Schienenverkehr auf Mallorca

Triebzug der SFM im Vorort Son Cladera von Palma
Triebwagen 2 der FS in Sóller

Der Schienenverkehr auf Mallorca umfasst heute ein Streckennetz mit rund 119 Kilometern Länge. Dieses wird von der staatlichen Serveis Ferroviaris de Mallorca (SFM) und der privaten Ferrocarril de Sóller (FS) betrieben. Vor den Stillegungen betrug allein die Länge der nicht zur FS gehörenden Strecken 236 Kilometer, zudem verkehrte in Palma und den Vororten die Straßenbahnl.

Strecken

Estació Intermodal de Palma (2023)
Bahnhof Inca und Zug der CAF Reihe 81/83 (2014)

Das Streckennetz der Serveis Ferroviaris de Mallorca ist meterspurig und hat Stand 2025 eine Länge von knapp 87 Kilometern, wovon die Abschnitte Palma–Inca seit 1931 und Palma–UIB seit der Eröffnung 2007 zweigleisig sind. Konkret sind dies

  • die Strecke Palma–Inca mit den beiden Fortsetzungen Inca–Sa Pobla und Inca–Manacor;
  • die grob parallel zur Strecke der FS nach Sóller verlaufende Strecke der Metro de Palma vom Stadtzentrum von Palma über das Universitätsgelände bis zum Parc Bit.

Die Ferrocarril de Sóller SA betreibt die Eisenbahnstrecke von Palma an die Nordküste nach Sóller (27 km) sowie die anschließende Straßenbahn von Sóller nach Port de Sóller (5 km), beide mit einer Spurweite von 914 mm. Die Strecke überwindet dabei die Berge der Serra de Tramuntana, weshalb sie 13 Tunnel, darunter einen Kehrtunnel, sowie das 52 Meter langes Viadukt Cinc Ponts aufweist.

Streckenübersicht

  • Palma–Santa Maria–Consell–Inca
  • Inca–Enllaç–Muro–Sa Pobla
  • Inca–Enllaç–Sineu–Manacor–Artà
  • Santa Maria–Felanitx
  • Consell–Alaró (Privatbahn)
  • Palma–Llucmajor–Campos–Santanyí
  • Palma–Sóller–Port de Sóller (Privatbahn)
  • Palma Stadt–Palma Universität–Parc Bit (Metro)

(fett hervorgehobene Strecken sind in Betrieb)

Eröffnungs- und Stilllegungsdaten

(der heute staatlichen Strecken)

Streckenabschnitt Länge
(km)
eröffnet eingestellt Bemerkungen
Palma–Inca 28,60 1875 Betrieb durch SFM
Palma–Hafen 2,90 1877 1931 oberirdisch, durch Tunnel ersetzt
Inca–Sinéu 13,84 1878
2002
1977 Nach Grundsanierung wieder in Betrieb durch SFM
Inca–Sa Pobla 13,10 1878
2001
1981 Nach Grundsanierung wieder in Betrieb durch SFM
Sinéu–Manacor 21,31 1879
2003
1977 Nach Grundsanierung wieder in Betrieb durch SFM
Consell–Alaró 3,72 1881 1941
Santa Maria–Felanitx 42,79 1897 1964
Palma–Llucmajor 30,72 1916 1964 Einstellung im Zuge des Baus des Flughafens von Palma

angedachte Reaktivierung als Straßenbahn[1] unwahrscheinlich[2][3]

Llucmajor–Santanyí 17,50 1917 1964
Manacor–Artà 30,35 1921 1977 Grundsanierung wurde 2011 aus finanziellen Gründen kurz vor Abschluss ergebnislos abgebrochen[4]
Palma–Inca (2. Gleis) 28,60 1931 Betrieb durch SFM
Palma–Hafen (Stadttunnel) 2,13 1931 1964 Ersetzte die oberirdische Führung
Plaça d’Espanya – Universitat des Illes Balears (UIB) (Metro Palma) 8,5 2007 Betrieb durch SFM
Inca–Enllaç (zweites Gleis) ? 2009 Betrieb durch SFM
Palma–Inca–Enllaç (Elektrifizierung) ? 2012 Betrieb durch SFM
Enllaç–Sa Pobla (Elektrifizierung) ? vor 2019 Betrieb durch SFM
Enllaç–Manacor (Elektrifizierung) ? 2019 Betrieb durch SFM
UIB–Parc Bit 1,4 2025 Betrieb durch SFM

Zwischen der U-Bahn und der Stammstrecke der Serveis Ferroviaris de Mallorca gibt es im Bahnhof Plaça d’Espanya eine Gleisverbindung, beide verfügen jedoch auf dem gemeinsamen Tunnelabschnitt jeweils über zwei eigene Gleise.

Geschichte

Eisenbahnstrecken auf Mallorca
Dieseltriebzug der FEVE in Inca, 1990
Dieseltriebzug Reihe 61 der SFM in Inca

Die erste Eisenbahn auf Mallorca wurde vom einheimischen Ingenieur Eusebi Estada i Sureda (1843–1917) geplant und am 24. Februar 1875 eröffnet. Die in einer Spurweite von 914 mm (drei englische Fuß) angelegte Strecke der Ferrocarriles de Mallorca (FM) führte von Palma nach Inca. Bis 1927 wurde die Bahnstrecke in zwei Ästen über Manacor nach Artà sowie über Muro nach Sa Pobla verlängert. Zudem wurde eine Zweigstrecke von Santa Maria nach Felanitx errichtet. Eine weitere Strecke verband Palma über Llucmajor mit Santanyí. Im Jahre 1931 wurde der vielbefahrene Abschnitt Palma–Inca zweigleisig ausgebaut.[5]

Die private Ferrocarril de Alaró nahm 1881 die Strecke Consell–Alaró in Betrieb[6]. Die ebenfalls private Ferrocarril de Sóller wurde am 5. November 1905 gegründet. Sie errichtete die Strecke Palma–Sóller, die das Tramuntana-Gebirge mit mehreren Tunnels durchquert, ebenfalls mit einer Spurweite von 914 mm. Schon 1927 wurde die Strecke von Siemens-Schuckert elektrifiziert, um die Rauchbelastung in den Tunnels zu reduzieren.

Eine erste Stilllegung traf 1941 die Strecke Consell–Alaró. Die Strecken der FM wurden von der 1965 gebildeten, staatlichen spanischen Schmalspureisenbahngesellschaft FEVE übernommen. Der neue Betreiber beschaffte Dieseltriebwagen und vereinheitlichte die Spurweite seiner Strecken auf Meterspur. Ferrocarril de Sóller blieb selbständig und behielt ihre Spurweite. Damit war ein Wagenübergang, der auch vorher ohnehin nur selten praktiziert wurde, nicht mehr möglich. 1964 und 1977 folgten weitere Stilllegungen, so dass nur noch die Strecken Palma–Sóller und Palma–Inca in Betrieb waren. Die geschlossenen Streckenabschnitte wurden jedoch nicht abgebaut. 1994 gründete die Regierung der Balearen die SFM, die in der Folge die FEVE-Strecke Palma–Inca übernahm und ein Modernisierungsprogramm begann. Zudem wurden die stillgelegten Strecken nach Sa Pobla (2001) und Manacor (2003) wieder aufgebaut. In den Jahren 2005 bis 2007 wurde zudem der Haupt- und Endbahnhof in Palma unter die Erde verlegt.

Die Metro de Palma wurde am 25. April 2007 eröffnet. Die Strecke mit einer Spurweite von 1000 mm verbindet das Stadtzentrum mit dem Gelände der Universität der Balearen. Die Strecke Richtung Inca verläuft seitdem bis zum Autobahnring in einem gemeinsamen Tunnelbauwerk mit der Strecke der Metro. Während die Metro von Anfang an elektrisch betrieben wurde, war der Tunnelabschnitt der Strecke Palma–Inca beim Bau nur auf die Elektrifizierung mit Deckenstromschienen vorbereitet worden.

Im März 2010 begannen die Arbeiten zum Wiederaufbau des Abschnittes von Manacor nach Artà; dieser sollte als sogenannter Tren-Tram mit Niederflureinstiegen entstehen. Bereits im Frühjahr 2011 wurden für die geplante Inbetriebnahme sechs dreiteilige Stadtbahnfahrzeuge des Typs Vossloh Citylink geliefert. Aufgrund ungeklärter Finanzierung wurde Ende Juli 2011 ein Baustopp für den Streckenneubau verhängt.[7] Vorhandene Bauwerke (Hallen, Trassen, Unterführungen, Verkehrsverlegungen) liegen seitdem brach. Im April 2013 ließ die Regionalregierung verlauten, dass die Strecke nicht mehr wiederaufgebaut werde. Die Trasse wird seit 2014 als touristischer Radweg (Via Verde) benutzt.[8]

Die Elektrifizierung des Abschnitts Palma–Inca–Enllaç mit 1500 V Gleichspannung wurde am 16. Februar 2012 in Betrieb genommen.[9] In Enllaç trennen sich die Streckenäste nach Sa Pobla und Manacor. Seit der Einweihung des letzten, 32 Kilometer langen Teilstücks zwischen dem Bahnhof Enllaç und Manacor am 8. Januar 2019 ist das gesamte Streckennetz der SFM elektrifiziert.

Organisation des Verkehrs

Die Aufsicht über den Verkehr auf den Balearen untersteht dem Govern de les Illes Balears, genauer dem Ministerium für Verkehr- und Bauwesen. Die Transport de Illes Balears (TIB) koordiniert als Zentralgesellschaft den Omnibus-, Bahn-, Flug- und Schiffsverkehr.

Planungen

Eine Verlängerung der Strecke von Sa Pobla bis nach Alcúdia wird gelegentlich diskutiert. Damit würden die beiden größten mallorquinischen Häfen auf der Schiene verbunden.[10]

Baubeginn für eine Straßenbahnstrecke zum Flughafen von Palma[11][12] sollte ursprünglich 2023 sein,[13] auch war eine weitere Linie zum Landeskrankenhaus Son Espases geplant.[14][15] Nach dem Wechsel der Landesregierung im Juni 2023 wurde dieser Plan mangels nicht ausreichender erwarteter Zuschüsse der Zentralregierung aufgegeben[16] und 2025 durch Planungen für eine teilweise Reaktivierung der Strecke von Palma nach Santanyí mit im Bereich der Innenstadt neu unterirdischer Streckenführung ersetzt. Beginnend am Konservatorium, sollen Son Costa–Son Fortesa als Umsteigehaltestelle, das Krankenhaus Son Llàtzer, Es Coll de’n Rabassa, der Flughafen, Ses Cadenes und Llucmajor angebunden werden.[17] Eine Weiterführung bis Campos ist möglich. Da ein Drittel der 30 km Streckenlänge unterirdisch verlaufen soll, wird mit Gesamtkosten von 811 Millionen Euro gerechnet.[18][19]

Siehe auch

Literatur

  • J. Pere Brunet Estarelles: La Companyia dels Ferrocarrils de Mallorca. Institut D’Estudis Baleárics, 1994, ISBN 84-87026-34-6 (katalanisch).
  • Nicolau S. Cañellas Serrano: El Ferrocarril a Mallorca. La via del progrés. Edicions Documenta Balear, Palma de Mallorca 2001, ISBN 84-95694-17-4 (katalanisch).
  • Ekkehard Schönherr: Modernes Mallorca. Von der "Insel mit Industrie" zum "Touristenparadies". Logos-Verlag, Berlin 2019, ISBN 978-3-8325-4989-3.
  • Klaus-Jürgen Vetter, Sarah Wolff: Mallorca mit dem Zug entdecken. Bruckmann-Verlag, München 2001, ISBN 3-7654-7180-1.
  • Klaus-Jürgen Vetter, Wolfgang Heitzmann, Sarah Wolff: Eisenbahnparadies Mallorca. GeraMond, 2004, ISBN 3-7654-7254-9.
Commons: Schienenverkehr auf Mallorca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Transport de Illes Balears. (katalanisch, spanisch).
  • Ferrocarril de Sóller.
  • Eisenbahn auf Mallorca. Archiviert vom Original am 13. Januar 2014; (Grundlage für diesen Artikel).
  • Bahn-, Bus- und Fährverbindungen.
  • Tren de Soller. In: AlpenTunnel.de. (Bilder und Video).
  • Eisenbahn auf Mallorca. (Bilder, Infos).
  • Trens de Mallorca (spanisch: Die Züge Mallorcas).
  • spanishrailway.com

Einzelnachweise

  1. Línia de Santanyí. In: trensdemallorca.com. Abgerufen am 6. September 2019 (spanisch).
  2. Erik Buch: Fünf neue Züge von CAF für die Vorortbahnen auf Mallorca – aber keine Tram. In: Internetauftritt Urban Transport Magazin. 1. Dezember 2023, abgerufen am 17. April 2025.
  3. Andrés Martínez, Johannes Krayer: Zug zum Flughafen: Das sind die Änderungen an der Streckenführung. In: Mallorca Zeitung. 31. März 2025, abgerufen am 7. April 2025.
  4. Endgültiges Aus für Eisenbahnstrecke Manacor-Artà. In: Mallorca Zeitung. 19. April 2013, abgerufen am 28. Januar 2021.
  5. La Nación (Madrid), 27. Dezember 1928, Seite 6
  6. Spanish Railway » Blog Archive » Ferrocarril de Alaró (Consell-Alaró). Abgerufen am 6. September 2019 (spanisch).
  7. Bahnausbau auf Mallorca. In: Eisenbahn-Revue International. Nr. 6, 2010, S. 297.
  8. Vía Verde Manacor - Artà-Inicio. GOVERN ILLES BALEARS, abgerufen am 28. Januar 2021 (spanisch).
  9. eisenbahn-magazin 4/2012, S. 23.
  10. El trazado norte de la línea ferroviaria sa Pobla-Alcúdia, el más viable técnicamente. 12. Februar 2009, abgerufen am 6. September 2019 (spanisch).
  11. Mit der Tram zum Ballermann. Abgerufen am 28. Januar 2021.
  12. Mallorca plant Straßenbahn zu Flughafen und Playa de Palma. Abgerufen am 28. Januar 2021.
  13. Erik Buch: Neue Hoffnung auf eine moderne Straßenbahn in Palma de Mallorca. In: Urban Transport Magazine. 11. November 2022, abgerufen am 6. April 2025.
  14. Straßenbahn in Palma de Mallorca soll über Gleise des Roten Blitzes bis Son Espases fahren. Abgerufen am 28. Januar 2021.
  15. mallorcazeitung.es: So soll die neue Straßenbahn von Palma bis Son Espases fahren. Abgerufen am 28. Januar 2021.
  16. Andreas John, Nekane Domblás: Airport-Straßenbahn weg, Bahn-Verlängerung weg: Balearen-Regierung streicht Etat zusammen. In: Mallorca Magazin. 8. November 2023, abgerufen am 6. April 2025.
  17. Frank Feldmeier: Zug fahren auf Mallorca: Das sind die Details der geplanten Strecke zum Flughafen und nach Llucmajor. In: Mallorca Zeitung. 12. Oktober 2024, abgerufen am 7. April 2025.
  18. Andrés Martínez, Johannes Krayer: Zug zum Flughafen: Das sind die Änderungen an der Streckenführung. In: Mallorca Zeitung. 31. März 2025, abgerufen am 7. April 2025.
  19. Mehr als 20 Kilometer lang, auch zum Flughafen! Neuer Wunderzug soll auf Mallorca gebaut werden. Sollte keine Wirtschaftskrise dazwischenkommen oder die Sozialisten wieder regieren, dürfte eine neue Zuglinie auf Mallorca entstehen. Alles wurde bereits durchgeplant. In: Internetauftritt Mallorca Magazin. 31. März 2025, abgerufen am 17. April 2025.