  10. a b c Michael Krell: Pride-Parade in Bautzen: Wie der Neonazi-Protest zur Randnotiz wurde. In: Die Zeit. 13. August 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 18. August 2025]).
  11. a b c d Angriff auf Ecke: Neonazi-Gruppe im Visier der Behörden. 17. Mai 2024, abgerufen am 26. März 2025.
  12. Juri Wasenmüller: CSDs in Sachsen: Menge schafft Mut. In: Die Tageszeitung: taz. 12. August 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. April 2025]).
  13. a b Juri Wasenmüller: CSDs in Sachsen: Menge schafft Mut. In: Die Tageszeitung: taz. 12. August 2024, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 3. April 2025]).
  14. Gideon Wetzel: Are the kids far-right? In: Amadeu Antonio Stiftung, Else-Frenkel-Brunswik-Institut (Hrsg.): EFIB Digital Report 2024. Nr. 03, 21. September 2024, S. 11 f. (amadeu-antonio-stiftung.de [PDF]).
  15. Marc Hörcher: Wie sich die Extremisten der Görlitzer Montagsdemo voneinander abspalten. 26. November 2024, abgerufen am 3. April 2025.
  16. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Monatsbericht Juni 2024. Dresden Juli 2024, S. 19 (sachsen.de [PDF]).
  17. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Monatsbericht August 2024. Dresden Oktober 2024, S. 20 f. (sachsen.de [PDF]).
  18. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Monatsbericht September 2024. Dresden November 2024, S. 10 (sachsen.de [PDF]).
  19. Landesamt für Verfassungsschutz Sachsen (Hrsg.): Monatsbericht September 2024. Dresden November 2024, S. 11 (sachsen.de [PDF]).
  20. Lukas Jocher,Simon Schug: Ein letztes Mal durch Dresden spaziert. Abgerufen am 12. April 2025.
  21. Michael Krell: Trauermarsch in Dresden: Junge Neonazis halten den Dresdner Opfermythos am Leben. In: Die Zeit. 26. März 2025, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 12. April 2025]).
  22. a b Anne Hähnig: Erst schlagen sie, dann prahlen sie. In: ZEIT online. 7. Mai 2024.
  23. Sara Wess: (S+) Grünen-Mitglied über Angriff in Sachsen: »Der Angreifer verpasste meinem Kollegen einen Faustschlag ins Gesicht«. In: Der Spiegel. 5. Mai 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. März 2025]).
  24. tagesschau.de: 17-Jähriger stellt sich nach Angriff auf SPD-Politiker in Dresden. Abgerufen am 25. März 2025.
  25. Michael Bartsch: Im Wahljahr drohen rechte Allianzen. In: taz.de. 7. Mai 2024.
  26. Alle vier Verdächtigen nach Angriff auf SPD-Politiker Ecke identifiziert. Abgerufen am 25. März 2025.
  27. a b Eric Hofmann: Politiker verprügelt-Anklage gegen rechte Teenie-Bande. In: Dresdner Morgenpost. 1. Februar 2025, S. 10.
  28. Drogendelikte und Rechtsextremismus – Das ist über die Schläger von Dresden bekannt. 8. Mai 2024, abgerufen am 26. März 2025.
  29. Tim Weimer: Nach Montagsdemo in Bautzen: Staatsschutz ermittelt zu Auseinandersetzung im Trilex-Zug. In: sächsische.de. 3. April 2024 (saechsische.de).
  30. Susanne Sodan: Nach Angriff auf Linke in Görlitz: Bekannter Rechtsextremist aus U-Haft entlassen. 12. März 2025, abgerufen am 18. August 2025.
  31. Hin und Her um "Elblandrevolte"-Chef: Neonazi nun wieder im Knast. 18. März 2025, abgerufen am 18. August 2025.
  32. Siiri Klose: Freibergerin erlebt rechte Gewalt. In: Freie Presse | Freiberger Zeitung. 16. Januar 2025, S. 10 (freiepresse.de).